Karl Ernst Osthaus
Karl Ernst Osthaus (* 15. April 1874 in Hagen/Westf; † 25. März 1921 in Meran) war einer der wichtigsten Kunstmäzene, Planer und Gestalter des beginnenden 20. Jahrhunderts.Als Sohn des Bankiers Ernst Osthaus und der Industriellentochter Selma Funcke entschließt er sich nach einer kaufmännischen Lehre zum Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Naturwissenschaften in Berlin, Straßburg, Wien, Bonn und München.
Schon 1894 umreißt er in einem Brief seinen Zukunftsentwurf:
"Dass mir die Möglichkeit und Begabung zuteil wurde, einen Umschwung im künstlerischen Leben und Schaffen herbeizuführen, macht es mir zur heiligen Pflicht, mit völliger Hintansetzung meiner selbst dem Vaterlande zu dienen."
Nach Abschluss der Studien lebt er ab 1898 wieder in seiner Heimatstadt Hagen und heiratet dort 1899 Gertrud Colsmann, Tochter eines Textilfabrikanten aus Langenberg. Nachdem er das große Erbe seines Großvaters Wilhelm Funcke angetreten hat, versucht er mit Hagen als "Großstadt des Westens" der Zentralisierung kultureller Werte in der Reichshauptstadt Berlin ein Gegengewicht entgegenzusetzen.
Kultureller Mittelpunkt des Westens wird das Folkwang-Museum, das Osthaus von 1899 bis 1902 durch den Berliner Baurat Paul Gérard im Renaissancestil errichten lässt und dessen Innenausstattung durch den belgischen Künstler Henry van de Velde ausgeführt wird. Am 9. Juli 1902 wird das Museum Folkwang als Kunstmuseum eröffnet.
Neben Werken von Georg Minne, Rodin, Lehmbruck, Renoir, Courbet, Vincent van Gogh, Paul Cézanne und Paul Gauguin ist es vor allem die Malschule im Folkwang-Museum, die den Ruf des Museums ausmacht. Künstler und Künstlerinnen wie Christian Rohlfs, Jan Thorn Prikker, Emil Rudolf Weiß und Milli Steger werden von Osthaus nach Hagen eingeladen und haben hier die Möglichkeit, sich befreit von wirtschaftlicher Not weiter zu entfalten.
Durch architektonische Bauwerke außerhalb des Folkwang-Museums versucht Osthaus, seine Mitbürger zu gutem modernem Bauen anzuregen und durch angewandte Kunst die Trostlosigkeit des Industriellen Zeitalters zu durchbrechen. So entstehen Bauprojekte wie die Gartenstadt "Hohenhagen" mit dem Hohenhof, die Walddorf-Arbeiterkolonie von Professor Riemerschmid aus München, und Familienhäuser der Gartenstadt Emst.
1916 wird Osthaus als ungedienter Landsturmmann zum Krieg eingezogen und zieht sich dort ein schweres Leiden zu, durch das er nie wieder in den Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte kommt. Schon ein Jahr nach seinem Tod verkaufen die Erben Osthaus den größten Teil seiner Kunstsammlungen an die Stadt Essen, angezogen durch deren höhere Finanzkraft und das hinter ihr stehende Kohlensyndikat. Ein kleinerer Teil wurde an das Kaiser Wilhelm-Museum in Krefeld verkauft.