Karlsruher Modell (Stadtbahn)
Als Karlsruher Modell wird im Bezug auf den ÖPNV die Idee bezeichnet, das normale Schienennetz der Deutschen Bahn für den Stadtbahn-Verkehr mitzunutzen. In Karlsruhe wurde diese Idee 1992 umgesetzt und wird seitdem von zahlreichen anderen Städten übernommen.Motivation für diese Idee war die Überlegung, die Gemeinden im Karlsruher Umland besser mit dem ÖPNV zu erschließen und umsteigefrei bis in die Karlsruher Innenstadt zu fahren. So fahren fast alle Stadtbahnlinien über den Marktplatz und die Haupteinkaufsstraße in Karlsruhe - man kommt also auch aus dem Umland direkt in die Innenstadt.
Ein wichtiger Faktor dabei: Durch die Gründung eines städteübergreifenden Verkehrsverbundes gilt auf allen Strecken der gleiche Tarif und es reicht eine Fahrkarte, egal ob man mit der Regionalbahn, der Straßenbahn oder dem Bus fährt.
Das größte Projekt in diesem Zusammenhang war die 2003 vollendete Elektrifizierung der Murgtalbahn von Rastatt bis nach Freudenstadt, die eine Stilllegung dieser Strecke abwendete und im Gegenteil die Fahrgastzahlen mehr als verdoppelte und auch beim Güterverkehr zu einer Verlagerung von der Straße auf die Schiene führte.
Geschichte
1984 wurde eine erste Durchführbarkeitsstudie zur Verknüpfung von Schienenpersonennahverkehr der Deutschen Bundesbahn und der Verkehrsbetriebe Karlsruhe in Auftrag gegeben. Ab September 1986 wurden dann erste Testfahrten mit einem Zweisystem-Versuchsfahrzeug durchgeführt. Im Juni 1991 wurde die erste Strecke (Karlsruhe Hauptbahnhof bis Pforzheim) und damit in Deutschland der erste Stadtbahnwagen auf DB-Gleisen in Betrieb genommen. September 1992 wurde dann mit der Strecke Bretten-Gölshausen bis Karlsruhe Albtalbahnhof die erste Zweisystem-Straßenbahnlinie eingeweiht, die bis Grötzigen auf DB-Gleisen und anschließend auf Stadtbahn-Gleisen über den Karlsruher Marktplatz führt. In der Folge wurden zahlreiche andere DB-Strecken von der Stadtbahn in Beschlag genommen. 2002 wurde 11 Jahre nach einem entsprechenden Beschluss der erste Teilabschnitt der elektrifizierten Murgtalbahn von Rastatt bis nach Raumünzach eröffnet, und Ende 2003 konnte man auf der neuen Linie S 41 durchgehend von Heilbronn bis nach Freudenstadt Bahnhof fahren.
Technik
Auf technischer Seite musste ein entscheidendes Problem gelöst werden: In der Innenstadt dürfen Straßenbahnen nur mit Gleichstrom betrieben werden, im Netz des Deutschen Bahn wird jedoch Wechselstrom verwendet. Also mussten Straßenbahnwagen konstruiert werden, die beide Systeme benutzen können (sog. Zweisystemwagen). Außerdem mussten Rampen an den Systemübergängen gebaut werden. Die Zweisystem-Straßenbahnwagen müssen ebenfalls alle Signalisierungsverfahren (IWS im Straßenbahnnetz und INDUSI im DB-Netz) beherrschen. Eine andere Einschränkung: Die leichten Straßenbahnwagen dürfen nur auf Strecken eingesetzt werden, auf denen eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h gilt - Schnellfahrstrecken dürfen also nicht befahren werden.