Jean-Baptiste Kléber
Jean-Baptiste Kléber (* 9. März 1753 in Straßburg; † 14. Juni 1800 in Kairo (ermordet)) war ein französischer General.Jéan-Baptiste Kléber wurde in Strassburg als Sohn armer Eltern geboren. Einer Note zufolge war sein Vater Gärtner des Kardinals Rohan, Erzbischof von Strassburg. Ein Dorfpfarrer im Elsass wurde auf die Talente des jungen Kléber aufmerksam und unterrichtete ihn. Kléber wollte Architekt werden und so ging er nach Paris um dort eine Ausbildung unter der Leitung des berühmten Thalgrin zu absolvieren. Doch der Mangel an Unterstützung zwangen ihn, die gewählte Architektenlaufbahn aufzugeben und in seine Heimatstadt zurückzukehren.
In seine Unschlüssigkeit, welchem Beruf er sich zuwenden sollte, mischte sich der Zufall ein: In einem Kaffeehaus bekamen zwei bairische Offiziere Streit mit den Bürgern. Kléber ergriff die Partei der beiden Offiziere und schützte sie durch sein Engagement vor Misshandlungen durch die Bürger. Zum Dank für seine Hilfe erwirkten die beiden Offiziere eine Aufnahme Klébers an die Militärhochschule zu München. Als der österreichische General Graf Kaunitz die Schule besuchte, wurde er auf den jungen Kléber aufmerksam. Sazu kam es, da man ihm hervorragende Situations- und Vertifikationsbeschreibungen über den jungen Kléber vorlegte. Von diesen ausgezeichneten Zeugnissen beeindruckt, gab General Graf Kaunitz Kléber eine Unterleutnantstelle in seinem Regiment. Da aber dort an einen weiteren Aufstieg nicht zu denken war, quittierte Kléber nach einigen Jahren den Dienst und wurde in Belfort Bauinspektor.
Als im Jahr 1789 die Französische Revolution ausbrach, soll Kléber die Munizipalbeamten von Befort, die der alten Ordnung anhingen, gegen das Royal-Louis-Regiment in Schutz genommen und ihnen so die Flucht ermöglicht haben.
Nachdem 1792 der Krieg ausbrach, trat Kléber in ein Freiwilligen-Bataillon des Oberrheins und stieg dort in kurzer Zeit zum Adjutant-Major auf. Bei der Befestigung von Mainz - die Festungen dort waren in sehr schlechtem Zustand - wurde Kléber aufgrund seiner weitreichenden militärischen und baulichen Kenntnisse ausserordentlich wichtig und nützlich. Während der Belagerung wurde er zum Adjutant-Kommandeur ernannt und machte als solcher mehrere glückliche Ausfälle. Nach der Kapitulation von Mainz am 22. Juli 1793 wurde Kléber anstatt für seine ausgezeichneten Verdienste um die Tapferkeit und Geschicklichkeit gelobt zu werden von zwei Gendarmen verhaftet und nach Paris gebracht. In Paris wurde er vor Gericht gestellt und freigesprochen, noch dazu zum Brigade-General befördert. Frisch befördert, unterstellte man ihm die ehemalige Besatzung von Mainz unter Aubert du Bayet und schickte ihn in die Vendée (Aufstand der Vendée). Dort brachte er dem Feind in mehreren Gefechten schmerzliche Niederlagen bei und mehrte unter anderem durch den Sieg in der Schlacht von Gavenay seinen Ruhm beträchtlich, so dass man ihn bereits zu den besten Generälen der Republik zählte.
Als Divisionsgeneral kämpfte Kleber im Jahre 1794 unter Jourdan, wirkte in der Schlacht von Fleurus mit, belagerte dann Maastricht und zwang am achtundzwandsigsten Tage nach Eröffnung der Laufgräben dieselbe zur Kapitulation. Im Dezember desselben Jahres übernahm er den Befehl über die Blockadearmee vor Mainz, erhielt aber im Jahre 1795, als Jourdan bei Düsseldorf und Neuwied den Rhein überschritt, das Kommando des linken Flügels. Die Tapferkeit und Einsicht Klebers konnte das Misslingen dieses Feldzuges nicht verhindern. Auch im Jahre 1796 kommandierte Kleber den linken Flügel der Armee Jourdans und schlug die Generäle Kienmayer und Prinz von Württemberg. Am 19. Juni 1794 musste Kléber aber selbst eine herbe Niederlage in der Schlacht bei Uckerrath durch den Feldmarschalleutnant Kray einstecken und sich nach Düsseldorf zurückziehen.
Als dann Jourdan neuerdings vordrang, wurde Kléber wenige Tage vor der Schlacht von Würzburg vom Direktorium nach Paris gerufen und wirkte somit nicht mehr an kommenden Schlachten in Deutschland mit. In Paris bot man ihm eine Stelle im Direktorium an, die nahm Kléber jedoch nicht an. Als am 18. Februar 1797 die Partei des Direktor Barras siegte, hätte nicht viel gefehlt, so wäre Kléber, der sich durch seine Freimütigkeit viele Feinde gemacht hatte, deportiert worden.
Kléber schloss sich auf Wunsch Bonapartes mit Freuden der Expedition nach Ägypten an und kommandierte die 5800 Mann starke Division des Zentrums und hatte die Brigadegeneräle Lannes und Lanusse unter seinem Kommando. Es wurde ihm nach der Landung das Kommando von Alexandrien, bei dessen Wegnahme er verwundet worden war, übertragen, worauf seine Division, die mit Bonaparte marschierte unter die Befehle des Generals Dugua kam. Die Aufgabe Kléber’s war in der Provinz Bahirch, die er befehligte, die Araber im Zaume zu halten und die Bewegungen der feindlichen Flotte zu überwachen, was besonders nach der Seeschlacht von Abukir sehr schwierig war. Er hatte bei der Befestigung der Küstenpunkte mit Geldmangel zu kämpfen und die Führung einer Verwaltung in diesem fremdartigen Lande war ihm so widerwärtig, dass er ein über das andere Mal von Bonaparte verlangte, im Feld verwendet zu werden. Ein Zwist zwischen den beiden Generälen erhob sich aus dem Grund, dass Kleber einen Teil der Gelder, die Bonaparte zur Herstellung seiner Flotte verwendete, zu anderen dringenden Ausgaben seiner Provinz verwendet wissen wollte. Er hatte sich sogar herausgenommen, eine für die Marine bestimmte Summe nicht freizugeben. Bonaparte aber befahl, das müsse geschehen. Kléber schrieb ihm, dass die Verwaltung und die Spitäler von Alexandrien doppelt so viel kosteten wie man gedacht hatte; er forderte eine Untersuchung und schrieb Bonaparte: "Ich bin nicht nach Ägypten gekommen um Vermögen zu erwerben was ich bisher überall verschmäht habe; aber ebenso wenig werde ich je den geringsten Argwohn auf mir lasten lassen. Las Sie mir Ihren Brief schrieben Titonen General so vergaßen Sie dass Sie den Grabstichel der Geschichte in Händen hielten und dass Sie an Kleber schrieben. Ich bin indes überzeugt dass Sie dabei nicht den geringsten Rückhaltsgedanken gehabt haben; man würde Ihnen nicht glauben." Überdies bot Kléber eine Entlassung an, die Bonaparte ihm jedoch nicht erteilte. Vielmehr schickte er Kléber die Erlaubnis nach Kairo zu kommen und schrieb ihm: "Glauben Sie mir dass ich innigst Ihre baldige Wiederherstellung (Kléber hatte wohl zu der Zeit eine Erkrankung) wünsche und dass ich einen großen wert auf Ihre Achtung und Ihre Freundschaft lege. Ich fürchte wir haben uns etwas veruneinigt aber Sie würden ungerecht sein wenn Sie zweifelten wie schmerzlich es mir sei. Am Himmel Ägyptens verschwinden die Wolken wenn sich welche zeigen binnen sechs Stunden; was mich betrifft würden sie wenn es sie gegeben hätte in drei vergangen sein. Die Achtung die ich für Sie hege ist mindestens jener gleich die Sie mir zuweilen bewiesen haben." Dieses Schreiben stellte die freundschaftlichen Verhältnisse zwischen Kléber und Bonaparte schnell wieder her. Kléber kam daraufhin nach Kairo und dort zeigte sich an den Vorhaben beider Generäle, wie sehr die beiden einander schätzten. Im Feldzuge nach Syrien befehligte Kléber wieder seine Division und hielt mit ihr in der Schlacht am Berg Tabor gegen einen zehnfach überlegenen Feind, der 20.000 Mann Kavallerie hatte, mehrere Stunden Stand, bis Bonaparte herbeikam und einen glänzenden Sieg erfocht. Nach der Rückkehr aus Syrien, als Bonaparte gegen das türkische Heer, das bei Abukir gelandet war, einen glänzenden Sieg errang traf er auf dem Schlachtfelde ein. Von Enthusiasmus hingerissen schloss damals Kleber den General Bonaparte in die Arme und rief aus: "Sie sind groß wie die Welt!"
Die Nachrichten von den Rückschlägen, die die französischen Armeen in Europa erlitten hatten und von der Verwirrung und Ratlosigkeit, in welcher Frankreich sich befinde, bestimmten den General Bonaparte am 22. August 1799 - einen Monat nachdem er durch den Sieg von AbukirÄgypten gegen jede dringende Gefahr gesichert hatte - sich nach Frankreich einzuschiffen. Er übertrug Kléber den Oberbefehl über die französischen Armeen in Ägypten und eine ausführliche Instruktion. Es muss notwendig überraschen, dass dieser General,statt sich über Bonapartes Abreise zu freuen, weil ihm dadurch eine große Möglichkeit seinen Ruhm zu mehren und ein absolut freier Spielraum zum Handeln eingeräumt wurde, vielmehr zürnte und sich in Schmähungen ergoss.
Kléber, der zwar ein großer und talentierte Feldherr war, aber die Eigenschaften eines Regenten nicht besass, erschrak über das Defizit der Einnahmen dermaßen, dass er am 29. September 1799 einen äußerst ungünstigen Bericht über die Lage Ägyptens an das Direktorium erstattete, der aber in Frankreich erst ankam, als Bonaparte schon erster Konsul war. Kléber setzte die Unterhandlungen, die Bonaparte mit Sir Sidney Smith nur zum Schein angeknüpft hatte, im Ernst fort, ohne dass sie zu irgend einem Ziele führten, ja vielmehr unterbrochen wurden. Nach der Einnahme von El Arisch am 30. Dezember 1799 durch die Türken, begannen die Unterhandlungen wieder, die eben dort stattfanden, wo am 24. Januar 1800 eine Konvention zu Stande kam, die Kléber vier Tage später ratifizierte. Dieser Konvention zufolge sollte die französische Armee mit Waffen und Gepäck sowohl auf ihren eigenen schiffen als auch auf denen, welche die Türken lieferten, nach Frankreich eingeschifft werden. Alexandrien, Rosette und Abukir, wo die Einschiffung stattzufinden hatte, sollten bis dahin im Besitz der Franzosen bleiben, alle übrigen Plätze des Landes aber in festgesetzten Terminen den Türken übergeben werden. Der Großwesier ratifizierte ebenfalls die Konvention; als es aber zur Ausführung kommen sollte, zeigte sich, dass die Engländer sie daran hinderten. Der englische Kommodore Sir Sidney Smith war zwar bei den Unterhandlungen zu El Arisch gegenwärtig gewesen, aber er hatte die Konvention nicht unterzeichnet, obwohl in derselben mehrere Klauseln namentlich im Bezug auf die Pässe enthalten waren, die vor allem England betrafen. Kléber hatte an die Förmlichkeit nicht gedacht und traf alle Anstalten, seinerseits die Konvention getreu zu erfüllen. Es scheint die Absicht der Engländer gewesen zu sein, abzuwarten, bis die Franzosen die besagten Landesteile den Türken übergeben hatten, um dann der Armee Klébers jede Möglichkeit zu entkommen, zu verhindern. Es waren tatsächlich schon mehrere Teile Ägyptens geräumt, als Sir Sidney Smith dem General Kléber ein Schreiben des Admirals Keith überschickte, in dem erklärt war, der König von England habe den Befehl gegeben, keine Kapitulation mit der französischen Armee zu genehmigen, außer sie strecke die Waffen und gehe in Gefangenschaft. General Kléber ließ der Armee die schimpfliche Zumutung folgendermaßen bekannt machen: "Soldaten! Auf eine solche Insolenz antwortete man nur mit dem Siege; bereitet euch zum Kampfe!" Und die Armee, durch die Nachricht ermutigt, dass Bonaparte erster Konsul geworden sei, antwortete wirklich mit dem glänzenden Sieg von Heliopolis, den Kléber am 20. März 1800 über den Großwesier Jussuf Pascha erfocht und durch den dieser gezwungen wurde, nach Syrien zurückzukehren. Am selben Tag gab es in Kairo einen Aufruhr und versetzte sich in den Verteidigungszustand. Erst am 27. April wurde es von den Franzosen wieder eingenommen und zwar in Folge einer Kapitulation, die den Anführern der Verschwörung freien Abzug gewährte. Ihnen folgten 3000 Einwohner, die sich im Lande zerstreuten.
Die französische Herrschaft war in ganz Ägypten wieder hergestellt und alle Angelegenheiten schienen eine gute Wendung zu nehmen, als Kléber am 14. Juni 1800 von einem türkischen Fanatiker, namens Soleyman aus Aleppo, ermordet wurde. Drei Ulemas, die er als Anstifter angab, wurden enthauptet, und Soleyman selbst wurde, nachdem man ihm den rechten Arm verbrannt hatte, gepfählt. Der Fanatiker duldete die Martern mit der größten Standhaftigkeit und unter dem Ruf: "Es gibt keinen anderen Gott als Gott und Mohammed ist sein Prophet!" Er lebte drei bis vier Stunden am Pfahl und begehrte mehrmals zu trinken. Die türkischen Henker aber verweigerten seine Bitte, weil er dann, wie sie sagten, sofort sterben würde. Aber als die Henker fort waren, reichte ein französischer Soldat ihm mittels eines Bechers, den er auf den Kolben der Flinte stellte, aus Mitleid Wasser. Kaum hatte Soleyman getrunken, so verschied er.
"Kléber’s Ermordung wirkte verderblich auf die Behauptung der französischen Herrschaft über Ägypten, ein doppelter Grund, den Verlust eines Mannes zu beklagen, wie er war, ohne Falschheit, freimütig bis zur Barschheit, im Kampfe wahrhaft groß. Er war von hohem Wuchs, starkem Körperbau und besaß eine Kraft der Stimme wie ein Löwe. Seine irdischen Überreste wurden nach Marseille überbracht, und Bonaparte würde sich selbst geehrt haben, wenn er ihre feierliche Beisetzung angeordnet hätte; sie blieben vergessen im Schlosse zu If bis König Ludwig der XVIII. im Jahre 1818 befahl, sie dem Denkmal beizusetzen, das die Straßburger ihrem großen Sohn errichteten."(Aus einer Handschrift des frühen 19.Jahrhunderts aus Strassburg)