Kongo (Reich)
Das Königreich Kongo war ein ehemaliges Königreich der Bantu in Afrika vom 14. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert im heutigen Angola, der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo. Es war eines der bedeutendsten und größten afrikanischen Staatswesen überhaupt.Ab dem 13. Jahrhundert bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden und vergingen auf dem Gebiet des heutigen Kongo eine Reihe teils sehr mächtiger Bantu-Königreiche, darunter Ndongo, Luanda und seit dem 15. Jahrhundert das Königreich der Luba und seit dem 17. Jahrhundert der Kuba. Das bedeutendste Staatswesen der Region war aber zu dieser Zeit das Königreich Kongo.
Table of contents |
2 Afonso I., das Regimento und der Beginn der Kolonialisierung 3 Zerfall und Zerschlagung des Königreiches |
Zur Zeit seiner Entdeckung durch die Portugiesen nahm das Königreich Kongo mit seiner Ausdehnung von rund 300.000 km² das gesamte westliche Viertel des heutigen Kongo sowie Teile des heutigen Nord-Angolas und der Republik Kongo ein (zum Vergleich: die wiedervereinigte Bundesrepublik Deutschland ist knapp 357.000 km² groß).
Das Königreich Kongo entstand vermutlich um 1370. Mythischer Gründungsvater war Ntinu Wene (oder Lukeni), der, vom Reich seines Vaters, dem Königreich Vungu aus, in der Provinz Nsundi angekommen sei. Von dort eroberte er als erstes das Reich der Mbundu im Norden des heutigen Angola, wo er sich auch zeitweise niederließ. In seinem zweiten eroberten Gebiet, der Provinz Mpemba, gründete er Mbanza Kongo, die neue Hauptstadt des expandierenden Königreichs. Die Königreiche Kakongo, Loango und Ngoy band er vertraglich in sein Reich ein, das somit eine Föderation aus 4 Teilstaaten darstellte, neben den 3 genannten noch der unmittelbar dem König unterstehende Teilstaat Kongo. Dieser war wiederum in die sechs Provinzen Mpemba, Sundi, Mpangu, Mbata, Mbamba und Soyo unterteilt.
Administrativ war das Reich in die Ebenen Dorf, Distrikt, Provinz und Teilstaat gegliedert, jeweils geführt von einem Beamten, die ab der Provinzebene auch Berater des Königs waren. Der König wurde als Repräsentant des ganzen Reiches von einem Komitee aus 9 - 12 Wahlmännern aus den Nachkommen des Königs, sprich: den Nachfahren des Gründervaters Ntinu Wene gewählt. Dem König beigesellt war der 12-köpfige Rat Ne Mbanda, der bei wichtigen Entscheidungen wie z.B. bei der Einsetzung von Beamten, der Erklärung von Kriegen sowie der Öffnung und Schliessung von Strassen ein Vetorecht besass.
Eine nach dem ersten Erreichen der Kongo-Mündung 1482 durch Diogo Cão entsandte portugiesische Expedition führte 1489 zum ersten europäischen Kontakt mit dem König in Mbanza Kongo. Der amtierende König Nkuwu entsandte im Gegenzug einen Emissär nach Portugal, liess sich bereits 1491 als João I. taufen (fiel allerdings 1493 oder 1494 bereits wieder von dem neuen Glauben ab) und erhielt im Gegenzug militärische Hilfe der Portugiesen, die seine regionale Vormachtstellung konsolidieren half.
Nach dem Tod Nkuwus gab es einen Machtkampf zwischen dem christlichen Mwemba und seinem traditionell-religiösen Bruder Mpanzu, der das Wahlergebnis nicht akzeptierte. In der "Schlacht von Mbanza Kongo" konnte sich Mwemba allerdings gegen seinen Bruder durchsetzen, der Legende nach aber nur mit dem "Beistand Gottes" in Form von bewaffneten Reitern, die vom Himmel herab erschienen, als Dom Afonso I. übernahm er 1506 die Herrschaft über den Kongo.
Afonso war um 1456 geboren worden und herrschte 37 Jahre lang über den Kongo, länger als jeder andere Herrscher vor oder nach ihm. Er betrieb als ein fromm christlicher Herrscher eine Politik enger Anlehnung an Portugal und verstand die europäischen Großmächte als christliche Bruderstaaten. Er begann mit dem Aufbau eines einheimischen Klerus, entsandte Studenten nach Europa und versuchte europäische Handwerker und Akademiker in den Kongo zu holen. Seine Hoffnung war, durch eine forcierte Christianisierung und Kooperation von den Portugiesen und seinem königlichen Standesgenossen Manuel dauerhaft als gleichwertig anerkannt zu werden.
1512 kam es zum sogenannten "Regimento" Manuels, einer Anweisung an seinen Botschafter. Es sah vor, daß die Portugiesen dem König des Kongo bei der Organisation seines Reiches beiseite stehen sollten, inklusive des Aufbaus eines Rechtssystems nach europäischem Muster und dem Aufbau eines Heeres. Auch missionarisches Engagement, die Unterstützung beim Bau von Kirchen sowie die Unterrichtung des Hofes in portugiesischer Etikette waren angedacht, im Gegenzug sollte der Kongo die portugiesischen Schiffe mit wertvoller Fracht füllen, im Schreiben Manuels mit konkreter Forderung:
"Diese Expedition hat uns viel gekostet, es wäre falsch sie mit leeren Händen zurück nach Hause zu schicken. Obgleich es unser zuvörderster Wunsch ist, Gott zu dienen und den König des Kongo zu erfreuen, solltet Ihr nichtsdestoweniger ihm in unserem Namen deutlich machen, was er zu tun habe um die Schiffe zu füllen, sei es mit Sklaven, Kupfer oder Elfenbein."
Immer wieder aber musste sich Afonso schon kurz nach seiner Inthronisation enttäuscht sehen, vor allem das von ihm als gierig und "schamlos" empfundene Verhalten der Missionare und die aufkommende Sklavenjagd der Portugiesen, die keinen Unterschied mehr zwischen "normalen" Sklaven, Freien oder sogar Adligen machten, führte dazu, daß er mehrfach Briefe an den portugiesischen König und selbst Emissäre in den Vatikan entsandte, um des Problems kooperativ Herr zu werden. Dort aber fand er kein Gehör und schränkte 1526 die Macht Portugals ein, indem er die Portugiesen des Landes verwies, eine Aufforderung, der zwar Missionare und Offizielle nachkamen, nicht aber die gefürchteten Sklavenjäger. Während Portugal seine Interessen als Reaktion auf das Königreich der Luanda verlagerte, verfiel das Königreich allmählich, da es wirtschaftlich und strukturell längst von Portugal abhängig geworden war.
Nach Afonsos Tod 1543 sollte ihm eigentlich Pedro I. nachfolgen, der aber von Afonsos Enkel, Diogo I., in einer unmittelbar folgenden Auseinandersetzung um die Thronfolge, entmachtet wurde. Obwohl ursprünglich eher portugal-feindlich eingestellt, lädt Diogo 1546 wieder Missionare ins Land. Ein Angriff durch das Volk der Jaga 1569 aus dem heutigen Tansania, dem das im Inneren instabil gewordene Königreich nicht allein hätte standhalten können, führte zu einem Hilferuf Alvaro I. an Portugal, welches das Land vor den Jaga retteten. Aber diese Befreiung war ein Pyrrhussieg, Alvaro I. mußte sich in den Vasallendienst Portugals begeben und der Kongo wurde tributpflichtig, auch formal endete mit diesem Schritt die Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der beiden Königreiche. Alvaros verzweifelter Akt stabilisierte den Kongo im Inneren zwar und Alvaro versuchte sich anschließend wieder aus der Umklammerung durch Portugal zu lösen, dies mißlang aber und so machte Alvaro I. letztendlich Portugal den Weg frei, um aus dem Kongo einen Umschlagplatz für den expandierenden Sklavenhandel zu machen, der zur Entvölkerung ganzer Landstriche führte und das Königreich Kongo allmählich zerfallen ließ, insbesondere nach dem Tod Alvaro II. im Jahre 1614, als Alvaro III. den ausbrechenden Bürgerkriegen, Aufständen und Rebellionen nicht Herr zu werden vermochte.
Erst Garcia II. versuchte sich von 1641 - 1661, in einer Allianz mit den Niederlanden, gegen den immer maßloser werdenden Sklavenhandel und die portugiesische Vorherrschaft zu stellen. Als aber 1665 sein Nachfolger Antonio I. alle mit Portugal abgeschlossenen Verträge für ungültig erklärte und die Rückgabe aller von Portugal annektierten Gebiete forderte, besiegte eine portugiesische Armee das kongolesische Heer, enthauptete Antonio und ergriff die endgültige Kontrolle über das Land, das anschließend in seine Einzelprovinzen zerschlagen wurde. Das Königreich Kongo bestand jetzt nur noch aus der Rumpfprovinz Mbanza Kongo und alle nachfolgenden Staatsoberhäupter des Königreiches waren reine Marionetten Portugals, das Königreich Kongo hatte in seiner ursprünglichn Form nach knapp 300 Jahren zu existieren aufgehört.Von der Entstehung bis zum Kontakt mit Portugal
Afonso I., das Regimento und der Beginn der Kolonialisierung
Zerfall und Zerschlagung des Königreiches