Kastrat
Der Kastrat (italienisch castrato zu castrare aus lateinisch castrare : kastrieren) bezeichnet eine männliche Person, der die Keimdrüsen entfernt wurden.Dieser Eingriff ist am folgenschwersten, wenn er noch vor der Pubertät vorgenommen wurde. Er hemmt die Entwicklung körperlicher und psychischer männlicher Geschlechtsbesonderheiten, und es entwickelt sich kein Sexualverlangen.
Ein späterer Verlust der Hoden oder eine Zerstörung des Keimdrüsengewebes führt neben einer mehr oder weniger starken Feminisierung unter anderem zu gesteigerter vegetativer Labilität, erheblicher Minderung der Libido oder zur Impotenz, vor allem, wenn keine geregelte Intimpartnerschaft bestand oder fortgesetzt wird.
Der irreversible Eingriff der Kastration wurde oft als ultima ratio bei wiederholt rückfälligen und anders nicht beeinflussbaren Sexualdeliquenten vorgenommen. Die hormonelle Kastration (siehe Antiandrogene) ist milder und dosierbar. Die weibliche Kastration durch operative oder radiologische Ausschaltung der Eierstöcke beziehungsweise ihrer Funktion wirkt sich somatisch, psychisch und sexuell viel geringer oder gar nicht als Veränderung oder Nachteil aus. Bei beiden Geschlechtern führt die Kastration zur Sterilität.
Ein Kastrat war ein Sänger, dem zwecks Erhaltung der Sopran- oder Alt-Stimme vor dem Stimmbruch die Keimdrüsen entsprechend manipuliert wurden, so dass die in der Pubertät zum Stimmwechsel führenden Hormone nicht zum Einsatz kommen konnten.
Kastraten waren im europäischen Musikleben des 17 und 18. Jahrhunderts weit verbreitet und genossen oft hohes Ansehen. Die Praxis wurde immer wieder verboten, und 1922 starb der letzte Kastrat, Alessandro Moreschi. Für heutige Aufführungen Alter Musik, in denen Männerrollen in Sopran- oder Altlage gefordert sind, behilft man sich mit Frauen oder Countertenören.
Siehe auch: Eunuch, KastrationZur Rolle des Kastraten in der Musik