Jenseits
Mit dem Begriff Jenseits bezeichnet die Sprache den anderen Bereich, den Bereich des "Übernatürlichen". Dieser Bereich, der sich einerseits einem unmittelbaren Zugang sinnlicher Rezeption wie andererseits einem unmittelbaren Zugriff durch aktiver Einflussnahme entzieht, begleitet gleichwohl die Geschichte der menschlichen Kultur als ihr Geheimnis.
Allgemein
Der Bereich des Jenseits wird örtlich unterschiedlich lokalisiert. Das kann für bestimmte, schwer zugängliche Orte (Berge, Höhlen, Wälder) oder andere TabuBezirke und Heiligtümer gelten. Er kann unter der Erde in einer Unterwelt oder über der Erde im Himmel liegen. Schließlich gibt es sublime Lokalisierungen im menschlichen Herzen oder im zwischenmenschlichen Bereich.
Ebenso wird dem Jenseitsbereich ein zeitlicher Raum jenseits des irdischen Lebens zugeordnet (zum Beispiel als Totenreich, oder Himmelreich) Am augenfälligsten dokumentieren sich die Jenseitsvorstellungen in der menschlichen Bestattungskultur. Schon die Beigaben der ältesten Grabfunde (Waffen, Speise, Trank, Schmuck etc.) belegen, dass das irdische Leben als Teil eines größeren Ganzen angesehen wurde. Dieses Ganze - das belegen zahlreiche Monumentalfunde - hatte in der Regel seine wesentliche Bedeutung in der jenseitigen Welt; die ihrerseits das Diesseits in den Schatten stellte.
Beschreibungen des Jenseits entstammen den Berichten schamanischer Himmelsreisender (siehe Ekstase) und werden zum anderen in den Mythen und heiligen Schriften der Völker und Religion tradiert.
Griechisch- Römische Kultur
Das Jenseits der hellenistischen Kultur bildet der Hades; fern im Westen der Welt als Aufenthaltsort der Seelen. Hauptsächlich die Mysterienreligionen werden als Mittel der Kontaktaufnahme mit den Wesen dieses Bereiches angesehen. Weiter treten die positiv bewerteten elysischen Gefilde sowie der negative Tartaros hinzu.
Judentum
Altes Testament
Elementare Jenseitsvorstellungen stehen am Anfang. So werden die Patrirachen am Ende ihres Lebens zu ihren Ahnen versammelt. Es entfaltet sich die Vorstellung der Scheol als dem Totenreich. In späterer Zeit entwickelt sich mit der Ewigkeitsvorstellung und einem Auferstehungsglauben die Erwartung des Jenseits als göttliche Gemeinschaft.
nachbiblisches Judentum
Das Jenseits des Judentums ist apokalyptisch aufgeladen: Die Gerechten erwartet beim bevorstehenden Gericht das Reich der Freude, die Frevler die feurige Hölle der Verdammnis.
Hinduismus, Buddhismus
Der Hinduismus entfaltet ein hochkomplexes Jenseitsbild. Die vedische Religion hatte ein Paradies bereit, das allen Opfernden bereit stand. Später setzte man neben die Götterwelt der Unsterblichen eine dem Kreislauf der Reinkarnationen unterworfene Väterwelt der Unsterblichen. Zahlreiche Höllen lösten einander ab, die das wahre Jenseits zum fernen Endziel (Nirvana) machten.
Christentum
Das Christentum stellt das Jenseits als endzeitlich hereinbrechendes vor, an dessen Ende die volle Gemeinschaft mit Christus steht. (siehe Eschatologie). Das Neue Testament beschreibt es jedoch eher zurückhaltend gleichnishaft und hält sich bei Details zurück. Es betont das Gericht, dem eine Scheidung in Himmel und Hölle entspricht. Vermittler in Gestalt von Engeln und Dämonen können zum Jenseits Kontakt herstellen. Eine besondere Bedeutung erlangte das Fegefeuer. (siehe: Dante, Göttliche Komödie).
Nach dem neuem Testament ist es nicht einfach, in das Himmelreich zu kommen. Im Gleichnis spricht Jesus davon, daß eher ein Kamel durch ein Nadelöhr schlüpfen kann, als das ein Reicher in das Himmelreich kommt (Matthäus-Evangelium) (Die Auffassung mancher Wissenschaftler, daß es sich bei dem Wort Kamel hierbei um einen Übersetzungsfehler handelt und die richtige Übersetzung Schiffstau lautet, wird von der modernen Exegese übrigens nicht geteilt).
Die offizielle Lehre der römisch-katholischen Kirche vom Jenseits ist im Katechismus der katholischen Kirche niedergelegt.
Darüber hinaus sind in der Volksfrömmigkeit verschiedene bildhafte Vorstellung vom Jenseits entstanden. Das Jenseits beschreibt darin den Ort, welchen die Seele nach Eintreten des körperlichen Todes erreicht. Das Diesseits, in dem der menschliche Körper mit der Seele lebt, ist demnach nur einer von drei Bereichen (Diesseits, Jenseits oder Himmelreich), in die der Mensch gelangen kann.
Nach manchen Vorstellungen wird das Jenseits in 10 Sphären eingeteilt, in welche der Mensch je nach, Reifegrat der Seele (in 10 Stufen von gut - schlechter bis am schlechtesten) von Engeln zugeteilt wird. Im Jenseits wartet demnach die Seele darauf, in einem auf sie zugeschnittenen Körper, als Baby wiedergeboren zu werden -- sofern sie nicht so gut war bzw. soviel Reife zu Lebzeiten erreicht hatte, das sie in das Himmelreich eingehen durfte. Wer in das Himmelreich eingehen darf, ist gerettet. Er war zu Lebzeiten so gläubig, daß er es geschafft hat, seine Seele mit Gott zu reinigen. Diese Ansichten werden jedoch nicht von allen Christen geteilt.
Islam
Nach dem Tod folgt für diem Muslime die Grabesstrafe, nach einem Verhör durch Engel wird das Grab erweitert, resp. verengt. Erst mit dem Jüngsten Gericht erfolgt die Zuweisung in das Paradies al-ganna bzw. die Gehenna. Freuden und Qualen werden in Sure 56 detailliert beschrieben.
Philosophie
Die Philosophie bezeichnet das Jenseits mit der Kategorie der Transzendenz.
Okkultismus
Viele Okkultisten, versuchen mit Jenseitigen (Verstorbenen) Kontakt aufzunehmen.
Bekannte Praktiken sind "Gläserrücken", "leere Radiofrequenzen", "Witchboard".
Atheismus
Von den Brights und dem Atheismus wird die Existenz des Jenseits abgelehnt und bestritten.
siehe auch Diesseits