Jezidi
Der Begriff Jezidismus bezeichnet eine synkretistische Religion, die fast ausschließlich unter Kurden verbreitet ist. Als Jeziden (auch Yeziden, Yezidi, Jesiden, Jesidi, Eziden/Ezidi) bezeichnet man die Anhänger dieser Religion, die neben Grundauffassungen des Islam und der altpersischen Lehre des Zarathustra (cca. 700 v. Chr.) auch Elemente des Christentums enthält. Die Yeziden werden von den Muslimen als Ungläubige betrachtet und sogar als Teufelsanbeter diskreditiert.
Über die Glaubensinhalte ist wenig systematisches bekannt, da es keine schriftlichen Überlieferungen wie durch Bibel oder Koran gibt. Die Vermittlung beruht nur auf mündlicher Überlieferung. Vom früheren "Buch der Offenbarung" (kurdisch Kiteba Celwa) und der "Meshefa Resh" sind keine authentischen Abschriften erhalten.
Der Glauben wird hauptsächlich durch Lieder (so genannte Qewals) und Bräuche weiter gegeben. Derzeit trachten die Yeziden, aus diesen Überlieferungen mehr Aufschluss über die eigene Geschichte zu erhalten.
Daher kann hier nur eine sehr allgemeine Übersicht gegeben werden.
Übersicht über religiöse Bräuche
Die jezidische Religion enthält Elemente des Zoroastrismus, sowie altmesopotamischer Religionen und des Mithraskults. Außerdem findet man Ähnlichkeiten zu Bräuchen, die wir aus der brahmanischen (indischen), sowie der jüdischen, christlichen und muslimischen Religion kennen.
Dieses breite Spektrum ist wohl auf das hohe Alter dieser Religion zurückzuführen. Man nimmt an, dass der Jezidismus etwa um 1000 v.Chr entstanden ist - möglicherweise noch vor Zoroaster.
Die Jeziden sind durch strenge Heiratsregeln in die Kasten der Kleriker (Pir) und der Laien (Mrid) getrennt. Jezide wird man durch Geburt und eine Mission findet nicht statt. Ein Ein- oder Austritt aus der Religion ist nicht möglich. Auch die Heirat zwischen Jezidi und Nicht-Jezidi unterliegt einem Verbot und ist mit etlichen Problemen behaftet. So wird der oder die Jezidi in der Folge einer solchen Heirat aus der Religionsgemeinschaft verstoßen und auch die so geborenen Kinder gelten nicht als Jezidi.
Kasten wie auch Heiratsregeln wurden durch eine Reform Sheikh-Adi 's (1074-1162) eingeführt, wobei nicht auszuschließen ist, das es bereits früher ähnliche Regeln gegeben hat. Besonders die strengen Bestimmungen über Eheschließungen waren eine Hilfe gegen den massiven Druck, dem die Jezidi durch den Islam unterworfen waren. Viele Jezidi wurden zwangsweise islamisiert. Daher erscheint es möglich, dass ursprünglich alle Kurden der jezidischen Religionsgemeinschaft angehörten. Derzeit herrscht unter den Jezidi eine rege Diskussion, ob man diese Regel weiter aufrechterhalten soll.
Da die Jezidi im Islam nicht wie Christentum und Judentum als Buchreligion anerkannt sind, wurden sie seit dem 9. Jahrhundert zwangsislamisiert und verfolgt. Sie werden als "Teufelsanbeter" diskriminiert und vom Islam als Sekte bezeichnet. Dieser "Logik" folgten auch die ersten Europäer, die mit den Jezidi in Berührung kamen. Europäer wie Amerikaner tun dies meist noch heute, da sich die wenigsten mit dieser Religion näher beschäftigt haben. Obwohl der Islam und seine Lehren in diesen Gegenden mehrheitlich abgelehnt wird, schenkt man ihm in diesem Zusammenhang Glauben.
Das religiöse Zentrum der Jeziden liegt in Lalish im Nordirak.
Verbreitung
Über die genaue Anzahl der Jeziden ist nicht viel bekannt, Schätzungen liegen zwischen 300.000 und 800.000.
Die meisten leben im Irak (ca. 300.000), Syrien, Iran und der Türkei, Reste auch in Armenien und Georgien. Viele sind nach Europa (ca. 30.000 nach Deutschland) geflohen. Von diesen Jezidi stammt der größte Teil aus der Türkei, wo sie weitgehend ausgerottet wurden.
Rezeption
In die deutschsprachige Literatur sind die Yeziden z.B. durch Werke von Karl May eingegangen (Durchs wilde Kurdistan).
Die älteste Literatur über die Jezidi sind Schriften arabischer Muslime, später kamen französische und englische Schriften hinzu.