Kugelstoßen
Das '''Kugelstoßen ist eine Disziplin der Leichtathletik.
Table of contents |
2 Technik 3 Berühmte Kugelstoßer 4 Rekorde und Dopingproblematik |
Stoß- und Wurfwettbewerbe mit schweren Steinen gab es schon in der Antike. Homer berichtet darüber beispielsweise in der Ilias. Wahrscheinlich ist das Kräftemessen mittels Weitwurf schwerer Gegenstände auch schon seit viel früherer Zeit Bestandteil der menschlichen Kulturgeschichte, da es eine Variation natürlicher Bewegungsabläufe ist.
Später wurden Metallstücke, Kanonenkugeln und andere geeignete Gegenstände verwendet.
Die bis heute gültigen Grundmaße und Gewichte (für Männer) wurden 1860 festgelegt. Das Gewicht der Kugel beträgt genau 16 Pfund (7,257 kg). Gestoßen wurde damals noch aus einem Quadrat mit 7 Fuß (2,13 m) Seitenlänge. 1906 wurde aus dem Quadrat ein Kreis mit demselben Durchmesser. Bei den Frauen wiegt die Kugel genau 4 kg. Sie muss laut Reglemnet vollkommen rund und die äußere Hülle darf nicht weicher als Messing sein. Der Schwerpunkt muss in der Mitte liegen. Ansonsten können beliebige Materialien verwendet werden. Die meisten Kugeln im Wettkampfsport bestehen aus Eisenlegierungen mit oder ohne farbiger Beschichtung; für den Schulsport und Training kommen auch andere Materialien in Frage. Der Durchmesser muss zwischen 110 und 130 mm (Männer) bzw. 95 und 110 mm (Frauen) betragen. Der Stoßring ist in Abwurfrichtung mit einem bogenförmigen Balken (meist aus Holz von wenigen cm Höhe versehen, der während des Versuchs vom Athleten nur an der Innenseite berührt werden darf. Der Abwurfsektor wurde von der IAAF zum 1.Januar 2003 von 40° auf 34,92° Öffnungswinkel verkleinert. Die Kugel muss innerhalb des Sektors aufkommen. Sie darf nach Beginn des Versuchs nicht unter Schulterhöhe gesenkt und nicht geworfen werden. Der Athlet darf den Ring nicht verlassen und den Balken nicht be- oder übertreten, solange die Kugel nicht aufgekommen ist. Gemessen wird die Weite vom bis zur Einschlagstelle (nächster Eindruck zum Ring).
Kugelstoßen zählt zu den Wurfdisziplinen und ist die dritte Disziplin des Zehnkampfs. Es ist seit 1896 bei den Männern und seit 1948 bei den Frauen olympische Disziplin.
Kugelstoßen ist eine technisch anspruchsvolle Disziplin, die hohe Koordinationsfähigkeit und enorme Schnellkraft erfordert.
Die Kugel wird auf die Fingerwurzeln der Wurfhand gelegt und seitlich neben dem Kinn am Hals gehalten.
Für den Schulsport und das Erlernen empfehlen Sportwissenschaftler den Standstoß bzw. den Stoß mit Nachstellschritt. Dabei wird der Oberkörper nur leicht geneigt und bewegt sich in einer Streck-Drehbewegung mit Beinunterstützung von einer seitlichen Grundposition in Abwurfrichtung.
Die Rückenstoß- oder Angleittechnik wurde in den 1950er Jahren vom US-Amerikaner Parry O'Brien eingeführt, der damit mehrere Jahre das Kugelstoßen dominierte. Dabei dreht sich der Athlet in stark gebeugter Haltung mit dem Rücken zur Stoßrichtung ein und dreht sich in einem flüssigen Bewegungsablauf in die gestreckte Abwurfphase, wobei ein Bein während der Halbdrehung zusätzlichen Schwung verleiht. Während des Abwurfs wird das Gewicht auf das Schwungbein verlagert.
Die Drehstoßtechnik wurde 1976 vom sowjetischen Kugelstoßer Alexander Baryshnikow eingeführt, der damit erstmals die 22-Meter-Marke erreichte. Der Athlet vollführt dabei eine eineinhalbfache Drehung, bei der das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagert wird. Die durch die Drehung verursachte Beschleunigung des Körpers wird auf die Kugel übertragen. Diese Technik kann für besonders schwere Athleten von Vorteil sein, ist aber auch die technisch anspruchsvollste.
Die Vorteile der Drehstoßtechnik kommen nur bei otimalem Bewegungsablauf und extrem guter Koordinationsfähigkeit zur Geltung. Deshalb beherrschte die Angleittechnik mit Athleten wie Udo Beyer, Ulf Timmermann und Werner Günthör auch lange Zeit danach noch die großen internationalen Wettbewerbe. Erst seit Ende der 1990er Jahre wurde die Drehstoßtechnik mit Siegen US-amerikanischer Athleten wieder zunehmend beliebter.
Generell eignet sich das Angleiten mehr für große athletische Sportler, der Drehstoß für etwas kleinere, aber sehr schwere Werfer.
Der erste Star des Kugelstoßens war Anfang des 20. Jahrhunderts der US-Amerikaner Ralph Rose, dessen Weltrekord von 15,54 m rund 18 Jahre lang nicht überboten werden konnte. Er gewann 1904 bei den Olympischen Spielen in St. Louis mit 19 Jahren die Goldmedaille und war damit der bisher jüngste Olympiasieger aller Zeiten im Kugelstoßen.
Zwischen 1952 und 1956 beherrschte der US-Amerikaner Parry O'Brien diese Disziplin. 116 Wettbewerbe hintereinander blieb er ungeschlagen. Er gewann zwei olympische Goldmedaillen und gilt als Begründer der O'Brien-Technik (Rückenstoß- oder Angleittechnik), die heute noch verwendet wird.
Seit Mitte der 1970er Jahre beherrschte der DDR-Athlet Udo Beyer oft die internationale Konkurrenz. Von 1977 bis 1987 war er elf mal in ununterbrochener Folge DDR-Meister, verbesserte 1986 den Weltrekord auf 22,64 m, gewann bei Olympia 1976 Gold, 1980 Bronze, war mehrfach Europameister und Weltcupsieger, zweimal Hallenweltmeister und gewann zahlreiche bedeutende internationale Sportfeste. Obwohl er nach den Olympischen Spielen 1988 schon seinen Rücktritt erklärt hatte, trat er nach der politischen Wende in Ostdeutschland wieder in den Ring, wurde 1992 Deutscher Meister und beendete nach der Olympiateilnahme in Barcelona (im Vorkampf ausgeschieden) im gleichen Jahr endgültig seine Karriere.
Mitte der 1980er Jahren begann die große Zeit von Beyers designiertem Nachfolger, schärfstem Rivalen und gutem Freund Ulf Timmermann. Er stieß als erster die Kugel über 23 Meter (23,06 m) weit und wurde 1988 Olympiasieger. Bis 2004 schaffte es kein Athlet, mehr Wettkämpfe mit Weiten über 22 Metern zu beenden als Ulf Timmermann. Timmermann zählte mit ca. 115 bis 120 kg Wettkampfgewicht eher zu den "Leichtgewichten" seiner Sportart, gilt aber bei vielen Fachleuten als der beste Techniker aller Zeiten. 1992 beendete er nach einem fünften Platz in Barcelona zusammen mit Beyer seine internationale Karriere.
Der Dritte "Große" im europäischen Kugelstoßen war der Schweizer Werner Günthör, der 1986 Europameister und 1987, 1991 und 1993 Weltmeister wurde. 1988 gewann er bei den Olympischen Spielen in Seoul Bronze.
Bei den Frauen dürfte nur die Deutsche Astrid Kumbernuss eine vergleichbare Erfolgsliste aufzuweisen haben. Sie wurde drei Mal Weltmeisterin (1995, 1997, 1999) und Olympiasiegerin 1996 in Atlanta.
Die erste offiziell registrierte Weltrekordlerin war 1934 Gisela Mauermeyer aus Deutschland.
So dominant wie bei den Männern die US-Amerikaner, waren bei den Frauen die Sportlerinnen der damaligen UdSSR, die bis in die 1960er Jahre das Maß aller Dinge darstellten. Erst Margitta Gummel aus der DDR konnte Ende der Sechziger in diese Phalanx einbrechen. Ihr folgten weitere DDR-Sportlerinnen wie Ilona Slupianek (1980er Jahre), die sich mit den sowjetischen Athletinnen in den Sieger- und Rekordlisten abwechselten.
Natalya Lysowskaja hält bei den Frauen seit 1987 den Weltrekord von 22,63 m.
Bei den Männern ist es Randy Barnes, der die Kugel 1990 auf 23,12 m wuchtete.
Allein das Alter dieser Rekordweiten lässt die Frage aufkommen, warum sie so lange Bestand haben. Vorher wurde der Rekord bei den Männern seit 1948 im Durchschnitt etwa alle 2,5 Jahre um 34 cm verbessert, bei den Frauen alle 2 Jahre um rund 45 cm.
Seit Mitte der Neunziger Jahre gingen bei allen internationalen Wettkämpfen die Spitzenweiten auffällig stark zurück. 22 Meter (Männer) bzw. 21 Meter (Frauen) sind seitdem schon Weiten, die nur von wenigen Weltklasseathleten erreicht werden.
Dass im Leistungssport seit Jahrzehnten mit Doping gearbeitet wurde, ist bekannt. Rekorde garantieren hohe Einnahmen. Besonders die Leichtathletik wurde und wird immer wieder von Skandalen belastet, wenn Spitzenathleten der Einnahme unerlaubter Mittel zur Leistungssteigerung überführt werden. Bei manchen Frauen führten die Hormonbehandlungen zur unübersehbaren Vermännlichung. Außerdem drohen den Sportlern gesundheitliche Spätfolgen, die oft bis zur Invalidität führen.
Im Kugelstoßen war lange Zeit eine Spitzenplatzierung nur durch Anwendung anaboler Steroide möglich. Alle drei Medaillengewinner der Olympischen Spiele 1992 wurden nachträglich des Dopings überführt. Auch der Inhaber des noch gültigen Weltrekords, Randy Barnes, hat gedopt, ebenso seine Kollegen M.Stulce und C.J.Hunter (alle USA).
Die durch den Zusammenbruch des Ostblocks entstandene internationale Entspannung entließ auch den Sport aus seiner Funktion als Mittel zum Wettstreit politischer Ideologien. Inzwischen wurde eine internationale Dopingagentur gegründet, die mit systematischen Kontrollen den Missbrauch und die Manipulation erfolgreich zurückdrängt. Deutschland ist eines der vorbildlichsten Länder bei der Mitarbeit und auch andere Länder bekämpfen das Doping ihrer Spitzensportler. Leider schließen die Verbände und Sportfunktionäre der USA sich nur widerstrebend den Bemühungen um einen sauberen Sport an. Sie weigern sich oft, die Namen ermittelter Dopingsünder zu veröffentlichen, verzögern Trainingskontrollen durch ausländische Kontrolleure und verschleiern Ergebnisse von Kontrollen. So kommt es immer wieder zu Dopingskandalen bei großen internationalen Veranstaltungen, bei denen US-Sportler positiv getestet wurden.
Der schon erwähnte C.J. Hunter, Weltmeister von 1999 wurde bereits vor den Olympischen Spielen 2000 in Sydney mehrmals positiv getestet. Sein Landsmann Kevin Toth, WM-Vierter von 2003 wurde bei den Nachkontrollen der WM überführt. Später wurde bekannt, dass der bis dahin relativ unbekannte Athlet bereits bei den regionalen Qualifikationen in Kansas wenige Monate zuvor 22,63 m stieß, die zweitgrößte Weite seit 1990 und damit weiter als die gesamte Weltspitze. Trotzdem unterließen die verantwortlichen US-Funktionäre eine Kontrolle bzw. veröffentlichten nichts von den Ergebnissen, falls doch eine Kontrolle stattgefunden hat.Geschichte und Regeln
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