Kultiviertheit
Kultiviertheit bezeichnet eine Lebensweise, die sich als höherwertig oder "feiner", als von der Lebensweise der meisten Menschen positiv abgehoben, versteht. Sie beschränkt sich in der Regel auf die äußeren Lebensumstände, also zum Beispiel eine besonders feine Art des Verbrauchs von Gütern oder eine vornehme Art von Tätigkeiten zu bezeichnen. (Esskultur der fine cuisine, Künste und Musik). Die Unterscheidung beruht dabei auf einer arbiträren, nicht objektiv begründbaren Definition der "höherwertigen" Lebensweise (z.B. dass Leberpastete "besser" sei als Pommes Frites, oder der Opernbesuch einen höherwertigen Kunstgenuss darstelle als beispielsweise das Betrachten eines Fußballspieles).Verwandt aber weniger auf einen bestimmten Habitus bezogen ist der Begriff "kultiviert" abgeleitet von Kultivierung. Der Kulturphilosoph und Soziologe Georg Simmel bezeichnete einen Zustand dann als kultiviert, wenn er seine durch natürliche Entwicklung erreichbare Vollendung übersteigt und von einem teleologisch ausgerichtetem Willen dahingehend geformt wird. Von Kultivierung kann nach Simmel aber nur gesprochen werden, wenn dieser Eingriff des Willens ein bereits im Naturzustand inhärentes Strukturprinzip aufgreift bzw. weitertreibt. So fällt die Züchtung der essbaren Birne aus der ursprünglichen (natürlichen) Holzbirne unter Kultivierung, die Umarbeitung des Baumes in einen Segelmast aber nicht.