Klassenlose Gesellschaft
Die klassenlose Gesellschaft ist ein zentraler Begriff des Marxismus.Nach der marxistischen Theorie war die Urgesellschaft klassenlos, d.h. alle waren gleich arm und übten im Prinzip die gleichen Tätigkeiten aus. Durch die gesellschaftliche Entwicklung verkomplizierten sich diese Verhältnisse, und es entstanden die verschiedenen Klassen. Am Ende der Entwicklung, wenn das Proletariat sich selbst und damit auch alle anderen befreit hat, sollte wiederum eine klassenlose Gesellschaft stehen.
Diese Gesellschaft soll als der genossenschaftliche Zusammenschluss freier Produzenten organisiert sein, die Besitzer der Produktionsmittel und gleichzeitig ihre eigenen Angestellten sind. Privateigentum gibt es nicht mehr, Eigentum wird aber auch nicht verstaatlicht. Weil nämlich alle Fragen in den Genossenschaften entschieden werden, wird der Staat nicht mehr benötig und stirbt ab. Weil die Wirtschaft nicht mehr durch Konkurrenz und Krisen zu Fehlentwicklungen gezwungen ist, steigert sich die Produktion ungemein. Auch die Landwirtschaft wird ungeheuer rationalisiert, weil sie im großen und nicht auf kleinen, privaten Parzellen betrieben wird. Der Überfluss wird so gross, dass es möglich ist, jeden Menschen nach seinen vernünftigen Bedürfnissen zu versorgen. Es soll möglich sein, dass die Menschen bei der Arbeit ihren Neigungen folgen und keine festen Berufe haben, sondern sich je nach Interesse kurzfristig entscheiden, welche Tätigkeit sie ausüben wollen. So ist die Arbeit nicht mehr entfremdet, sondern Ausdruck der Persönlichkeit. Das spiegelt sich auch in der Erziehung. Für die Kinder ist die Gesellschaft verantwortlich, nicht die Eltern und die Ausbildung soll alle körperlichen und geistigen Fähigkeiten entwickeln, Theorie und Praxis verbinden.
In der Praxis der kommunistischen Staaten war der Staat nicht abgestorben, sondern im Gegenteil hatte er Entscheidungshoheit über die Wirtschaft gewonnen. Trotzdem wurde das Ideal der klassenlosen Gesellschaft beibehalten.
Im Laufe der Entwicklung des Sozialismus infolge des technischen Fortschritts und gerechter werdender Eigentums- und Produktionsverhältnisse (Volkseigentum) die Klassenunterschiede zwischen Arbeiter, Bauern, Intelligenz und anderen Schichten. Gleiche Rechte und Pflichten prägen sich aus bzw. werden gesetzlich geschaffen (z.B. 8-Stunden-Tag, ähnliche Urlaubsregelungen, industrielle Methoden in der Landwirtschaft, Automatisierung, Angleichung des Lohnniveaus aller Klassen und Schichten), bis schließlich allmählich nach der Marxistisch-Leninistischen Theorie im Kommunismus eine ökonomisch klassenlose Gesellschaft vorherrscht.
Als Voraussetzung für eine Klassenlose Gesellschaft wird im Marxismus-Leninismus die Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und des Privateigentum an Produktionsmitteln angesehen.
siehe auch: Eigentumsverhältnisse, Produktionsverhältnisse, Kapitalismus, Imperialismus