Kirmes
Kirmes (aus "Kirchmesse") oder Kirchweih ist ursprünglich das religiöse Fest anlässlich der Einweihung einer christlichen Kirche. Regional gibt es auch die Bezeichnungen Kerb, Kerwe, Kerwa bzw. Kärwa (fränkisch), Kirwa (oberpfälzisch) oder Kirda, Kirtag (österreichisch) bzw. Kirtog (aus "Kirchtag").Oft wird die Feier des Jahrestages auf den Namenstag des gewählten Schutzheiligen der Kirche gelegt. Es gibt aber auch Kirchtage am Tag des Patroziniums der jeweiligen Kirche oder am allgemeinen Kirchtag, das ist der dritte Sonntag im Oktober. Anlässlich der Kirchweihfeste findet neben religiösen Feiern (Gottesdienste, Messen) oft auch ein Volksfest mit Fahrgeschäften (zum Beispiel Karussells) und sonstige Vergnügungen statt, häufig auch eine Verkaufsmesse für Vieh, andere landwirtschaftliche Produkte oder für Waren aller Art. Traditionell trafen sich Menschen nach der Messe am Marktplatz, um von vorbeiziehenden Händlern Waren zu erstehen. Diese Tradition hielt sich mancherorts bis heute.
Im ländlichen Raum bildet die Kirmes eine wichtige dörfliche Institution, mit den - zumeist jugendlichen - Kirmesburschen (in Franken auch "Ortsburschen" oder "Kärwabou/madli" genannt), die das jährliche Fest organisatorisch tragen.
Bei der original fränkischen "Kerwa", die man in den Monaten Juli - September in vielen fränkischen Ortschaften findet, dauert die Veranstaltung meist von Freitag bis Montag. Am Freitag finden meist Musikveranstaltungen für die Jugend statt. Am Samstag wird der "Kirchweihbaum" von den ortsansässigen Burschen aufgestellt. Am Samstag früh fahren die Burschen (15-25), mit den Trakoren und Anhängern in den Wald, um den vorher ausgesuchten Baum umzulegen und ins Dorf zu fahren. Der Baum darf dabei beim Fällen nicht durchbrechen. Mit Bändern geschmückt und von der Musik begleitet, wird der Baum dann am Nachmittag in das Dorf gefahren und vor der Wirtschaft, aus der die Burschen stammen, wieder aufgestellt. Dieser Vorgang zieht sich meist über mehrere Stunden hin und ist sehr anstrengend, da der Baum über 30 Meter hoch sein kann. Am Sonntag trifft man vereinzelt noch das "Fässla ausgraben" an. Dabei wird, wenn es 2 "rivalisierende" Gruppen von Burschen gibt, ein Bierfass im Garten der jeweils anderen Gruppe versteckt und muss dann von den ortsansässigen Burschen gesucht werden. Schaffen sie es nicht, ist es eine Schmach, wenn die andere Burschenschaft das Bier-Fass wieder ausgräbt. Am Montag wird dann der "Betz ausgetanzt" (teilweise auch der "Kirchweihbaum ausgetanzt"). Dabei suchen sich die Burschen am Montag morgen ein Mädchen aus und tanzen, meist sogar in ortstypischer Tracht, vor dem Maibaum. Dabei wird pro Runde ein Blumenstrauss von Paar zu Paar gegeben. Auf einem Wecker wurde eine bestimmte Zeit eingestellt, zu der er dann klingelt. Wer dann den Strauß hat, ist der "Masta" (Meister) und muss die Zeche für die Burschen für den ganzen Abend zahlen. Zusätzlich werden nach der Kirchweih alle Burschen und Ihre Mädchen bei ihm zum Schnaps und Kaffeetrinken eingeladen.