Karl Heim
Karl Heim (* 20. Januar 1874 in Frauenzimmern/Zabergäu; † 30. August 1958 in Tübingen) war ein deutscher evangelischer Theologe, dessen Lebenswerk darin bestand, den durch die neuzeitlichen Weltbilder und Geistesströmungen angefochtenen Glauben auf eine sichere Grundlage zu stellen. Zu diesem Zweck arbeitete Karl Heim sowohl am Problem der Glaubensgewissheit als auch am vermittelnden Gespräch zwischen Glaube und Naturwissenschaft. Die Frucht dieser Arbeit schlug sich in seinem sechs Bände umfassenden Hauptwerk „Glaube und Denken“ nieder, das Heim in mehreren Auflagen teilweise deutliche umarbeitete (Vgl. dazu die ausführliche Bibliographie am Ende).
Heim entstammte einer Pastorenfamilie. Heims Vater war von dem Bibeltheologen Johann Tobias Beck (1804-1878) und dem Pietisten Ludwig Hofacker (1798-1828) geprägt und gab diese Prägung an seinen Sohn weiter. Wie viele zwar begabte aber in armen Verhältnissen aufwachsende Schüler musste Heim das sog. Landexamen und den „Konkurs“, ein verschärftes Abiturientenexamen, bestehen, um in den Genuss der staatlichen Unterstützung zu kommen.
Im Jahr 1892 trat Heim in das Tübinger Stift ein, das in dieser Zeit durch die Schule Albrecht Ritschls (1822-1889) geprägt war. Anstatt einer „Stiftsverbindung“ beizutreten (wie damals üblich), schloss sich Heim lieber einem Bibelkreis an, und bekam auf diese Weise Kontakt zur Deutschen Christlichen Studentenvereinigung (DCSV) unter ihrem damaligen Leiter Eduard Graf Pückler (1853-1924).
1893 folgte Heim einer Einladung nach Frankfurt a. Main, wo eine große christliche Studentenkonferenz u.a. mit Eduard Graf Pückler und Elias Schrenk (1831-1913) stattfand. Gerade durch die Begegnung mit letzterem, sollte sich sein Leben in entscheidender Weise verändern. Unter dem Eindruck einer Predigt Schrenks suchte Heim das persönliche Gespräch mit dem Prediger, das mit Heims eigenen Worten folgende Wirkung hatte:
„Es gab ein kurzes, aber befreiendes und erquickendes Gespräch, bei dem es zur bedingungslosen Kapitulation kam und damit zu dem radikalen Neuanfang, von dem Schrenk gesprochen hatte. Das war der schöpferische Neubeginn meines Lebens.“ (Ich gedenke, S.49).
Im August des Jahres 1896 legte Heim sein erstes Dienstexamen ab und erwarb für seine Promotionsarbeit die Note IIb. Heim blieb daraufhin noch ein halbes Jahr in Tübingen und erhielt für die Ausarbeitung einer Preisaufgabe der Tübinger Theologischen Fakultät zu dem Thema „Glaube und Geschichte“ den ersten Preis.
Als Vikar in Giengen an der Brenz (wohl ab dem Frühjahr 1897) erlebte Heim dann das, was man heute als „Praxisschock“ bezeichnen würde. Anstelle des erkrankten Pfarrers sollte Heim sofort Predigtdienst und Seelsorge allein übernehmen. Vor allem der Seelsorgedienst an einem durch Alkohol schwer Erkranktem forderte die ganze Theologie Karl Heims. Nach einem halben Jahr allerdings kam der junge Vikar Karl Heim in das Christliche Volksschullehrerseminar Tempelhof bei Crailsheim und sollte dort Unterricht erteilen. Aufgrund der dortigen Eindrücke, trat Heim dem „Weißen Kreuz“ bei.
Dann ereilte Heim eine Anfrage der Christlichen Studentenvereinigung, ob er nicht Nachfolger Heinrich Witts im Amt des Reisesekretärs werden wolle. Nach einer Bedenkzeit übernahm Heim im Jahr 1900 diese Aufgabe, die für ihn bedeutete, alle Universitäten und Technischen Hochschulen zu besuchen und studentische Kreise zu gründen.
Im Jahr 1905 wurde Heim dann Konviktsinspektor in der Nachfolge Carl Stanges (1870-1959) am Schlesischen Studentenkonvikt in Halle an der Saale, das von Prof. Martin Kähler (1835-1912) geleitet wurde. Diese Position eröffnete Heim die Möglichkeit, sich zu habilitieren (die Habilitation erfolgte 1907). Heims Habilitationsschrift trug den Titel: „Das Weltbild der Zukunft. Eine Auseinandersetzung zwischen Philosophie, Naturwissenschaft und Theologie“ und brachte ihm viel Kritik der älteren Kollegen ein.
Heim wurde im Herbst 1914 auf die Professur für Systematische Theologie an der neu geschaffenen Theologischen Fakultät der Universität Münster berufen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrach dann aber schnell die Lehrtätigkeit Heims in Münster.
Ab 1918 wirkte Heim dann wieder als Professor in Münster und wurde 1920 als Nachfolger Theodor Haerings (1848-1928), des Lehrers Karl Heims, nach Tübingen berufen, was unter der besonderen Fürsprache Adolf Schlatters (1852-1938) geschah, denn nur so konnte Heim sich gegen den damals noch namhafteren Rudolf Otto (1869-1937) durchsetzen.
Heims Verhältnis zum Dritten Reich wird aus einem 1933 veröffentlichen Aufsatz mit dem Titel: „Deutsche Staatsreligion oder Evangelische Volkskirche?“ ersichtlich, worin deutlich wird, dass er ganz und gar nicht mit den Deutschen Christen einig ging (Vgl. Ich gedenke, S.267). Allerdings trat Heim nicht der Bekennenden Kirche bei, wenngleich er vielen führenden Männern dieser Gruppe persönlich nahe stand. Als Grund dafür nennt Heim seine geistliche Heimat im schwäbischen Pietismus und in der Christlichen Studentenvereinigung (Vgl. Ich gedenke, S.274).
1948 wurde Heim emeritiert.
Dort aber, wo die Frage nach Gott gestellt ist, ist die „radikale Frage“ gestellt, „die nirgends haltmacht, sondern sich immer auf die letzte Voraussetzung richtet, um sie noch einmal in Frage zu stellen.“ (Glaube und Denken [1. Auflage], S.77) Nach Heim kann die Beantwortung dieser Frage dann entweder in die Verzweiflung führen oder in Gott ihre Ruhe finden (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.77).
Mit jeder dieser beiden grundlegenden Typen verbinden sich nach Heim zwei grundverschiedene Auffassungen von der Welt, in der wir leben. Für den Monismus besteht die Welt durch sich selbst und erhält sich auch durch sich selbst, für den Dualismus dagegen ist die Welt nicht durch sich selbst da, sondern wurde von einer jenseitigen Stelle ins Dasein gerufen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.16).
Diese beiden grundverschiedenen Auffassungen der Wirklichkeit ziehen auch zwei ebenso verschiedene Antworten auf die Frage nach der Bedeutung des Wortes „Gott“ nach sich. Für den Monismus, für den es keine Transzendenz gibt und der nur auf einer Ebene zu denken vermag, kann „das Wort Gott nur entweder ein anderes Wort an die Herrlichkeit und den Sieg einer bestimmten Wirklichkeit, die eine Stelle innerhalb der unendlichen Ebene des Weltganzen einnimmt.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.17). Dann auch wird die Frage nach der Erkennbarkeit Gottes unerheblich (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.17). Falls aber, wie der Dualismus annimmt, die Grenzlinie zwischen Immanenz und Transzendenz zu Recht besteht, dann ist Gott auf jeden Fall eine andere Wirklichkeit als die Welt (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.18). Und daraus entstehen dann Fragen, die für den monistischen Menschen gegenstandslos sind: „Kann man Gott wirklich erkennen? Wie tut er sich kund? Wie kann ich Gewißheit darüber erlangen, was Gott ist und was er will?“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.18). Nur bei einer Identität Gottes mit der Wirklichkeit der Welt, könnte man Gott aus der erfahrbaren Welt unmittelbar erkennen. Bei einer Nicht-Identität dagegen bleibt der Schluss von der Welt auf Gott notwendig unsicher (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.19). Wenn aber eine direkte Erkennbarkeit Gottes verschlossen bleibt, dann bleibt nur der Glaube. „Diesen Glauben können wir aber nicht aus der gegebenen Welt selbst ableiten.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.19). Dieser Glaube muss einem vielmehr von außerhalb der Welt zuteil werden; er muss von Gott selber geschenkt werden (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.19).
Wer monistisch denkt, der ordnet nicht nur Gott ganz spezifisch der Wirklichkeit zu, sondern betrachtet auch seine eigene Existenz auf ganz bestimmte Weise. Für einen Monisten kann seine „eigene, zwischen Geburt und Tod eingeschlossene Existenz nichts anderes sein als ein Teil der Wirklichkeit, die auf der einen Ebene der erfahrbaren und gegebenen Welt liegt.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.20). Wer dagegen dualistisch denkt, der lebt in zwei Ebenen und empfängt dementsprechend sein Leben auch von Jenseits, vom Schöpfer, her (Glaube und Denken [7. Auflage], S.20). Das Leben eines Dualisten hat also „nicht bloß, wie bei der monistischen Betrachtungsweise, die eine Bedeutung, die es innerhalb der Welt hat. Es hat noch eine zweite Bedeutung. Das ist der Wert, den es vor Gott hat.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.21).
Für Karl Heim ist eine solche Typologie, eine solche Entgegensetzung zweier Wirklichkeitsauffassungen, nicht bloß eine intellektuelle Spielerei, sondern hat eminent praktische Relevanz, da er über „unsere Stellungnahme zu den Tagesereignissen“ entscheidet (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.22). „Zwischen einem Menschen, der an einen jenseitigen Gott gebunden ist, und einem anderen, der diese Bindung nicht kennt, besteht dann ein Gegensatz, der tiefer ist als jeder andere Gegensatz, der Menschen voneinander scheiden kann.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.23).
Im Gegensatz dazu bemerkt Heim aber, dass in den mit ihm zeitgenössischen christlichen Lehrgebäuden immer noch wie selbstverständlich davon ausgegangen würde, dass der moderne Mensch ohne weiteres verstünde, was „Transzendenz“ eigentlich bedeute (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.35). Nach Karl Heim ist es aber viel mehr so, dass es der moderne Mensch für eine unerlaubte „doppelte Buchführung“, für ein unehrliches Doppelspiel, ansehen muss, wenn ganz unvermittelt von einer „immanenten“ zu einer „transzendenten“ Welterklärung übergegangen wird (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.37).
Die Aufgabe die Karl Heim nun sieht, besteht darin, dem modernen Menschen deutlich zu machen, wie sie von Jenseitigkeit sprechen können, ohne in eine vorkopernikanische Weltanschauung zurückzufallen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.46).
„Wenn wir nicht sagen können, was die Worte für einen Sinn haben, die in allen religiösen Bekenntnissen immer wiederkehren, so ist unser Zeugnis von Gott überhaupt kein Sprechen von Mensch zu Mensch, sondern nur eine unverständliche Zungenrede. Wir gebrauchen dann Worte, auf deren innewohnende Magie wir vertrauen, die aber für die meisten heutigen Hörer ihren magischen Gehalt verloren haben.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.46).
Eine erste Antwort auf diese Frage lautet eben, dass wir uns als in die uns gegebene Erfahrungswelt hineingestellt vorfinden. Dabei ist das hervorragende Kennzeichen dieser Erfahrungswelt, dass sie eine „perspektivische Mitte“ hat, von der aus alle Erscheinungen unterschieden und zusammengeschaut werden (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S. 49).
Daraus folgert Heim, dass es unmöglich ist, den Gegenstand der Erkenntnis von seinem Erkenntnisbild zu trennen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.50). Vielmehr sind das die beiden Pole der Urbeziehung, in der wir alle schon immer stehen: Ich und Gegenstand (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.50f.). Wir können dabei nicht einfach aus dieser Urbeziehung heraustreten, da sie von vornherein zu unserem Sein in der Welt dazugehört. Alle weiteren Urbeziehungen ergeben sich für Heim aus dem „unzerlegbaren Ineinander von Ich, Du und Es“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.51).
Eine zweite Antwort lautet, dass wir uns denkend in der Welt vorfinden, und zwar immer so, dass wir die Welt nur anhand ihrer Unterscheidung erfassen.
Denn „...alles, was ist, ist das, was es ist, nur dadurch, daß es etwas anderes nicht ist, daß es sich also von etwas anderem unterscheidet, sich also von einer etwas andersartigen Umgebung abhebt. Das ganze Wirklichkeitsbild, an dem wir uns im praktischen Leben orientieren, kommt also dadurch zustande, daß wir Grenzlinien ziehen.“ (Heim: Glaube und Denken [7. Auflage], S.60).
Der Akt des Unterscheidens ist dabei nicht hintergehbar; er gehört zu unserem Sein in der Welt grundlegend dazu. In der Welt, in der wir uns vorfinden, kann deshalb die Unterscheidungsfunktion von dem, was unterschieden wird, nicht getrennt werden (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.81). Deshalb auch ist diese Unterscheidungsfunktion die Voraussetzung dafür, dass der Mensch als gegenständliches Objekt denkbar ist (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S. 83f.).
Der Vorgang der Erkenntnis selbst ist nach Heim in die beiden Möglichkeiten des Analysierens und des Erlebens gespalten, was aber zwei völlig unterschiedliche Zugangsweisen zur Wirklichkeit meint (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.42). Wir können nämlich ein Ding analysieren und erklären wollen, wobei wir nach Heim aber unweigerlich auf eine Grenze stoßen, denn „all unser Erklären ist ein Zurückführen auf etwas, was wir nicht mehr erklären können.“ (Glaube und Denken [1. Auflage], S.41). Wir können dasselbe Ding aber auch einfach nur erleben, was dann aber für uns nicht mehr wirklich beschreibend mitteilbar ist (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.43).
Im ersten Fall aber verhalten wir uns der Wirklichkeit gegenüber zerlegend, klassifizierend, unterscheidend. „Denn alles begriffliche Erkennen ist ja eben Unterscheiden.“ (Glaube und Denken [1. Auflage], S.107). Und aus diesem grundlegenden Verhältnis zur Wirklichkeit gelangt Heim zu seiner Lehre von den Dimensionen, denn das Verhalten des Unterscheidens kann man selbst auch wieder differenzieren, und zwar in eine einfache Art der Unterscheidung, wenn wir beispielsweise zwei aufeinander folgende Töne voneinander unterscheiden, und in eine Unterscheidung zweiten Grades, wenn wir nämlich zwischen Unterscheidungen unterscheiden, also zwischen „Sphären oder Mannigfaltigkeiten, innerhalb deren das elementare Unterscheiden erst möglich wird.“ (Glaube und Denken [1. Auflage], S.54).
Im „Weltbild der Zukunft“ hat Heim aus dieser Unhintergehbarkeit des Unterscheidens den Schluss gezogen, dass wir es überall in der Welt nur mit Verhältnissen aber nicht mit letzten Gegebenheiten zu tun haben, die sich nicht wieder in Verhältnisse umwandeln lassen (Vgl. Weltbild, S.32). „Wir leben in einem großen System von Verhältnissen und sind selbst ein Teil davon.“ (Weltbild, S.33).
Eine dritte Antwort auf diese Frage lautet, dass wir uns nicht nur räumlich sondern auch zeitlich vorfinden (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.98). Daraus folgt, dass die perspektivische Mitte meiner Welt, nicht allein ein sehender Punkt ist, auch nicht bloß ein allgemeines Geschehen, sondern ein ganz bestimmtes Geschehen ist (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.100).
Die Unweigerlichkeit der perspektivischen Mitte hat dabei die unweigerliche Subjektivität und damit auch Relativität meines von dieser perspektivischen Mitte aus geschauten Weltbildes zur Folge; die Welt ist dem Ich also niemals „an sich“ gegeben, sondern immer nur in der Form des Weltbildes (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.88f.).
Nach Heim liegt im Wesen der Erkenntnis also immer eine Antinomie, denn auf der einen Seite bleibt das erkennende Subjekt in sich selbst gefangen und kann darüber hinaus niemals direkt zum Objekt vordringen; auf der anderen Seite ist damit aber das Wissen darüber verbunden, dass das Objekt selbst noch einmal etwas ganz anderes ist als mein Bewusstseinsinhalt von diesem Objekt (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.89 und: Glaube und Denken [1. Auflage], S.192).
Diese unweigerliche Verschränktheit und dieses unmittelbare Aufeinanderbezogensein von erkennendem Subjekt und erkannten Objekt, hat Konsequenzen für die Funktion des Erkennens (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.131). Denn solange das Ich als ein Ding gedacht worden ist, wurde der Erkenntnisvorgang als eine ebenso dingliche Einwirkung der Außenwelt auf den Menschen vorgestellt (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.132). Wenn nun aber das Subjekt kein Teil der Objektivität ist, muss der Erkenntnisvorgang problematisch werden (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.132).
Dann stellt sich die Frage, wie überhaupt eine Verbindung zwischen mir als dem nichtgegenständlichen Wesen und der mir gegenübertretenden Raumwelt möglich ist. Nach Heim gibt es auf diese Frage zwei mögliche Antworten: Entweder es ist kein Einheitspunkt zwischen diesen beiden „dimensional“ geschiedenen Wesenheiten vorhanden, dann bleibe ich auch in meiner Erkenntnis nur bei mir selbst, oder aber meine Erkenntnisbewegung erreicht ihr Ziel und es ist eine Einheit zwischen mir und dem ganz anderen möglich (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.132). Bei der zweiten Möglichkeit muss aber diese Einheit von vorneherein vorhanden sein, „wenn es überhaupt einen Sinn haben soll, den Erkenntnisprozeß in Gang zu setzen.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S. 132f.).
Zur Erläuterung dieses Sachverhaltes gebraucht Heim ein interessantes Beispiel. In einer Welt, in der nur zwei Dimensionen existierten, würde das darin lebende Flächenwesen die Behauptung einer dritten Dimension solange nicht begreifen können, solange ihm nicht unmittelbar die Existenz einer dritten Dimension aufgehen würde. Für ein Flächenwesen gäbe es nur das Entweder-Oder der beiden Dimensionen, erst mit einer dritten Dimension wäre ihm eine Möglichkeit erschlossen, die jenseits dieses Entweder-Oder liegt (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.54f.). Noch drastischer wäre der Sprung eines Wesens, dessen Existenz sich auf der Ebene nur einer einzigen Dimension bewegte, von der eindimensionalen zu der zweidimensionalen Welt. Ein solches eindimensionales Punktwesen (Heim nennt es Zeitwesen) würde also nicht einmal ein räumliches Nebeneinander, sondern lediglich ein zeitliches Nacheinander kennen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.55). Ein solches Wesen könnte beispielsweise nur einzelne Töne nacheinander aber niemals einen Klang, also das Zusammenspiel mehrer Töne in einem gleichzeitigen Nebeneinander, wahrnehmen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.56).
Diese auf diese Weise veranschaulichte Zeitlichkeit und Räumlichkeit unseres Daseins ist für Heim in „Das Weltbild der Zukunft“ der Ausdruck dafür, dass wir in Verhältnissen existieren (Vgl. Weltbild, S.37-46). Sowohl Zeit als auch Raum sind für Heim nur „Umtauschverhältnisse“; die Zeit ist in Hinblick auf ihre Richtung „das Umtauschverhältnis zwischen Vergangenheit und Zukunft“ (Weltbild, S.71) und der Raum ist sowohl im Hinblick auf die Richtungslinien als auch im Hinblick auf die Raumflächen jeweils ein Umtauschverhältnis, wobei die Raumfläche als ein Umtauschverhältnis von Umtauschverhältnissen angesehen werden muss, nämlich als das der Richtungslinien (Vgl. Weltbild, S.72 und S.77). Letztlich geht der Raum aber aus der Zeit hervor, da er nichts anderes ist „als dieses Wechselverhältnis zwischen der reinen Zeitstrecke und der Fläche...“ (Weltbild, S.80).
Freilich ist dieses oben genannte Beispiel mehr als nur ein Beispiel, denn letztlich ist für Heim nach diesem Prinzip die Wirklichkeit aufgebaut: Ausgangspunkt ist die Zeitstrecke, die in einzelne Zeitabschnitte unterteilt werden kann. Dabei teilt ein bestimmter Zeitpunkt die Zeitstrecke in zwei Zeitabschnitte, die zueinander in einem Entweder-Oder (in einem disjunktiven) Verhältnis zueinander stehen (Vgl. Glaubensgewißheit [4. Auflage], S.86). Das würde bedeuten, dass das Ich diese beiden sich so zueinander verhaltenden Zeitabschnitte nie gleichzeitig sondern immer nur nacheinander erleben kann (Vgl. Glaubensgewißheit [4. Auflage], S.87). Dadurch käme es aber nicht zum Erleben eines Zeitflusses, deshalb muss neben dem Entweder-Oder auch ein Und-Verhältnis treten, was aber zur Folge hat, dass nun ein neues Entweder-Oder-Verhältnis zweiter Ordnung besteht, nämlich zwischen dem Oder-Verhältnis und dem Und-Verhältnis (Vgl. Glaubensgewißheit [4. Auflage], S.88f.). „Die Schwierigkeit liegt also im Übergang von einem Jetzt zum anderen Jetzt, in der Vereinigung von Gleichzeitigkeit und Nacheinander, ohne die dieser Übergang nicht zustande kommen kann.“ (Glaubensgewißheit [4. Auflage], S.90). Schließlich muss diese Überlegung zur Annahme eines Nichtgegenständlichen führen, das zu den gegenständlichen Elementen hinzutritt und diese zur Erfahrung zusammenfasst (Vgl. Glaubensgewißheit [4. Auflage], S.91). Heim wird dies später dann die „perspektivische Mitte“ bzw. das „Ich“ nennen.
Aus dem Zeiterlebnis entwickelt Heim nun konsequent die Raumanschauung (Vgl. Glaubensgewißheit [4. Auflage], S.95). Während die Zeitstrecke aber nur in einer Richtung durchlaufen werden kann, damit also auch das Zeiterlebnis nur in einer Richtung verläuft, „tritt in der Raumanschauung mit einemmal eine Differenzierung der Richtungen ein.“ (Glaubensgewißheit [4. Auflage], S.98). Hierbei wiederholt sich aber nur das auf einer höheren Ebene, was schon bei der Zeitstrecke der Fall ist (Vgl. Glaubensgewißheit [4. Auflage], S. 99 und S.101f.).
Indem nun aber Heim auf diese Weise zwischen inhaltlicher und dimensionaler Grenze unterscheidet, hat der Begriff der Unterscheidung selbst seine Eindeutigkeit verloren (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.57). Denn von nun an ist es möglich zwei „Gegebenheiten“ entweder dimensional oder inhaltlich zu unterscheiden, wie natürlich umgekehrt die Art und Weise wie sprachlich zwei „Sachverhalte“ unterschieden werden, darüber Aufschluss geben wird, ob die beiden so unterschiedenen „Sachverhalte“ als abgeschlossene Räume (also als Gegenstände) oder aber als Unendlichkeiten angesehen werden (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.58f.).
Nach Heim muss sich eine jede Dimension irgendwie in einem disjunktiven Verhältnis, also durch ein Entweder-Oder ausdrücken lassen, so dass man eine disjunktive Frage formulieren kann (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.56). Deshalb konnte Heim in der ersten Auflage von „Glaube und Denken“ eine Dimension auch auf folgende Weise definieren: „Jede Mannigfaltigkeit, die in einem disjunktiven Verhältnis ausdrückbar ist, ist eine Dimension.“ (Glaube und Denken [1. Auflage], S.57).
Als ein weiteres Merkmal einer Dimension führt Heim deren polaren Charakter an. Dimensionen bedingen sich nämlich gegenseitig und es ist deshalb unmöglich nur eine zu sehen und nicht auch die anderen mit zu sehen (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.70). „Wir nennen dieses Verhältnis ein polares Verhältnis, d.h. eine Unterscheidung, bei der die beiden unterschiedenen Elemente einander gegenseitig konstituieren.“ (Glaube und Denken [1. Auflage], S.70). Nur deshalb ist es auch möglich sich einer Dimension bewusst zu werden, da ihre Erkenntnis anhand der Unterscheidung von einer anderen Dimension erst ermöglicht wird (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.70f.). Mit anderen Worten: Gäbe es nur eine Dimension, so könnten wir sie auch nicht erkennen. Eine solche Erkenntnis erfolgt dann aber durch die dem Menschen gegebene Möglichkeit der Abstraktion, mit der wir von einer Dimension „absehen“, d.h. sie „einklammern“ können (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.71).
Allerdings ist damit ein Paradox formuliert, denn es sind eigentlich nicht zwei Unendlichkeiten (Räume) denkbar, die aufeinander treffen können, denn entweder ist das eine unendlich und das andere endlich oder umgekehrt, aber niemals können zwei Unendlichkeiten existieren, denn es kann immer nur eine Unendlichkeit das Ganze der Wirklichkeit umfassen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.64). Da nun aber zwei (bzw. mehrere) Unendlichkeiten bestehen, die ihrem Anspruch nach das Ganze der Wirklichkeit umfassen wollen, so folgt daraus ein exklusives Entweder-Oder Verhältnis zwischen diesen Räumen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.65).
Es muss hinzugefügt werden, dass die beiden Bezeichnungen „dimensionale Begegnung“ und „dimensionale Spaltung“ nicht ganz deckungsgleich sind. „Dimensionale Spaltung“ ist ein Begriff, den Heim in der ersten Auflage von „Glaube und Denken“ verwendet. Dort heißt es, dass eine „dimensionale Spaltung“ darin besteht, „daß ein und derselbe Inhalt, der vorher nur in einer Dimension stand, plötzlich in zwei Dimensionen steht.“ (Glaube und Denken [1. Auflage], S.67).
Was dabei erkannt wird, ist nach Heim nicht nur die Existenz von Räumen, sondern auch ihre Struktur, ihr Ordnungsprinzip, nach dem die Inhalte dieses Raumes angeordnet sind (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.74).
Weiterhin gibt die Karl-Heim-Gesellschaft seit 1980 eine Zeitschrift unter dem Titel: „Evangelium und Wissenschaft. Beiträge zum interdisziplinären Gespräch“ heraus. Auch deren Inhalte sind bis 1998 auf der Homepage der Karl-Heim-Gesellschaft verzeichnet ([1]).
Schließlich wird von der Karl-Heim-Gesellschaft seit dem Jahr 2000 der Karl-Heim-Preis verliehen, „für Arbeiten, die sich profiliert historisch oder systematisch mit einem grundlegenden Thema aus einem der folgenden drei Themenkreise auseinandersetzen:
Biographische Notiz
Werk
Im Folgenden wird das religionsphilosophische Denken Karl Heims in seinen Grundzügen vor allem anhand des Hauptwerks „Glaube und Denken. Philosophische Grundlegung einer christlichen Lebensanschauung“ in der ersten Auflage von 1931 und in der letzten Auflage von 1957 dargestellt. Daneben werden noch die beiden Teile des „Leitfadens der Dogmatik“ sowie das Buch über „Glaubensgewißheit. Eine Untersuchung über die Lebensfrage der Religion“ in der 4. Auflage von 1949 herangezogen.Diagnosen und Ausgangspunkte
Der Zusammenbruch der Weltbilder
Karl Heim diagnostiziert in der ersten Auflage von „Glaube und Denken“ den „Zusammenbruch aller Weltanschauungen“, der einen tragischen Verlust an Gewissheit und damit eine umfassende Orientierungslosigkeit mit sich bringt (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.2). Im Einzelnen äußert sich diese Orientierungslosigkeit in der Krise des Projekts der Autonomie, denn nach Heim ist der Mensch nicht imstande, sich selbst unbedingt zu binden (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.3). Auch die Arbeit, die der Mensch leistet, hat ihren Sinn verloren, denn sie kann nicht um ihrer selbst willen geleistet werden (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.3-5). Das gilt in gleicher Weise auch von der Freude des Menschen, von den „soziologischen Verbänden“ und vom Recht (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.6). Alles in allem fordert die Relativierung aller Moral, Maßstäbe, Werte, Lebensordnungen und Wirtschaftsformen geradezu die Frage nach dem Absoluten heraus (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.7). Ihre Antwort liegt nach Heim bei Gott, um durch ihn von dem „verzweifelten Gefühl der Willkürlichkeit unseres Lebens befreit zu werden.“ (Glaube und Denken [1. Auflage], S.7f.).Der Mensch im Zeitalter des Materialismus und das Problem von Monismus und Dualismus
Heim unterscheidet zwei Typen von Menschen. Auf der einen Seite stehen die Monisten, für welche die „Grenzlinie zwischen Immanenz und Transzendenz und die ganze Fülle von Fragen, die damit gegeben ist, überhaupt nicht mehr existiert.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.15f.). Auf der anderen Seite stehen die Dualisten, also Menschen, „deren ganze Existenz eine Wanderung auf dieser Grenzlinie zwischen zwei Welten ist.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.16).Der Mensch im Zeitalter des Säkularismus und das Problem der Transzendenz
Ein weiterer Ausgangspunkt des Denkens von Karl Heim ist die Diagnose, dass die Unterscheidung zwischen Transzendenz und Immanenz in der modernen Welt weggefallen ist. Diese Unterscheidung ist in einer Welt, die selbst als unendlich gedacht wird, nicht mehr nachvollziehbar, da nichts mehr besteht worüber hinaus man schreiten könnte. Nach Karl Heim hebt mit Giordano Bruno diese Veränderung im Denken des nun neuzeitlichen Menschen an (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.36).Grundbegriffe der Dimensionenlehre Karl Heims
Die perspektivische Mitte
Der Ausgangspunkt, den Karl Heim für sein Denken nimmt ist die Erfahrungswelt, „die uns gegeben ist und in die wir ... unter allen Umständen hineingestellt sind, einerlei was für eine Anschauung wir über ihren Ursprung haben.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.49). Heim konstruiert seine Philosophie dann auch phänomenologisch vom Ich-Mittelpunkt des Raumes aus, welcher der unmittelbare Standort ist, den jeder von uns einnimmt (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.96). Die Frage, die Heim dabei bewegt, kann man in folgender Weise formulieren: Wie finden wir uns in der Welt vor?Inhaltliche Grenze
Eine inhaltliche Grenze stellt eine Beziehung zwischen zwei Inhalten, die in demselben Raum zueinander stehen, her (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.52). Gedacht ist dabei beispielsweise an das schlichte räumliche nebeneinander zweier Gegenstände, die eine inhaltliche Grenze dort hätten, wo sich beide Gegenstände berühren würden. Oder es ist an das zeitliche nacheinander zweier Töne gedacht, die ihre inhaltliche Grenze genau in jenem Zeitpunkt haben, in dem der erste Ton verklingt und der zweite Ton beginnt (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.53).Dimensionale Grenze
Von einer dimensionalen Grenze dagegen ist zu sprechen, wenn zwei für sich selbst unendliche Räume aufeinander treffen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.53). Während das, was mit dem Begriff der „inhaltlichen Grenze“ ausgesagt ist, leicht veranschaulicht werden kann, so entzieht sich die dimensionale Grenze der Anschaulichkeit. Zwei unendliche Räume haben nämliche keine Grenzen, an denen sie sich inhaltlich berühren könnten. Die Grenze zweier grenzenloser Sphären kann deshalb nicht anders als paradox ausgedrückt werden (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.53 und: Glaube und Denken [1. Auflage], S.68).Der Inhalt
Ein Inhalt bezieht sich auf das, was inhaltlich voneinander unterschieden werden kann (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.60).Inhaltliches Teilverhältnis
Die grundlegende Möglichkeit, wie zwei Inhalte miteinander in ein Verhältnis treten können, ist das Verhältnis zwischen dem Ganzen und den Teilen; Heim spricht von einem inhaltlichen Teilverhältnis (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.66). Als ein Beispiel für ein solches inhaltliches Teilverhältnis führt Heim die Hand an, welche ein Teil des menschlichen Körpers ist (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.66).Inhaltliche Begegnung
Wenn zwei Inhalte in einem Raum beieinander sind, so können sie entweder voneinander getrennt sein (dieser Abstand hat dann einen quantitativen Wert), oder aber der Abstand zwischen beiden kann gleich Null sein, dann berühren sie sich (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.69). Dies ist dann der Vorgang der „inhaltlichen Begegnung“ (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.71).Der Raum (bzw. Dimension)
Einen Raum definiert Heim im Unterschied zum Inhalt auf folgende Weise:
„Einen Raum nennen wir nicht bloß den dreidimensionalen Körperraum, der gewöhnlich so genannt wird. Ein Raum ist jedes in sich unabschließbare Kontinuum, innerhalb dessen nach einem in der Struktur desselben enthaltenen Ordnungsprinzip eine Mannigfaltigkeit inhaltlicher Unterscheidungen vorgenommen werden kann.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.61).Dimensionales Teilverhältnis
In Entsprechung zum inhaltlichen Teilverhältnis existiert natürlich auch ein dimensionales Teilverhältnis. Damit ist gemeint, dass eine Unendlichkeit ein Teil einer anderen Unendlichkeit sein kann, was allerdings eine paradoxe Aussage darstellt (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.67). Dabei unterscheidet Heim zwischen „einfachen Räumen“, wie z.B. die reine Zeitstrecke, und „zusammengesetzten Räumen“, wie z.B. der Körperraum, er aus mehreren einfachen Räumen zusammengesetzt ist (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.68).Dimensionale Begegnung (bzw. Spaltung)
Eine Begegnung zwischen zwei Räumen – Heim spricht von einer „dimensionalen Begegnung“ (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.71) bzw. einer „dimensionalen Spaltung“ (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.67) – ist dabei nur entweder so möglich, dass ein übergeordneter Raum einen untergeordneten Raum in sich birgt – Heim spricht von einem „dimensionalen Ineinander“ oder von einer „dimensionalen Subordination“ (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.68). Oder zwei Räume treffen in einem übergeordneten Raum aufeinander, indem sie sich überschneiden und ein gemeinsames Element haben (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.70f.) – Heim spricht dann von einem „dimensionalen Nebeneinander“ oder von einer „dimensionalen Koordination“ (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.68). Damit steht auch in Zusammenhang, dass es „zusammengesetzte“ Dimensionen neben „einfachen“ Dimensionen geben kann; dabei bilden die „zusammengesetzten“ Dimensionen ein Komplex aus mehreren „einfachen“ Dimensionen (Vgl. Glaube und Denken [1. Auflage], S.76). Natürlich ist es dann auch möglich, dass mehrere solcher Komplexe zueinander in einem dimensionalen Verhältnis stehen können.Inhaltliche Erkenntnis
„Die Erkenntnis von Inhalten ist Wahrnehmung oder Schluß aus Wahrgenommenen.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.72f.).Dimensionale Erkenntnis
Die Erkenntnis von Räumen bzw. Dimensionen dagegen ist ungleich existentieller. Denn: „In Räume kann man nur existierend hineintreten oder existierend drinstehen und dann daraus heraus wahrnehmen und denken.“ (Glaube und Denken [7. Auflage], S.74). Ein Raum wird einem also nicht erst nachträglich erschlossen, wie das bei einem Inhalt der Fall ist, sondern wird einem in dem Augenblick erschlossen, da man existierend in ihm steht (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.74). Eine Dimension ist also nicht das erste, was wir erkennen oder denken können, denn sie geht diesen Verhältnissen voraus und ermöglicht sie. Mit anderen Worten: Eine Dimension ist unhintergehbar, eine Dimension ist Existenz. Die Erkenntnis einer Dimension geschieht deshalb nicht in mittelbarer Weise über Erkennen und Denken, sondern unmittelbar, intuitiv (Vgl. auch Glaube und Denken [1. Auflage], S.74).Innerweltliche Transzendenz
Nach Heim gibt es schon dort eine „innerweltliche Transzendenz“, wo in der Welt zwei in sich unendliche Räume aufeinander treffen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.76). Wir sind nach Heim nämlich immer schon in die Ich-Du-Es-Welt hineingestellt, die von zwei Grenzlinien durchzogen ist; die Grenzlinie, die das „Ich“ vom „Du“ scheidet, und die Grenzlinie, die das „Ich“ von der Gegenstandswelt scheidet (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.78). Gott aber steht als der Schöpfer außerhalb aller dieser Räume; er steht als der Unerschaffene jenseits von ihnen (Vgl. Glaube und Denken [7. Auflage], S.76).Die Karl-Heim-Gesellschaft
Die „Karl-Heim-Gesellschaft zur Förderung einer biblisch-christlichen Orientierung in der wissenschaftlich-technischen Welt“ ([1]), die zu Karl Heims 100. Geburtstag 1974 in Freudenstadt (Schwarzwald) gegründet wurde, veröffentlicht seit 1988 ein Jahrbuch unter dem Titel: „Glaube und Denken. Jahrbuch der Karl-Heim-Gesellschaft“, das von Hans Schwarz (Vgl. [1]) herausgegeben wird. Eine Übersicht über die Aufsätze der Jahrbücher bis 1998 findet sich auf der Homepage der Karl-Heim-Gesellschaft ([1]).Bibliographie
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Aufsätze
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