Kommunitarismus
Unter Kommunitarismus versteht man eine kapitalismus- bzw. liberalismuskritische Strömung, die um 1980 als kritische Reaktion auf John Rawls ihren Beginn in den USA nahm. Hauptvertreter sind unter anderem Alasdair MacIntyre, Michael Walzer, Benjamin R. Barber und Amitai Etzioni. In der neueren Politikdebatte geben diese Autoren sehr interessante Impulse für die Diskussion um ein Demokratiedefizit.Kommunitaristen betonen die Abhängigkeit des Einzelnen von der Gemeinschaft, was in scharfem Gegensatz zu bestimmten liberalen Anschauungen steht, die den Menschen als isoliertes Individuum betrachten. Weiter befürwortet der Kommunitarismus die freie Entfaltung des Einzelnen, solange sie sozial verträglich ist. Die in der kommunistischen Ideologie absolute Gleichheit aller Menschen wird im Kommunitarismus zugunsten der prinzipiellen Gleichheit (auch: komplexe Gleichheit) verworfen. Somit toleriert der Kommunitarimus gewisse Ungleichheiten zwischen Menschen auf bestimmten Gebieten (z.b. beruflicher Erfolg), fordert aber zugleich, dass dies nicht zu Privilegien bzw. Diskriminierung in anderen Bereichen führen darf. Linke Kritiker werfen dem Kommunitarismus vor, die Rolle ökonomischer Gründe für soziale Probleme zu vernachlässigen. Liberale kritisieren, der Kommunitarismus sei eine Gemeinschaftstheorie, die latent zur Missachtung der Grundrechte führte.