Jacques Anquetil
Jacques Anquetil (* 8. Januar 1934 in Mont Saint Aignan; † 18. November 1987 in Rouen), war ein französischer Profi-Radrennfahrer.Als erster Radprofi überhaupt konnte er die Tour de France fünfmal, 1957 und 1961-64, gewinnen.
Schon in seinem ersten Profijahr 1953 gewann der 19jährige, aus der Normandie stammende Anquetil das Zeitfahren GP des Nations vor dem legendären Fausto Coppi. In seiner Karriere konnte Anquetil das damals wichtigste Rennen gegen die Uhr insgesamt unglaubliche neun Mal gewinnen (1953-58, 1961, 1965/66). 1956 übertraf Anquetil mit über 46 Kilometern den 14 Jahre alten Stundenweltrekord von Fausto Coppi.
1957 nahm Anquetil, inzwischen 23jährig, erstmals an der Tour de France teil und gewann das wichtigste Etappenrennen der Welt auf Anhieb souverän mit fast 15 Minuten Vorsprung und gewann vier Etappen. Grundstein seines Erfolgs waren auch hier seine Qualitäten im Zeitfahren, die ihm den Spitznamen "Monsieur Chrono" einbringen sollten. Gleichzeitig konnte Anquetil allerdings auf den Bergetappen mit den Spezialisten mithalten.
Nach drei mittelmäßigen Jahren ohne Tour-Etappenerfolg meldete sich Anquetil 1961 mit seinem zweiten Gesamtsieg zurück und gewann die Tour de France danach bis 1964 als Erster viermal nacheinander und hatte somit ebenfalls als Erster insgesamt fünf Erfolge erzielt. Bei seiner Siegesserie konnte Anquetil mit einer Ausnahme sämtliche Zeitfahren der Tour gewinnen.
Sein letzter Toursieg 1964 war auch sein knappster und berühmtester. In die französische Sportgeschichte eingegangen ist dabei vor allem sein legendäres Ellenbogenduell mit dem Publikumsliebling Raymond Poulidor am Puy de Dôme. Da er seine Erschöpfung am Berg geschickt vor seinem Konkurrenten verbarg, griff dieser zu spät an. In Paris hatte Jacques Anquetil letztlich 55 Sekunden Vorsprung vor dem "ewigen Zweiten" Poulidor.
Anquetil konnte als erster von bis heute nur vier Rennfahrern alle drei großen Landesrundfahrten gewinnen: Neben seinen fünf Toursiegen, die ihn in eine Reihe mit Eddy Merckx, Bernard Hinault, Miguel Indurain und Lance Armstrong stellen, gewann zweimal den Giro d'Italia (1960, 1964) und einmal die Vuelta a Espana (1963).
Nicht so erfolgreich war Anquetil bei den klassischen Eintagesrennen. Gegen Ende seiner Karriere gewann er je einmal die Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich (1966), Bordeaux-Paris (1965) und Gent-Wevelgem (1964).
Trotz seiner großen Erfolge, die ihn zu einem der größten Radrennfahrer Frankreichs aller Zeiten machten, war der stets kühl-distanzierte "Mâitre Jacques" in der französischen Öffentlichkeit nie so populär wie sein Rivale Poulidor.
In ihrem Buch "Pour l'amour de Jacques" ("Aus Liebe zu Jacques") offenbarte seine Tochter Sophie 2004 ein bislang gut gehütetes Familiengeheimnis: Anquetil lebte faktisch in Bigamie mit seiner Ehefrau Jeanine und seiner Stieftochter Annie. Sophie entstammt der Liaison mit Annie.