Jansenismus
Der Jansenismus, benannt nach dem Bischof Cornelius Jansen (1585-1638), basiert auf der Gnadenlehre des Augustinus.
Eigentlich eine katholische Gruppierung, identifizierten sich die Jansenisten eher mit protestantischen Grundsätzen, was die Erlösung betrifft:
der Mensch habe nicht den geringsten Einfluss auf seine Erlösung (auch nicht durch gute Taten, wie im Katholizismus), sondern sei passiv und blind der göttlichen Prädestination ausgeliefert. Das daraus resultierende Menschenbild ist negativ und pessimistisch geprägt, sieht den Menschen als seiner Triebhaftigkeit ausgeliefert, erlösbar allein durch die Gnade und Liebe Gottes.
Wegen dieser Haltung standen die Jansenisten im Konflikt mit den Jesuiten, die gerade die Fähigkeit des Menschen, gute Werke zu vollbringen, betonten.
Das Zentrum des Jansenismus war das Kloster Port Royal nahe Versailles. Aus dem geistigen Umfeld dieses Klosters stammen viele französische Berühmtheiten, wie Jean Racine, Blaise Pascal oder François de La Rochefoucauld. Das Kloster wurde 1709 auf Befehl von Ludwig XIV zerstört, der Jansenismus 1719 päpstlich verboten.
Trotz der relativ kurzen Blütezeit des Jansenismus hat seine negative Anthropologie die französische Literatur bis heute nachhaltig geprägt.