Kleinlitauen
Kleinlitauen ist ein Landesteil Litauens im äußersten Westen des Landes, an der Ostsee. Mit Memelland wurde zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg dieser Landesteil des damaligen Ostpreußens bezeichnet, der nördlich der Memel gelegen ist. Bis 1920 war es als Preußisch Litauen Teil von Preußen im Deutschen Reich. Die Hauptstadt Kleinlitauens ist Klaipeda (im Deutschen auch Memel). Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieg lebten hier viele Deutsche, heute bildet die Region einen Schwerpunkt der russischen Minderheit in Litauen.
Zu Kleinlitauen gehört die moränenreiche Landschaft direkt nördlich der Memel bis zur Ostseeküste einschließlich der nördlichen Kurischen Nehrung (heutige Stadt Neringa).
Vor der Zugehörigkeit des späteren Memellandes zu einem Staat waren lose verbundene baltische Stämme dort sesshaft, die mit Litauern im Osten und Slaven im Süden Handelsbezeihungen unterhielten.
Nach dem Festungsbau bei der Stadt Memel und der Eroberung des Umlandes durch den Deutschen Orden wurde das Memelland etwa 1328 Teil des preußischen Ordensstaats und nach der Reformation dann des Herzogtums Preußen.
Mit dem Königreich Preußen kam es dann 1871 zum Deutschen Reich
Die Grenze zwischen dem ostpreußischen Landesteil um die Memel und Litauen blieb von 1422 bis 1920 weitgehend unverändert, eine im Vergleich zum übrigen Europa seltene Konstellation.
Nach dem Ersten Weltkrieg trennte der Vertrag von Versailles in seiner Festlegung der neuen Grenzen Ostpreußens (Artikel 28) das von nun an in Deutschland "Memelland" genannte Gebiet vom Deutschen Reich ab.
Deutschland musste sich außerdem bereit erklären, eine später von den Alliierten zu treffende staatliche Zugehörigkeit des Memellandes anzuerkennen (Artikel 99).
Diese Abtrennung erfolge aufgrund der litauischsprachigen Minderheit, den sogenannten Kleinlitauern.
Seit 1920 war das Memelland unter französischer Verwaltung (Schutzherrschaft), da Litauen als Staat nicht international anerkannt war.
Im Januar 1923 ergriffen nationalistische Litauer und Freischärler unter Leitung von Erdmann Simonaitis die Macht in Kleinlitauen, als Deutschland durch die Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien geschwächt war.
Diese Annektion wurde in der Memelkonvention vom Völkerbund anerkannt, allerdings wurde eine Autonomie des Memellandes innerhalb Litauens verlangt.
Wahlen im Memelland erbrachten hohe Stimmenanteile (etwa 80%) für die deutschen Parteien, so dass 1926 per Kriegsrecht die Autonomie weitgehend aufgehoben wurde.
Im März 1939 wurde das Memelland nach intensivem Druck Deutschlands wieder Teil des deutschen Reiches.
Obwohl vorwiegend von der deutschen Bevölkerung erwünscht, waren auch viele (Klein)litauer von der Politik Litauens enttäuscht.
Mit Ankunft der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkrieges fiel Kleinlitauen unter sowjetischen Einfluss.
Es wurde der litauischen Sowjetrepublik angegliedert, und bildet seit dem Zerfall der UdSSR den Hauptteil der litauischen Küstenregion.
Die Bevölkerung Kleinlitauens ist seit Flucht und Vertreibung seiner Bewohner am Ende des Zweiten Weltkriegs sowie einer folgenden innersowjetischen Umsiedlung verstärkt aus Menschen des restlichen Litauens sowie Russlands zusammengesetzt.
Alteingesessene Kleinlitauer und Deutsche gibt es fast nicht mehr.
Dadurch ist die seit der Reformation evangelische Region vorwiegend katholisch geworden.Geografie
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