Kalbiten
Kalbiten, muslimische Dynastie auf Sizilien (948 – 1053)Herrscher:
- Hassan al-Kalbi (948 – 964)
- Abu al-Qasim (-982)
- Dschabir al-Kalbi (982 – 983)
- Dschafar al-Kalbi (983 – 985)
- Abd-Allah al-Kalbi (985 – 990)
- Yusuf al-Kalbi (990 – 998)
- Gaafar al-Kalbi (998 – 1017)
- al-Akhal (1019 – 1037)
- Hasan as-Samsam (1040 – 1053)
Gleichzeitig fanden ausgedehnte muslimische Raubzüge durch weite Teile Süditaliens statt, wobei in Tarent und Bari sogar eigene Emirate gegründet wurden. Während dieser Zeit fanden unter den Muslimen ständig Machtkämpfe um die Herrschaft statt. Nominell unterstand die Insel der Herrschaft der Aghlabiden und später der Fatimiden.
Die Fatimiden setzten nach der Niederschlagung eines Aufstand Hassan al-Kalbi (948 – 964) als Statthalter in Sizilien. Diesem gelang es seine Herrschaft zu stabilisieren, eine Dynastie zu begründen und byzantinische Angriffe abzuwehren. Auch unter den Kalbiten wurden die Raubzüge nach Italien bis zum Anfang des 11. Jahrhunderts fortgesetzt, wobei 982 ein deutsches Heer unter Otto II bei Crotone in Kalabrien schwer geschlagen wurde.
Mit Yusuf al-Kalbi (990 – 998) begann der Niedergang der Dynastie, da er die Regierung seinen Söhnen überlassen musste und die Ziriden aus Tunesien in Sizilien intervenierten. Unter al-Akhal (1017 – 1037) verschärften sich die dynastischen Auseinandersetzungen, wobei sich die Parteien mit Byzanz bzw. den Ziriden verbündeten. Auch wenn diese sich auf Sizilien nicht dauerhaft festsetzen konnten, zerfiel unter Hasan as-Samsam (1040 – 1053) Sizilien in mehrere kleine Fürstentümer. Nach dem Aussterben der Kalbiten 1053 landeten 1061 die Normannen aus Süditalien unter Roger I. auf Sizilien und begannen mit der Eroberung, die 1091 abgeschlossen wurde. Die Muslime konnten im Land bleiben und spielten in Verwaltung, Heer und Wirtschaft des Normannenreichs bis ins 12. Jahrhundert noch eine bedeutende Rolle.
Unter den Kalbiten war Sizilien mit Palermo ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum der Mittelmeerwelt. So führten die Muslime Zitronen, Bitterorangen und Zuckerrohr sowie von Baumwolle und Maulbeerbäumen für die Seidenraupenzucht ein und bauten die Bewässerungsanlagen für die Landwirtschaft aus. Auch hatte Sizilien als Drehscheibe für den Handel zwischen dem Nahen Osten, Nordafrika und den italienischen Seerepubliken wie Amalfi, Pisa und Genua große Bedeutung.
Literatur: Sizilien im Mittelalter, B. Rill, Belser Verlag, 1995