Kleinstaaterei
Kleinstaaterei ist eine meist abwertend gebrauchte Bezeichnung für die innere Struktur des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in seiner Spätphase.Der staatliche Verdichtungsprozess in der Neuzeit hatte im HRR nicht zum Entstehen eines geschlossenen Staats auf Reichsebene geführt, wie es beispielsweise in Frankreich der Fall gewesen war. Vielmehr bauten die einzelnen Fürsten in ihren Territorien zunehmend effektivere Verwaltungsapparate auf, unter anderem in den Bereichen Militär, Justiz, Zollwesen und Domänenverwaltung. Auf Reichsebene existierten keine vergleichbar mächtigen Strukturen.
Mit dem Siegeszug der Nationalstaaten im 18, vor allem aber im 19. Jahrhundert, stieß diese Struktur auf immer stärker werdende Ablehnung unter den progressiven Kräften, die für Deutschland ebenfalls eine Entwicklung hin zum geschlossenen Nationalstaat forderten. Ihre Ablehnung der bestehenden Verhältnisse spiegelte sich im abfälligen Gebrauch des Ausdrucks "Kleinstaaterei" wieder.