Klaipeda
Klaipėda (deutsch auch Memel) ist eine Hafenstadt und Hansestadt im litauischen Gebiet Kleinlitauen, mit 191.600 Einwohnern (2003), am Übergang des Kurischen Haffes in die Ostsee gelegen.
Bevölkerung
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebten hier viele Deutsche, heute bildet die litauische Ostseeküste den Schwerpunkt der russischen Minderheit in Litauen.
Das Gebiet um das heutige Klaipėda war seit mindestens der Zeitwende Siedlungsgebiet baltischer Stämme, die im 13. Jahrhundert an dieser Stelle die Burg Klaipėda gründeten.
Da dieses Gebiet die Verbindung zwischen dem Gebiet des Deutschen Ordens und dem des Schwertbrüderordenss unterbrach, wurde die Stadt und die Burg durch den Deutschen Orden erobert und 1252 als Burg bzw. Stadt Memel vom Livländischen Schwertbrüderorden (vertreten durch Eberhard von Seyne) übernommen.
Trotz Sicherung dieser strategisch wichtigen Burg rissen die Konflikte nicht ab.
Grund waren die versuchte Christianisierung und der Versuch des Ritterordens, Litauen politisch unter Kontrolle zu bringen. Auf diese Versuche folgten Angriffe durch die Kuren, Aukstaiten und Zemaiten.
Im Jahre 1254 wurde Memel Hansestadt, es erhielt 1257 das lübische Stadtrecht, und wurde urkundlich als "Memele castrum" (Memelburg, auch Mimmelburg) erwähnt.
1328 gingen Burg und Stadt an den Deutschen Orden über, wodurch Memel dann erst Teil des Ordensstaates und 1525 Teil des Herzogtums Preußen wurde.
Aufgrund der Bedrohung durch die Orden schlossen sich 1323 die ost-baltischen Stämme unter dem Fürsten Gediminas zum ersten litauischen Reich zusammen.
Die Folgejahre sahen viele kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Orden und den umliegenden Ländern und Städten (Litauen, Danzig, Polen, Königsberg, Elbing), in deren Folge die Stadt mehrmals geplündert oder abgebrannt wurde (1379, 1409, 1456, 1459, 1464, 1520).
Seit dem Frieden von Melno-See von 1422, in dem Memel dem Deutschen Orden zugesprochen wurde, kam das Land etwas zur Ruhe. Die Grenze zwischen Preußen und Litauen war eine der am längsten unveränderten Grenzen in Europa und währte bis 1923.
Im Jahre 1475 erhielt Memel das Kulmer Stadtrecht, auch Kölmisches Recht genannt, und stieg damit in den Rang einer preußischen Landstadt auf.
Die Einwohner wurden 1525 in Folge der Reformation mit Albrecht von Brandenburg-Preußen evangelisch-lutherisch.
Memel erstarkte in den folgenden Jahren wirtschaftlich, bis es im Dreißigjährigen Krieg von 1629-1635 unter schwedische Verwaltung geriet.
Im Nordischen Krieg wurde Memel 1678 von schwedischen Truppen eingenommen und abgebrannt.
Von diesem Schlag erholte sich die Stadt nur langsam.
Im Siebenjährigen Krieg wurde Memel von 1756-62 von Russland besetzt.
Es folgte eine Zeit der wirtschaftlichen Erholung, bedingt durch einen Ausbau der Holzwirtschaft (Schiffbau).
Die Napoleonischen Kriege gingen an Memel vorbei.
Ein weiterer wirtschaftlicher Aufschwung wurde 1854 von einem Großfeuer, das weite Teile der Stadt vernichtet, nur kurzzeitig unterbrochen.
1871 wurde Memel Teil des Deutschen Kaiserreichs.
Im Ersten Weltkrieg wurde Memel 1915 kurzzeitig von russischen Truppen besetzt.
Der Vertrag von Versailles bestimmte in Artikel 99, dass das Memelgebiet ohne vorige Volksabstimmung (wie es eigentlich bei allen Gebietsveränderungen vorgesehen war) vom Deutschen Reich abgetrennt und unter französische Verwaltung gestellt werden sollte.
Diese Bestimmung trat am 15. Februar 1920 in Kraft und führte zu einer autonomen deutschen Verwaltung unter französischer Herrschaft (Völkerbundsmandat)
Wahlergebnisse in den Folgejahren belegten eine deutsche Mehrheit im Memelland. Bei den 1938 gehaltenen Verhandlungen, welche von Litauen initiiert wurden, stimmten die Memelländer zu 12 Prozent für Litauen und zu 88 Prozent für Deutschland.
Litauen gab das Memelland zum 22. März 1939 auf Druck der Nationalsozialisten an Deutschland zurück, da es sich Hilfe gegen Polen versprach, welches die litauische Hauptstadt Vilnius (Wilna) besetzt hielt.
1941 wurden im Memelland Truppen zum Ostfeldzug zusammengezogen.
Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe und Kampfhandlungen zur Hälfte zerstört, und nach Verlassen der Zivilbevölkerung im Oktober 1944 auch vom Militär im Januar 1945 aufgegeben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Memel von der Sowjetunion in Klaipėda (eine alte litauische Bezeichnung, die zwar auch schon im 19. Jahrhundert in der preußischen Verwaltung zeitweise Verwendung fand, aber erst 1925 von den Litauern offiziell eingeführt wurde) umbenannt und zusammen mit dem ehemaligen Memelgebiet in die Litauische Sowjetrepublik (LTSR) eingegliedert.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Litauen 1990 unabhängig und macht Klaipėda zu einer freien Wirtschaftszone. Seitdem erlebte die Stadt einen starken Wirtschaftsaufschwung, der bis heute anhält und sich zu einem nicht geringen Anteil darauf gründet, dass der Hafen Kaliningrad in einer Enklave (innerhalb der EU) liegt, was die Grenzabfertigungen verkompliziert und der Hafen Klaipėda somit attraktiver ist.
In Klaipeda gibt es auch eine bilinguale (Deutsch/Litauisch) Schule, die Hermann-Südermann-Schule.
Geschichte
Ursprung und Stadtgründung
Preußen und Kaiserzeit
Französische Herrschaft
Litauen (zwischen den Weltkriegen)
Diese endete, als Litauen 1923 das Memelland besetzte.
1925 garantierten die Siegermächte (Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan) einen Sonderstatus des Memellandes (Memelkonvention), der die Autonomie der deutschen Bevölkerung unter litauischer Verwaltung sicherstellen sollte.
Die Situation zwischen Deutschen und Litauern blieb gespannt, und die Einführung des Kriegsrechtes im Jahre 1926 behinderte die autonome deutsche Verwaltung.Deutsches Reich (Zweiter Weltkrieg)
Sowjetunion
Litauen (heute)
Verkehr
Schiffe
Es bestehen Fährverbindungen nach Deutschland, Dänemark und Schweden.ÖPNV
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Busverkehr (meist gebrauchte Volvo- oder Mercedes-Benz-Busse) und den Lininetaxis gefahren. Unter Linientaxis versteht man, dass Busse etwa in Größe eines Ford-Transit-Busses auf bestimmten Linien fahren, die per Anhalter angehalten werden können. Der Preis beträgt am Tag 1 Lt (ca. 0,35 €), im Nachttarif 2 Lt (ca.0,70 €). Man kann solange fahren, wie man will.Eisenbahn
Klaipeda ist seit 1875 ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke nach Pagegiai/Pogegen war bis zum ersten Weltkrieg die einzige Eisenbahnverbindung, heute wird sie nur noch einmal täglich von Nahverkehrszügen befahren. Die heute wichtigste Eisenbahnverbindung führt über Šiauliai nach Vilnius. Auf dieser Strecke verkehren täglich drei Fernzüge (davon ein Nachtzug) und drei Regionalzüge. Die Züge werden von der Litauischen Staatseisenbahn (Lietuvos Geleinkeliai) betrieben.Fernbusverkehr
Der Busbahnhof, von dem die Buslinien nach Kaliningrad, Šiauliai, Silute und Vilnius (über Kaunas) abfahren, liegt direkt neben dem Hauptbahnhof.Sehenswürdigkeiten
In Klaipėda befindet sich eine malerische Fachwerkaltstadt. Das Wahrzeichen der Stadt ist das Simon Dach-Denkmal mit dem Ännchen von Tharau auf dem Theaterplatz. In Klaipėda befinden sich außerdem zwei historische Postämter. Da während der sowjetischen Besetzung die Kirchen in der Altstadt (v.a. St. Johannes) zerstört wurden, finden sich nur relativ kleine Gotteshäuser in der Neustadt oder außerhalb. Die evangelisch-lutherische Gemeinde hat ein ehemaliges Privathaus in der Altstadt bezogen. Im nahegelegenen Nida (deutsch historisch Nidden), das heute der Hauptort der Samtgemeinde Neringa ist, steht das ehemalige Sommerhaus von Thomas Mann. Nördlich von Klaipėda liegt der wichtigste Badeort Litauens, Palanga, wo sich auch der nächste Flughafen befindet.Sonstiges
Das bekannte Lied Ännchen von Tharau wurde von dem 1605 in Memel geborenen Simon Dach gedichtet.Weblinks