Jeanne d'Arc
Johanna von Orléans (franz. Jeanne d'Arc), auch Die Jungfrau von Orléans, (* 6. Januar 1412; † 30. Mai 1431), französische Nationalheldin und Heilige der Katholischen Kirche. Während des Hundertjährigen Krieges führte sie die Franzosen gegen die Engländer und wurde letztendlich gefangen genommen und hingerichtet.
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2 Zitat 3 Künstlerische Verwertung 4 Literatur |
Biografie
Jeanne d'Arc wurde in Domremy, Lorraine, als Tochter einer Bauernfamilie während des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England geboren.
Der nördliche Teil von Frankreich war damals von den Engländern besetzt, die mit den Burgundern verbündet waren. Im Süden Frankreichs regierte der französische Thronfolger, der Dauphin der spätere Karl VII Dessen Ansprüche wurden aber von dem englischen König Heinrich V nicht anerkannt, denn im Vertrag von Troyes hatte er mit Hilfe der Burgunder durchgesetzt, dass sein Sohn Erbe der französischen Krone werden sollte.
Der Vertrag von Troyes, der von Karl VI. und dem englischen König Heinrich V 1420 in der Hoffnung unterzeichnet worden ist, den Hundertjährigen Krieg zu beenden und sollte auch eine Wiedergutmachung für den entsetzlichen Verlust von Menschenleben in der Schlacht von Agincourt sein. Gemäß den Bedingungen des Vertrages wurde Heinrich mit Katharina, Tochter von Karl VI. verheiratet; nach Karls Tod sollte die Krone ihr zufallen, um die Königreiche zu vereinigen. Dadurch wurde der Dauphin aber von der Linie der Nachfolge entfernt, weshalb sich viele französische Adlige dagegen wehrten.
Jeanne behauptete, die Stimmen des Erzengels Michael, der Heiligen Katharina und der Heiligen Margaret zu hören, die ihr auftrugen, Frankreich zu befreien und den Dauphin wieder auf den Thron zu bringen. Als sechzehnjähriges Mädchen wollte sie in einem nahen Ort der Armee des Dauphins beitreten. Sie wurde jedoch zurückgewiesen, kehrte jedoch ein Jahr später zurück und ihr wurde es erlaubt, den Dauphin Karl bei Chinon zu sehen. Männerkleidung tragend (was sie von diesem Zeitpunkt bis zu ihrem Lebensende tun sollte) reiste sie nach Chinon und konnte Karl finden, der sich unter seinen Höflingen versteckte, um ihm von ihrer Mission zu erzählen. Nachdem sie von der Kirche verhört worden war, stimmte Karl ihrem Plan zu, die Stadt Orléans zu befreien, die unter englischer Belagerung stand.
Ihre Brüder schlossen sich ihr an und sie wurde mit einer Rüstung und einem weißen Banner ausgestattet, welches die Fleur-de-Lis, die französische Lilie trug. Mit ihrer Frömmigkeit, ihrer Zuversicht und ihrem Enthusiasmus war es ihr möglich, die entmutigten französischen Soldaten zu begeistern und die Engländer dazu zu bringen, die Belagerung Orléans 1429 aufzugeben. Nach diesem gefeierten Sieg wurde sie als die Jungfrau von Orléans bekannt. Nach einigen weiteren Siegen gegen die Engländer überzeugte sie Karl, nach Reims zu marschieren, wo er in ihrem Beisein am 17. Juli 1429 zum König Karl VII von Frankreich gekrönt wurde.
Danach versuchte Jeanne, den König zu überzeugen, Paris den Burgundern zu entreißen, aber er zögerte. Später führte Jeanne einen Angriff auf Paris, der jedoch abgebrochen werden musste. Bei dem Versuch, eine andere Stadt, Compiègne, zu befreien, wurde sie 1430 von den Burgundern gefangen genommen. Sie versuchte zwei Mal zu entfliehen (das zweite Mal durch einen Sprung von einem zwanzig Meter hohen Turm) und wurde schließlich an Pierre Cauchon, den Bischof von Beauvais, einen Verbündeten der Engländer, verkauft.
Jeanne wurde der Ketzerei angeklagt und in Rouen am 21. Februar 1431 vor ein Gericht gestellt. Ihre Beharrlichkeit darin, in direkter Kommunikation mit Gott zu stehen, wurde als Ungehorsam gegenüber der Kirche dargestellt. Auch ihre männliche Kleidung war Gegenstand der Verhandlung, genauso wie der als „Selbstmordversuch“ dargestellte Sprung vom Turm.
Als ihr die Folterinstrumente gezeigt wurden, gab sie an, später alles zu widerrufen, was sie unter der Folter zugeben würde. Ihre Richter entschieden sich daraufhin gegen die Folter. Nachdem die Universität von Paris angerufen worden war und diese ihre Schuld bestätigte, wurde Jeanne verurteilt und der weltlichen Gewalt zur Vollstreckung der Strafe übergeben.
In einem offensichtlichen Versuch, ihr Leben zu retten, widerrief sie und unterzeichnete ein Geständnis, in dem sie zugab, die Stimmen nur erfunden zu haben und die Autorität der Kirche zu akzeptieren. Zwei Tage später zog sie dieses Geständnis allerdings wieder zurück. Während ihrer Verbrennung am 30. Mai 1431 rief sie immer wieder „Jesus“. Nach ihrem Tod wurden das Feuer gelöscht und ihr teilweise verkohlter Körper der versammelten Menge gezeigt, um zu zeigen, dass sie in der Tat eine Frau war. Danach wurde der Körper vollkommen verbrannt.
Durch ein Bittgesuch der Familie Jeanne d'Arcs verfügte Papst Kalixt III einen zweiten Prozess, der 1456 zur Annulierung ihrer Verurteilung führte. Am 16. Mai 1920 erhob sie die Katholische Kirche in den Heiligenstand, nachdem sie bereits 1909 seliggesprochen wurde..
Zitat
Künstlerische Verwertung
Literatur
Die Gestalt der Jeanne d'Arc hat Schriftsteller über alle Jahre immer wieder fasziniert. Wichtige Darstellungen, die eine vielfaltige Interpretation ihres Lebens darstellen, wurden von William Shakespeare (Heinrich VI.), Schiller (Die Jungfrau von Orleans) und George Bernard Shaw (Die Heilige Johanna) geschrieben.
Jean Anouilh (L'Alouette, dt. Jeanne oder Die Lerche) stellt Jeanne als das Mädchen aus dem Volk dar, dessen Begeisterung die Mächtigen zum nationalen Widerstand zwingt.
Ähnlich interpretiert Bertolt Brecht diese Heldin. In (Die heilige Johanna der Schlachthöfe) überträgt er Jeannes Schicksal in seine Gegenwart. Hier erscheint sie als Aktivistin der Heilsarmee, die lernen muß, daß religiös motiviertes Mitleid nicht genügt, das Los der Arbeiter zu wenden. In "Die Gesichte der Simone Machard" versucht ein Mädchen, ihre Umgebung zum Widerstand gegen die deutschen Besatzer zu bewegen, genau wie Jeanne zum Kampf gegen die Engländer aufrief.
Samuel Clemens schrieb eine fiktive Autobiografie von Jeanne d'Arc - The Personal Recollections of Joan of Arc, dt.: Persönliche Erinnerungen an Jeanne d'Arc, 1896 - unter dem Pseudonym von Sieur Louis de Conte. Normalerweise schrieb er unter seinem bekannteren Pseudonym Mark Twain. Der Aufklärer und Kirchenfeind Voltaire benutzte den Stoff, um in seinem Komischen Epos Die Jungfrau von 1739 eine Verhöhnung der Kirche vorzunehmen. Kritisch setzt sich auch Felix Mitterer in Johanna oder die Erfindung der Nation, 2002, mit der Person Johannas auseinander.
Musik
Von Giuseppe Verdi stammt die Oper "Die Jungfrau von Orléans" von 1845 und Arthur Honegger bearbeitete den Stoff in seinem Oratorium Jeanne d'Arc au bûcher (dt.: Johanna auf dem Scheiterhaufen) von 1938.
Film
Die Geschichte Jeanne d'Arcs gehört zu den am häufigsten verfilmten Stoffen. Allein mit Ingrid Bergman gibt es zwei Versionen. 1999 inszenierte Luc Besson eine eigenwillige Neuverfilmung. (Milla Jovovich spielte die Hauptrolle, John Malkovich war Karl VII)