Jewgeni Jewtuschenko
Jewgeni Alexandrowitsch Jewtuschenko (kyrillisch Евгений Александрович Евтушенко), * 18. Juli 1932 Eisenbahnstation Nishneudinsk, Irkutsker Oblast/Sibirien, ist ein bekannter russischer Dichter und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Um Repressalien aufgrund des deutsch klingenden Namens zu vermeiden, sorgte die Großmutter dafür, dass Jewgeni den Geburtsnamen seiner Mutter erhielt; außerdem wurde das Geburtsdatum offiziell auf 1933 verlegt, um 1944 einen Umzug nach Moskau zu ermöglichen.
Jewtuschenkos Schulzeit verlief nicht sehr erfolgreich, er musste wegen Schwänzens und diverser Aufsässigkeiten die Mittelschule wechseln und wurde schließlich aufgrund einer falschen Beschuldigung vor Erreichen eines Abschlusses als Fünfzehnjähriger von der Schule gewiesen. Er arbeitete eine Zeitlang in der geologischen Expedition seines Vaters in Kasachstan und kehrte nach Moskau zurück, um Dicher zu werden. 1949 druckte die Zeitschrift Sowjetsport sein erstes Gedicht. Von da an wurde er zum "Zeitungsdichter"; auch die obligatorischen Zeilen über Stalin waren regelmäßig in seinen Werken enthalten. Sein 1952 erschienener erster Gedichtband Kundschafter der Zukunft wurde von der Kritik zwar gelobt, war beim Publikum aber wenig erfolgreich. Jewtuschenko wurde aufgrund seiner Veröffentlichungen auch ohne Schulabschluss in den Schriftstellerverband und an das Moskauer Gorki-Literaturinstitut aufgenommen, wo er die Studienzeit nutzte, seinen Stil und seine Themen zu überdenken.
Nach diversen Veröffentlichungen in den 50er Jahren kam der Durchbruch beim Publikum 1961 mit den beiden Gedichten Babi Jar (Бабий Яр), und Meinst Du, die Russen wollen Krieg? (Хотят ли русские войны?..), das auch vertont wurde. Gleichzeitig sah sich Jewtuschenko kritischen Stimmen des etablierten sowjetischen Kulturbetriebs ausgesetzt. Trotz einiger Repressionen - zeitweise lebte er in Petschora im Norden Russlands - war er jedoch äußerst produktiv und wurde auch international beachtet; seine Werke erschienen in 72 Sprachen. Etiketten wie "Dichterrebell", "Kultfigur der 60er Jahre" und "Polit-Idol" oder auch "politisch unzuverlässig" versuchen ihn zu charakterisieren.
Bereits in frühen Jahren widmete sich Jewtuschenko auch der Prosa. Seine erste Erzählung Die vierte Spießbürgerin(?) (Четвертая Мещанская) wurde 1959 in der Zeitschrft Junost veröffentlicht. Sein erster Roman Beerenreiche Gegenden (Ягодные места, in der Bundesrepublik unter dem Titel Wo die Beeren reifen) erschien Anfang der 80er Jahre.
Seinen Blick auf den Wandel in der Sowjetunion zeigte der 1993 erschienene Schlüsselroman Stirb nicht vor deiner Zeit (Не умирай после смерти); ein autobiographisches Werk erschien 1989 unter dem Titel Wolfspaß (Волчий паспорт).
In beiden Büchern gibt es ein (identisches) Kapitel, das den Ereignissen um den Militärputsch 1991 gegen Gorbatschow gewidmet ist. Nachdem Jewtuschenko 1988 bis 1991 Parlamentsabgeordneter gewesen war, war er unmittelbarer Augenzeuge der Verteidigung des Weißen Hauses - er trug von dessen Balkon ein Gedicht vor, das den demonstrierenden Menschen draußen auf der Straße gewidmet war.
Neben zahlreichen Auszeichnungen in seinem eigenen Land erhielt er 1999 als erster ausländischer Dichter den renommierten amerikanischen Walt-Whitman-Preis. An amerikanischen Universitäten hielt er Vorlesungen aus seinem Lehrbuch Anthologie der russischen Poesie.
Der Dichter lebt und arbeitet heute in Moskau.
Leben
Als Sohn eines Geologenehepaars wurde Jewtuschenko in einem abgelegenen Ort in Sibiren geboren und verbrachte seine frühe Kindheit bei seiner Großmutter im nahegelegenen Sima. Sein Vater, der deutschstämmige Alexander Rudolfowitsch Gangnus, dichtete selbst und vermittelte dem Jungen bereits früh seine Liebe zur Poesie.Werke
auf deutsch erschienen