Jahrhundertflut
Unter Jahrhundert-Hochwasser (auch 100-jährlicher Abfluss (HQ100) genannt) versteht man die Wasserstandhöhe oder Abflussmenge eines Gewässers, die im Mittel alle 100 Jahre erreicht oder überschritten wird. Da es sich um einen Mittelwert handelt, kann ein Jahrhunderthochwasser auch mehrmals in hundert Jahren auftreten.Dieser Wert ist relevant für Maßnahmen der Hochwasservorsorge. Bedingt durch Klimawechsel und großflächige Versiegelung der Überflutungsgebiete müssen die Werte für Jahrhunderthochwasser derzeit an nahezu allen Flüssen erhöht werden.
Umgangssprachlich bezeichnet ein Jahrhunderthochwasser eine schwere Hochwasserkatastrophe.
Anfang August 2002 lösten Regenfälle in den Alpen in Bayern, Österreich und Italien schwere Überschwemmungen und verheerende Schlammlawinen aus. Die Ursache der langen und starken Niederschläge war eine seltene 5B-Wetterlage. Dabei weichen die Luftmassen von ihrer üblichen West-Ost-Richtung in Richtung Mittelmeer nach Süden ab. Hier erwärmen sich diese Luftmassen und nehmen viel Feuchtigkeit auf. Nach der Überquerung der Alpen in Richtung Norden stoßen sie auf die dortige Kaltluft, kühlen sich stark ab und es kommt zu extremen Niederschlägen in relativ kurzer Zeit.
Eine ebensolche Wetterlage war auch die Ursache für das Oderhochwasser 1997. Ähnliches passiert auch in China und Nepal.
Mitte August 2002 traten die Elbe und die Mulde, nach anhaltenden Regenfällen im Erzgebirge und Riesengebirge über die Ufer und setzte danach weite Landstriche in Tschechien (Prag), Sachsen (besonders Sächsische Schweiz, Bad Schandau, Pirna, Dresden, Freital), Sachsen-Anhalt (besonders Landkreis Wittenberg) und Niedersachsen unter Wasser. Auch an der Mulde (Bitterfeld, Döbeln, Grimma) traten große Überschwemmungen auf.
Besonders dramatisch war die Situation im mittleren und östlichen Erzgebirge, wo am 13/14. August in Zinnwald Spitzenniederschläge von bis zu 350 Liter/Quatratmeter gemessen wurden. Aufgrund des schlechten Waldzustandes in diesen Gebieten konnte der Boden solch gewaltige Niederschlagsmengen nicht aufnehmen, wodurch das Wasser sofort in die Täler abfloss. Die in dieser Gegend entspringenden und (direkt oder mit vorherigen Zusammenschluss) in Mulde oder Elbe mündenten Flüsse (Zschopau, Flöha, Zwickauer Mulde, Freiberger Mulde, Gimmlitz, Rote Weißeritz, Wilde Weißeritz, Müglitz) schwollen binnen Stunden auf das zigfache ihrer sonstigen Größe an und hinterließen auf ihrem Weg enorme Schäden. Viele Brücken wurden weggerissen, Straßen unterspült, Häuser überflutet und schwer beschädigt, die Strom- und Telefonversorgung brach zusammen, ganze Dörfer wurden evakuiert oder waren von der Außenwelt abgeschnitten.
Besonders schlimm traf es das Müglitztal, wo ein Rückhaltebecken in Glashütte brach und die anschließende Flutwelle eine Schneise der Verwüstung hinterließ (Glashütte, Schlottwitz, Weesenstein, Dohna), wobei hier Weesenstein durch die dauernde Medienpräsenz traurige Berühmtheit erlangte.
Die Schäden in Dresden waren weniger durch die Elbe, als vielmehr durch die Weißeritz verursacht. Der künstlich veränderte Flusslauf folgte wieder seinem alten Flussbett vorbei an der Floßhofstrasse und der Papiermühlengasse in Richtung Weisseritzstrasse und der ehemaligen Mündung in die Elbe in Höhe der heutigen Marienbrücke. Die Verlegung erfolgte damals mit dem Eisenbahnbau in Dresden. Durch diese Gleiskörper kam es zur Überflutung des Dresdner Hauptbahnhofes und einigen Teilen der Innenstadt.
Der Schaden in Dresden beläuft sich allein an der Semperoper auf 27 Mio. Euro und an den Staatlichen Kunstsammlungen mit Gemäldegalerie auf 20 Mio. Euro.
Ähnlich war die Situation im Norden Österreichs, wo vor allem das Waldviertel und das Mühlviertel in Mitleidenschaft gezogen wurden. Im Waldviertel trat der Kamp aus seinen Ufern. Bei der Mündung in die Donau verhinderten Dämme, die Donauhochwasser verhindern sollten, ein Abfließen des Hochwassers in die Donau, so dass die Orte Gedersdorf, Brunn im Felde besonders betroffen waren. Aber auch die Orte südlich von Rosenburg im gesamten Kamptal wurden stark in Mitleidenschaft gezogen.
Diskussionen entstanden auch über den Zeitpunkt der Schleusenöffnung des Stausees Ottenstein, das von der EVN betrieben wird. Es konnte aber bisher kein schuldhaftes Verhalten festgestellt werden.
Jahrhundertflut August 2002
Situation in Deutschland
Situation in Österreich
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