Jean-Auguste-Dominique Ingres
Jean-Auguste-Dominique Ingres (*29. August 1780 in Montauban, Stadt im Südwesten Frankreichs, † 1867 in Paris) ist der bedeutendste Vertreter der offiziellen französischen Kunst im 19. Jahrhundert. Über Jahre hinaus wurde seine Kunst kaum beachtet, doch bei seiner Rückkehr aus Italien wurde er als herausragender Maler des Klassizismus und Bewahrer der Traditionen gefeiert.
Table of contents |
2 Werk 3 Werke (Auswahl) |
Leben
Schon früh kam Ingres mit Kunst und Musik in Berührung. Sein Vater, selbst vielseitiger Künstler (Bildhauer, Stuckateur, Miniaturmaler) aber unbedeutend, lehrte in das Malen, Zeichen und das Violine spielen. 1791 schickte er seinen Sohn nach Toulouse, um die Akademie vor Ort zu besuchen. Mit 14 trat er als Geiger im Stadttheater auf. Neben dem Malen sollte das Geige spielen Ingres ein Leben lang begleiten. Im August 1797 machte er sich auf dem Weg nach Paris. Im Gepäck hatte er Empfehlungsschreiben seiner Akademielehrer. Eines davon, das von Roques, dem Zeichenlehrer und Freund Jacques-Louis Davids in Toulouse, sollte besonders wichtig sein. Daneben war Ingres sehr entschlossen und sich seiner Talente sicher.
In Paris fand er rasch einen Platz im Atelier von Jacques-Lois David, Und schon zwei Jahre später (1799) wurde er in die Malklasse der École des Beaux-Arts aufgenommen. Schon 1801 gewann er den "Prix de Rome" mit "Die Abgesandten des Agamemnon im Zelt des Achilles". Der "Prix de Rome" war für Kunststudenten die begehrteste Auszeichnung und galt als Sprungbrett zu höchsten akademischen Ehren. Daneben ermöglichte er den Gewinnern einen vierjährigen Aufenthalt an der Französischen Akademie in Rom. Auf Grund politischer und wirtschaftlicher Hindernissen konnte Ingres das Stipendium erst 1806 antreten. In der Zwischenzeit erhielt er auf Staatskosten ein Atelier in Paris und Aufträge. So malte er 1802 Napoleon für die Stadt Lüttich und schuf 1805 eine Porträtserie für die Familie Riviere. Und im selben Jahr nochmals Napoleon pompös im Hermelinmantel. All diese Bilder wurde 1806 im Salon ausgestellt und von der Kritik als "gotisch" verspottet.
Im Oktober 1806 erreichte er Rom, wo er herzlich aufgenommen wurde. Nun begann er sein Stipendium damit zu verbringen, um alte Meister zu studieren und zu kopieren. Ohne von der Davidschen Richtung, deren energievollster Vertreter er war, abzuweichen, hatte er in Italien seine Studien vornehmlich auf Raffael und die antiken Wand- und Vasenmalereien gerichtet, die seinen Stil beeinflussten und ihn namentlich in seiner Abneigung gegen die Farbe bestärkten. In Rom gewann er zwei enge Freunde: den Kunststecher Edouard Gatteaux und Charles Marcotte d’Argenteul. Letzter war bei der Beschaffung von Aufträgen sehr hilfreich. 1811 sandte Ingres seine letzte Pflichtleistung nach Paris. Die Kritik auf "Jupiter und Thetis" war vernichtend. Viele sahen sein Talent und das Stipendium vergeudet. In Rom war man weniger kritisch mit ihm, was ihn wohl dazu veranlasste, auch nach dem Ablauf seines Stipendiums in Rom zu bleiben. Er verdiente sich seinen Unterhalt mit dem Porträtieren von Verwandten des Gouverneurs und anderen Personen von Stand.
1813 beendete er sein bis dahin wichtigstes Bild „Traum des Ossian". Im selben Jahr suchte er sich aus Überzeugung heiraten zu müssen eine Frau. Durch eine Freundin wurde im Madeleine Chapelle empfohlen, die er auch heiratete. Beide führten Jahrzehntelang, in guten wie in schlechten Zeiten, eine beispielhafte Ehe. Das darauf folgende Jahr (1814) sollte ein schlechtes für Ingres sein. Zuerst brach das Kaiserreich zusammen und mit ihm verschwanden auch die offiziellen Gönner, dann erkrankte seine Frau und neben einem Baby starb auch sein Vater. Nun kam seine Mutter einige Zeit nach Rom. Ingres verdiente Geld, wenn auch widerwillig, mit Porträts englischer Adeliger. In Paris ignoriert man weiter seine Kunst. 1819 sandte er "Die große Odaliske" und "Rüdiger befreit Angelika" an den Salon. Die Kritik blieb kühl bis feindselig. Ein Jahr später zog er nach Florenz, wo er sich mit Porträts von Botschaftern und reichen Besuchern mehr schlecht als recht über Wasser hielt.
1824 stellte er für die Kathedrale von Montauban "Schwur Ludwigs XIII." fertig. Er begleitete das Bild nach Paris, wo es neben "Das Massaker von Chios" von Delacroix ausgestellt wurde. Es wurde ein großer Erfolg und dies neben den Kontroversen um Delacroix’ Bild. Ingres wurde zum Hüter alt überlieferter werte, galt als hochbegabter Bewahrer klassischer Traditionen und wurde so zum Gegenpart der Romantiker. Karl X verlieh im das Kreuz der Ehrenlegion und machte Ingres zum Mitglied der École des Beaux-Arts. Er richtete sich ein Atelier in Paris ein und hunderte Studenten kamen, um bei ihm zu lernen. Mit dem Erfolg kamen auch die Aufträge. 1829 erhielt er eine Professur an der École. Fünf Jahre später wurde er sogar ihr Präsident. Als sein "Martyrium des Hl. Symphorian" beim Salon schlecht ankam, beschloss er Paris in Richtung Rom zu verlassen. Dort wurde er Direktor der Französischen Akademie. Er war ein vorbildlicher Lahrer und Verwalter und sorgte für viele Verbesserungen. Eines seiner kunstvollsten Rekonstruktionen der antiken Welt, "Antiochos und Stratonike", entstand während seines zweiten Romaufenthalts. 1841 kehrte er nach Paris zurück. Er galt als unumstrittener Meister der offiziellen französischen Kunst. Herzöge standen für Porträts Schlange. Institutionen erteilten ihm große Aufträge.
1849 starb seine Frau. Ingres trauerte sehr um sie und ging auf reisen. Mit 71 Jahren fand er nochmals zu seiner Vitalität und heiratete erneut. Zur Pariser Weltausstellung 1855 stelle man ihm und Delacroix ganze Räume für eine Retrospektive zur Verfügung. Ingres und Delacroix, beide die bedeutendsten Vertreter zweier konkurrierender Malereien (klassische und romantische), hegten große Abneigung gegen einander, welche mit den Jahren immer größer wurde. Fast 80jährig wurde Ingres mit Ehren überhäuft und wurde Rektor der École des Beaux-Arts. Selbst im hohen Alter besaß er noch erstaunlich viel Energie und schuf noch Meisterwerke, wie "Das türkische Bad" (1863). 1867 starb Ingres in Paris. Seiner Heimatstadt vermachte er mehr als 4000 Zeichnungen. Diese, zusammen mit seiner Palette, seiner Geige und anderen Gegenständen bilden die Heiligtümer des Musée Ingres.
Ingres' Werke blieben lange wenig beachtet. Während die früheren sich ganz in der pseudo-klassizistischen Richtung Davids halten, sind seine beiden spätern Hauptwerke, das Gelübde Ludwigs XIII. und die Apotheose Homers, ganz nach Raffael gemalt. In seiner letzten Zeit wandte sich Ingres wieder der antiken Richtung zu, und namentlich erscheint seine Stratonike als Nachahmung antiker Genremalerei, wobei die Figuren an die etruskischen Vasenbilder erinnern und alles Beiwerk mit minutiöser Genauigkeit ausgeführt ist.
Der Zeichnung und Modellierung legte Ingres mehr Bedeutung bei als der Farbe (daher der scharfe Gegensatz, welcher bei Lebzeiten der beiden Schulhäupter zwischen den Ingristes oder Dessinateurs und den Coloristes, den Schülern und Bewunderern Delacroix', herrschte); dadurch erhalten seine Bilder etwas Trocknes; auch die Erfindung ist seine Stärke nicht. Anderseits verdienen jedoch seine sorgfältigen Studien, die Reinheit und Richtigkeit seiner Linien und Umrisse die größte Anerkennung, und Ingres wie einzelne seiner Schüler haben in dieser ernsten, strengen Richtung Hervorragendes geleistet.
Nach ihm haben Richomme, Calamatta und Henriquel-Dupont treffliche Kupferstiche geliefert. Seine Werke sind von Reveil in Umrissen herausgegeben worden (Par. 1851). Werk