Kreisverkehr
Kreisverkehre (auch Kreisverkehrsplätze, umgangssprachlich Kreisel) dienen straßenbaulich der Optimierung des Verkehrsflusses.In Deutschland waren sie lange Jahre ohne Bedeutung und das Verkehrszeichen "Kreisverkehr" wurde sogar aus der StVO entfernt. Kreisverkehrsplätze wurden in den siebziger Jahren häufig in lichtsignalgeregelte Kreuzungen umgebaut. In anderen Ländern, zum Beispiel Frankreich und Großbritannien, fanden und finden Kreisverkehre häufige Verwendung. Erst in den letzten Jahren erleben Kreisverkehre auch in Deutschland wieder eine Renaissance. Mit Änderung der StVO vom 11.12.2000 wurde der § 9a in die StVO (neu) aufgenommen, der das Verhalten im Kreisverkehr regelt und auch das Kreisverkehrsschild (Zeichen 215) wieder einführt.
Als Vorteile gegenüber einem vorfahrtsgeregelten Verkehrsknoten gelten beispielsweise größere Verkehrssicherheit durch Geschwindigkeitsverminderung, bei gleichzeitiger Verstetigung des Verkehrsflusses: die Durchlassgeschwindigkeit oft höher als bei einer vorfahrts- oder signalgesteuerten Kreuzung. Weitere Vorteile sind eine überschaubarere Verkehrslage, bessere Wirtschaftlichkeit durch die verteilende Wirkung und besserer Umweltschutz durch weniger Abgase und Lärm. Hinzu kommen ein geringerer baulicher Aufwand sowie geringere Wartungskosten gegenüber einer Ampellösung. Die Einsatzmöglichkeit wird nur durch die Kapazität und den Platz beschränkt.
Kreisverkehrsplätze sind für Autofahrer, mit Ausnahme des großen Kreisverkehrsplatzes im allgemeinen verkehrssicherer als vergleichbare signalgesteuerte Kreuzungen. Außerdem sind sie kostengünstiger in Bau und Unterhaltung. Wegen ihres großen Platzbedarfes lassen sie sich im Bestand nur selten verwirklichen (Ausnahme: Minikreisverkehr) und sind an Knoten mit ungleichen Verkehrsströmen (zum Beispiel 90 % in Ost-West-Richtung, 10 % in Nord-Süd-Richtung), sowie an Knoten mit hohem Anteil an linksabbiegenden Verkehren (Fahrzeuge müssen dann 270° im Kreisverkehr fahren) ungeeignet. Problematisch und unfallträchtig ist die Führung von Rad- und Fußwegen am Kreisverkehr - die sicherere Führung resultiert in einer hohen Zahl an Fehlläufern, oft auch quer über die Kreisinsel. Eine weitere Hauptunfallquelle ist, dass Autofahrer beim Ein- oder Ausbiegen häufig die Vorfahrt der Radfahrer missachten. Radverkehr sollte, wo möglich, im Mischverkehr auf der Fahrbahn geführt werden.
Man unterscheidet je nach Funktion und Größe zwischen drei Arten von Kreisverkehren: Minikreisverkehre, kleine und große Kreisverkehre. Ihre Anlage ist in den Richtlinien für die Anlage von Straßen - Teil I plangleiche Knotenpunkte im Merkblatt für die Anlage von Kreisverkehrsplätzen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen geregelt. Minikreisel haben in Deutschland noch keinen Eingang in die Richtlinien gefunden und befinden sich in einer Reihe von Städten im Pilotstadium.
Formen
Die Mittelinsel wird bei kleinen und großen Kreisverkehrsplätzen zur Verminderung von Unfällen mit Erdaufschüttungen versehen und oft architektonisch genutzt: oft werden dort Kunstobjekte, Brunnen oder Denkmäler aufgestellt.
haben einen Durchmesser von 18 bis 25 m. Da die Kreisinsel von großen Lastwagen oder Bussen wegen deren zu großem Wendekreis nicht umfahren werden kann, muss diese überfahrbar gestaltet sein. In der Regel ist sie aufgepflastert und von einem Niederbord eingefasst oder in Ausnahmefällen nur abmarkiert. Sie sind dazu gedacht, innerorts und im Bestand an geeigneten Plätzen bestehende Vorfahrtsregelungen oder Lichtsignalanlagen zu ersetzen.
haben einen Durchmesser von 25 bis 40 m. Die Mittelinsel ist in der Regel nicht überfahrbar ausgeführt, kleinere Kreisverkehre können eine überfahrbare, abgesetzte innere Spur haben, um großen Fahrzeugen mit großen Wendekreisen ein Befahren zu ermöglichen. Kleine Kreisverkehre werden vor allem in der Peripherie von Orten eingesetzt.
haben Durchmesser von mehr als 40 m. In Ausnahmefällen können sie bis zu 120 m Durchmesser aufweisen. Große Kreisverkehrsplätze sind oftmals zwei- bis dreistreifig im Ring befahrbar. Große Kreisverkehre dienen vor allem der großflächigen Verteilung von Verkehrsströmen und werden deshalb in der Regel außerorts verwendet. Um die Verkehre wieder aus dem Kreisel abzuleiten sind die Fahrspuren meist spiralförmig gegen den Uhrzeigersinn nach außen führend angeordnet. Dadurch müssen Fahrzeuge weniger Spurwechsel vornehmen und auch unsichere Fahrer können verkehrsreiche Kreisverkehre wieder verlassen. Oft als 'große Kreisverkehre' bezeichnete Knoten wie zum Beispiel der große Stern in Berlin sind eigentlich gar keine Kreisverkehre, sondern signalgesteuerte Kreuzungen.
Siehe auch: Themenliste Straßenverkehr