Jean Baudrillard
Jean Baudrillard (* 20. Juli 1929 in Reims) ist ein französischer Philosoph und Soziologe.Als Kritiker und Theoretiker der Postmoderne schreibt er über zahlreiche Themen wie Virtualität, Simulation, Cyberspace, Hyperrealität, Fundamentalismus, Globalisierung, Subjektwerdung und Menschenrechte; in Requiem für die Medien entwirft er eine Art "Anti-Medientheorie".
Baudrillard ist Professor für Medien und Kultur an der European Graduate School in Saas-Fee, Schweiz, wo er alljährlich einen Sommerkurs abhält.
Zu Baudrillard siehe auch den Beitrag in Stephan Moebius und Lothar Peter: Französische Soziologie der Gegenwart (2004, UTB).
Baudrillard liebt es, mathematisch-physikalische Begriffe wie Raum-Zeit, Paralleluniversum usw. in einer Weise zu gebrauchen, die dem gelernten Mathematiker oder Physiker schlicht und einfach sinnlos erscheint, wie Alan Sokal im Detail auseinandergesetzt hat. Siehe auch die nachstehende Textprobe.
Table of contents |
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Aus dem Aufsatz Pataphysique de l'An 2000, erschienen als Teil des Buchs
L'Illusion de la fin ou La grève des événements. Collection "L'espace critique". Paris: Galilée, 1992.
Outside of this gravitational pull which keeps bodies in orbit, all the atoms of meaning lose themselves or self-absolve in space. Every single atom follows its own trajectory towards infinity and dissolves in space. This is precisely what we are living in our present societies occupied with the acceleration of all bodies, all messages, all processes in all possible senses and wherein, via modern media, each event, each narrative, each image gets endowed with the simulation of an infinite trajectory. Every political, historical, cultural fact is invested with a kinetic energy which spreads over its own space and thrusts these facts into a hyperspace where they lose all meaning by way of an inability to attain their meaning. It is useless to turn to science-fiction: from this point on, from the here and now, through our computer science, our circuits and our channels, this particle accelerator has definitively disrupted and broken the referential orbit of things. [Übersetzung von Charles Dudas]
Außerhalb dieses Gravitationssogs, der Körper auf Umlaufbahnen hält, verlieren sich all die Bedeutungsatome oder erlösen sich selbst im Raum. Jedes einzelne Atom folgt seinem eigenen Weg ins Unendliche und löst sich dann im Raum auf. Das entspricht dem, was wir gegenwärtig in unseren Gesellschaften erleben, die mit der Beschleunigung aller Körper, aller Botschaften und aller Vorgänge in allen Bedeutungen beschäftigt sind, und in welchen mittels moderner Medien jedes Ereignis, jede Erzählung, jedes Bild mit der Simulation eines nicht endenden Ablaufs aufgeladen wird. Jede politische, historische oder kulturelle Tatsache ist behaftet mit der potentiellen Bewegungsenergie, die sich über ihren eigenen Raum verteilt und diese Tatsachen auf eine höhere Ebene hebt, wo jene auf Grund der Unmöglichkeit ihre Bedeutung zu erfassen allen Sinns verlustig gehen. Es ist nutzlos sich auf Science-fiction zu verlegen: Ab diesem Punkt, von hier aus und jetzt an ist der Teilchenbeschleuniger durch unsere Informatik, unsere Schaltkreise und unsere Übertragungskanäle endgültig unterbrochen und der Verweisrahmen der Dinge zerbrochen. [Übersetzung obigen Texts von Michael Högele]
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