Ketamin
Ketamin ((RS)-2-(2-Chlorphenyl)-2-(methylamino)cyclohexanon) ist ein in der Anästhesie verwendetes Injektionsnarkotikum.
Summenformel: | C13H16ClNO |
Molmasse: | 237,7 g/mol |
LD50: | |
Plasmahalbwertzeit: | 2-4 Stunden |
Therapeutische Dosis: | 1-6 mg/kg (i.v.) bzw. 2-8 mg/kg (i.m.) |
Table of contents |
2 Pharmakologie 3 Geschichte: |
Chemie
Ketamin ist ein racemisches Cylohexanonderivat, verwandt mit Phencyclidin (PCP) und dem Opioid Pethidin. Das wirksamere Enantiomer, das Eutomer, ist das S-Ketamin.
Ketamin kann mit Hilfe einer 3-Schritt-Synthese aus o-Chlorobenzonitril und Cyclopropyl-MgBr mit Hilfe einer Grignard-Reaktion und einer Umsetzung mit Methylamin hergestellt werden.
Pharmakologie
Klinische Wirkung
Ketamin findet in der Anästhesie bei der Narkoseeinleitung, bei der Anästhesie und Analgesie in der Nofallmedizin und zur Behandlung des therapieresistenten Status asthmaticus Anwendung. Charakteristisch unter einer Ketamin-Anästhesie ist, dass der Patient eher geistig abwesend zu sein scheint, als dass er schläft ("dissoziative Anästhesie"). Die Augen bleiben oft, weit geöffnet. Rachenreflexe und Skelettmuskeltonus werden kaum beeinflusst. Hervozuheben ist ebenfalls die starke, praktisch vollständige Analgesie (Schmerzunempfindlichkeit) unter Ketamin.
Wirkmechanismus
Wirkort und -mechanismen der vielfältigen Ketamin-Effekte sind noch nicht restlos geklärt. Der am meisten relevante Wirkort befindet sich am Glutamat-NMDA-Rezeptorkomplex. Die Aminosäure Glutamat ist ein wichtiger Neurotransmitter des Zentralnervensystems (ZNS), wo sie einen Kalziumeinstrom bewirkt, der vielfältige intrazelluläre Prozesse induziert. Ketamin hat dort eine antagonistische Wirkung unter Verwendung der Phencylidin-Bindungsstelle am NMDA-Rezeptor. Ketamin beeinflusst das cholinergene System, in dem es die NMDA-Rezeptor-abhängige Acetylcholin-Freisetzung verhindert. Ketamin hemmt ebenfalls andere Glutamatrezeptoren, darüber hinaus zeigt es eine schwache agonistische Wirkung an Opioid-Rezeptoren und Affinität zu GABA-Rezeptoren. Weiterhin wirkt es hemmend auf die periphere Wiederaufnahme von Katecholaminen, wie Noradrenalin und Dopamin, an der synaptischen Endplatte mit Verstärkung endogener, wie exogener Katecholamineffekte.
Durch diese Mechanismen kommt es zu einer ausgeprägten Stimulation des Herz-Kreislauf-Systems, z.B. erhöhtes Herzvolumen, gesteigerte Herzfrequenz, erhöhter Puls und erhöhter Venendruck, bzw. Arteriendruck. Durch Überstimulation des Zentralnervensystems oder Induktion eines kataleptischen Stadiums wird eine Amnesie ausgelöst. Das thalamoneocorticale System wird gedämpft, das limbische aktiviert. Ketamin wirkt auf das periphere Nervensystem sowohl depressiv (durch Blockade des Membranstroms) als auch exitatorisch (durch Modifikation der Natrium-Kanal-Fraktion). Es hat nur geringe viscale analgetische Effekte, dafür aber ausgeprägte somatische.
Neben- und Wechselwirkungen
Neben psychischen Nebenwirkungen (Halluzinationen, Bewustseinsstörungen und Amnesie) werden häüfig auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem (Blutdruckanstieg, Tachykardie) beobachtet.
Auf Grund seiner dissoziativen, bewustseinsverändernden Wirkung ist Ketamin in der Drogenszene auch als Partydroge bekannt (Szenenamen: K, Kate, Ket, Kitty, Special K, und Vitamin K). Seine Nebenwirkungen, insbesondere das relativ häufige Auftreten von sogenannten Horrortrips (alptraumartige Szenen mit Nahtodes-Erlebnissen und Tunnelvisionen) schränken aber seine Beliebtheit ein.
Geschichte:
1962 erstmals von Dupont synthetisiert wurde es in der Medizin als Anästhetikum eingesetzt, einige Zeit später aufgrund von Nebenwirkungen wie Halluzinationen und Delirien bei Patienten nach der Narkose nur noch sehr vorsichtig verwendet. Heute findet es vor allem in der Veterinärmedizin seine Anwendung und nur noch im Notfall beim Menschen.
Ketamin ist in Deutschland u.a. unter dem Namen Ketanest® im Handel. Es ist verschreibungspflichtig, unterliegt jedoch nicht dem Betäubungsmittelgesetz.
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