Konvergenz (Biologie)
Unter Konvergenz oder konvergenter Evolution versteht man die unabhängige, aber ähnliche Entwicklung von Körpermerkmalen bei verschiedenen Artenen aufgrund ähnlicher Bedingungen. Allgemein formuliert:die allgemeine Beziehung zwischen phylogentischen Entwicklugslinien, unabhängig davon, ob es sich bei den Merkmalen der sich entwickelnden Gruppen von Merkmalsträgern um homologe(Homologie) oder nichthomologe Merkmale handelt. Am interessantesten sind Divergenzen von homologen und Konvergenzen von nichthomologen Merkmalen.
In der Biologie sind zumindest drei voneinader abweichende Bedeutungen des Begriffs "Konvergenz" üblich:
- 1) Man versteht darunter die Ähnlichkeit der äußeren Gestalt oder Form von Organen phylogenetisch nicht näher verwandter Organismen, die durch Anpassung bedingt ist. Hier ist die Konvergenz im wesentlichen synonym mit Analogie.
- 2) Mache Autoren unterscheiden Konvergenz von Analogie. Sie beziehen Konvergenz auf die äußere Gestaltähnlichkeit ganzer Organsysteme oder die "Totalität des Organismus", während sie bei Analogien diese äußere Gestaltähnlichkeit auf Organe beschränken.
- 3) Im Unterschied zu den beiden genannten Bedeutungen, bei denen Konvergenz die Ähnlichkeit von Zuständen bezeichnet, beziehen bezeihen sich in deszendenztheoretischem Verständnis 'Konvergen' und "konvergent" auf Beziehungen zwischen Richtungen von Entwicklungsprozessen im oben genannten Sinne.
So entwickelten sich zum Beispiel für die hohe Laufgeschwindigkeit von Pferden und Straußen wenige, aber kräftige Zehen stärker, während die übrigen Zehen sich zurückbildeten (der Pferdehuf ist der verstärkte Mittelfinger, Strauße haben nur zwei Zehen, während Vögel im Allgemeinen vier Zehen besitzen).
Ein weiteres Beispiel für Konvergenz ist die Stromlinienform des Körpers bei Fischen, Delphinen, Pinguinen und in gewissem, wenn auch wesentlich geringerem Maße beim Flusspferd.
Auch bei der typischen platten Körperform der Tierläuse und deren stechend-saugenden Mundwerkzeuge geht man heute von einer konvergenten Entwicklung aus: diese Parasiten haben sich im Laufe der Evolution unabhängig voneinander aus zwei unterschiedlichen nicht-parasitischen Vorfahren entwickelt.
Ebenso finden sich Raubtiere unter Echten Säugetieren wie unter australischen Beuteltieren; die großen Raubbeuteltiere (Beutelwolf) wurden allerdings ausgerottet, weswegen es bei den Beuteltieren heute nur noch marderähnliche Arten (die Beutelteufel) gibt.
Konvergenz bezieht sich nur auf die ähnliche äußere Erscheinungsform, nicht auf eine genetische Verwandtschaft.
Siehe auch: