Kochbuch
In Kochbüchern wird die Zubereitung von Speisen in Rezeptenen beschrieben. Man kann sie grob in drei Kategorien unterteilen: Nüchterne, ausführliche Rezeptsammlungen für Berufsköche, Lehrbücher mit Standardrezepten für Anfänger, die auch allgemein in Küchentechniken einführen und Warenkunde bieten ("Schulkochbücher") und schließlich solche für Hobbyköche, die in der Regel üppig illustriert sind und anekdotisch auf Zutaten und Esskultur eingehen.Der Begriff "Rezept" für die Kochanweisung weist auf die Verbindung zwischen Heilkunst und Ernährung hin. Auch in der chemischen Industrie steht "Rezeptur" für eine Liste chemischer Stoffe, die zur Bereitung eines andern chemischen Stoffes benötigt werden. So schrieben Ärzte im alten Griechenland nicht nur Rezepte für Medikamente, sondern auch für Gerichte (Diät).
Die ältesten Kochbücher kommen aus dem Orient. Das früheste bekannte indische ist das "Vasavarajeyam", das in altem Sanskrit abgefasst ist und bis zu 3500 Jahre alt sein könnte.
Die chinesischen "Aufzeichnungen über die Etikette" (Li-Chi) entstanden 500 bis 100 vor Christus und enthalten außer detaillierten Schilderungen von Menüs und Gerichten auch Rezepte wie die "Acht Köstlichkeiten", die zum Teil heute noch auf der Speisekarte von chinesischen Restaurants stehen.
Mithaikos trug im 5. Jahrhundert vor Christus in Syrakus die erste bekannte Rezeptsammlung Europas zusammen. Um das 4. Jahrhundert vor Christus entstand die griechische "Gastronomie des Archestratos", von der allerdings nur Fragmente erhalten sind.
Der bekannteste römische Koch war Coelius Apicius. Sein Kochbuch aus der Zeitwende ist bis heute überliefert und war noch im Mittelalter die beliebteste Rezeptsammlung in der Europa damals bekannten Welt. Apicius galt als reicher Mann, der das gute Leben schätzte und sich umgebracht haben soll, als sein Vermögen nicht mehr zur Aufrechterhaltung seines gewohnt luxuriösen Lebensstils ausreichte.
Im Mittelalter waren die Klöster beinahe die einzigen Zentren der Schriftgelehrsamkeit und die meisten erhaltenen Rezepte dieser Zeit befassen sich mit klösterlichen Sitten (z. B. Fastenspeisen).
In der arabischen Welt standen während der Abassidenzeit (750-1258 n. Chr.) Köche in hohem Ansehen, aus dieser Zeit ist auch die älteste arabische Rezeptsammlung überliefert, das "Kitab al Tabikh wah Islah al-Aghdhiyah al-Ma 'Kulat", darunter sollen Rezepte vom Bruder des Kalifen Harun al-Rashid sein.
In der Renaissance und mit der Entstehung des Bürgertums wurde damit begonnen, einfachere, bürgerliche Gerichte niederzuschreiben. Mit "bürgerlich" war damals aber noch das wohlhabende Bürgertum gemeint, das in Kontakt mit Königen und Grafen stand.
Eines der ersten bürgerlichen Kochbücher ist der "Viandier" aus dem 13. Jahrhundert, von dem in den folgenden Jahrhunderten viele Rezepte übernommen wurden.
1475 erschien "De Honesta Voluptate" ("Von der anständigen Wollüstigkeit"), das eher ein Haushaltsbuch war. Verfasser war Bartolomeo Sacchi, Verwalter der päpstlichen Bibliothek. Von einem französischem Autor ins Lateinische übersetzt und bearbeitet wurde daraus der erste Kochbuch-Bestseller der Renaissance: Bis Mitte des 16. Jahrhunderts wurden mindestens 16 Auflagen gedruckt.
Immer wieder gingen Kochbücher über die pure Rezeptangabe hinaus: Sie reichten von Ratschlägen zur gesunden Ernährung und Berichten von Königshöfen bis hin zur literarischen Form des Dialogs zweier Köchinnen (wie in einem schwedisches Kochbuch von 1644, verfasst von Dietrich Mein).
Diese frühen Kochbücher nennen meistens keine Mengen-, Temperatur- und Zeitangaben. Zum einen gab es noch kein einheitliches Maßsystem und zum anderen waren sie vorwiegend an erfahrene Köche gerichtet, die auch nach ungenauen Angaben Gerichte zubereiten konnten.
Erst viel später, mit der zunehmenden Alphabetisierung der Bevölkerung im Zuge der Aufklärung kamen Kochbücher für alle auf, wie sie mittlerweile in fast jedem Haushalt zu finden sind.
Die wohl berühmteste deutsche Kochbuchautorin ist Henriette Davidis.
Heute sind Kochbücher mit exakten Mengen- und Temperaturangaben üblich, sie zeigen oft Bild für Bild die Zubereitung aller beschriebenen Gerichte. Infolge der Internationalisierung der Küche durch Tourismus und Einwanderung widmet sich ein großer Teil der populären Kochbücher den Küchen anderer Länder.
Zu den Standardwerken der europäischen Küche gehören "'Le Cuisinier François" (1651) von François-Pierre de La Varenne, "L'art de la Cuisine française" von Marie-Antoine Carême (1833) und George Auguste Escoffiers "Le guide culinaire" (1902).
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