Jeanne Demessieux
Jeanne Demessieux (* 13. Februar 1921 in Montpellier; † 11. November 1968 in Paris) war eine französische Komponistin, Pianistin, Organistin und Pädagogin.Jeanne Demessieux verfügte über eine außergewöhnliche musikalische Begabung (Klavier und Geige), so dass sie schon in jungen Jahren zahlreiche und hohe Auszeichnungen des Konservatoriums in Montpellier erhielt. Nachdem die Eltern erkannten, dass die Möglichkeiten der musikalischen Ausbildung in Montpellier erschöpft waren, siedelten sie nach Paris über. Schon im Alter von 12 Jahren wurde sie zur Organistin der Pariser Église du St. Esprit ernannt, ein Amt, das sie ohne Unterbrechung bis 1962 ausübte. Parallel dazu studierte sie am Conservatoire National und errang dort 1938 den ersten Preis im Fach Klavier, ein Jahr später in Kontrapunkt und Fugentechnik, 1940 im Fach Komposition und 1941 schließlich im Fach Orgel.
Bereits im jugendlichen Alter wurde sie als Organistin glühend verehrt, große Komponisten wie Francis Poulenc und Olivier Messiaen gehörten zu ihren rückhaltlosen Bewunderern. Legendär ist ihr Zusammentreffen mit Marcel Dupré (1886-1971) am 17. September 1942 in Meudon. Jeanne Demessieux suchte um Unterrichtsstunden beim berühmten Meister Dupré nach. Dieser forderte sie zu einem Vorspiel an seiner Hausorgel auf und sagte dann: „Eine Unterrichtsstunde! Sie nehmen sie nicht mehr als ich, ich nicht mehr als Sie und ich soviel wie Sie...“. Zu diesem Zeitpunkt war Jeanne gerade einmal 21 Jahre alt, verließ das Conservatoire und Dupré erteilte ihr im Stillen Unterricht, um ihre Technik zu perfektionieren und sie mit Kompositionen der französischen und ausländischen Schulen bekannt zu machen. Dupré bezeichnete ihre Spieltechnik als „außergewöhnlich“.
Zunehmend widmete sie sich der Komposition, wobei sie sich einen völlig eigenen und hoch virtuosen Stil erarbeitete, der einerseits von großer Frömmigkeit geprägt war und andererseits die konventionellen Formen der herkömmlichen Kompositionsweise erweiterte und sprengte.
Während des Krieges und der deutschen Besetzung Frankreichs, arbeitete Jeanne Demessieux diszipliniert jeden Tag bis zu 18 Stunden ohne jedoch öffentlich in Erscheinung zu treten - abgesehen von den gottesdienstlichen Pflichten in St. Esprit. Erst 1946 trat sie in einem sensationellen Konzert in Paris wieder an die Öffentlichkeit. Jeanne Demessieux gab rund 700 (!) Konzerte in Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Spanien, Niederlande, Dänemark, Portugal, Belgien, Schweiz, Österreich, Schweden, Finnland und während drei ausgedehnter Konzerttourneen durch die Vereinigten Staaten von Amerika (1953, 1955, 1958). Nachdem sie 1962 zur Organistin der Aristide Cavaillé-Coll-Orgel der Pariser Kirche St. Madeleine ernannt worden war, spielte sie erstmals zahlreiche Schallplatten (u.a. das Gesamte Orgelwerk von César Franck) ein. Zudem war sie zunächst in Nancy, später in Lüttich/Belgien als Pädagogin tätig.
Nach zweimonatiger Krankheit verstarb Jeanne Demessieux in den frühen Morgenstunden des 11. November 1968. Sie hinterließ ein umfangreichen Oeuvre für Chor und Orgel. Hervorzuheben sind die Six Etudes (1946), der wohl anspruchsvollsten Literatur für Orgel, Sept Meditation sur le Saint-Esprit (1947), Triptyque (1948), Douze Chorals-Préludes (1950), Te Deum (1959), Prélude & Fugue (1965) und Rèpons pour les Temps liturgiques. Viele ihrer Werke sind bisher leider unveröffentlicht.