Jaan Kross
Jaan Kross (* 19. Februar 1920) ist der bedeutendste Estnische Schriftsteller der Gegenwart.Geboren in Tallinn, besuchte er die Universität Tartu, schloss dort in als Jurist 1944 ab und lehrte als Dozent für weitere zwei Jahre (und wieder als Professor der Artes Liberales 1998). 1944 wurde er von den Nazis und 1946 von den Sowjets verhaftet, die ihn nach Sibirien deportierten, wo er bis 1954 im Gulag verblieb. Nach seiner Rückkehr nach Estland, damals eine Sowjetrepublik wurde er freischaffender Schriftsteller.
Kross ist der bei weitem meist übersetze und national wie auch international bekannteste Estnische Schriftsteller, sicherlich der bedeutendste seit Anton Hansen Tammsaare. Er wurde mehrfach für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen und ist Träger mehrerer Ehrendoktorate internationaler Orden, einschliesslich einer besonders hohen Stufe des Bundesverdienstkreuzes.
Kross' Romane (und Kurzgeschichten) sind fast alle historisch; Kross wird in der Tat häufig als der Wiederbeleber des Historischen Romans gekennzeichnet. Fast alle seine Werke spielen in Estland und kreisen um das Thema der Beziehungen von Esten, Balten(deutschen) und Russen. Seine häufige Thematisierung des Estnischen Freiheitskampfes gegen die Baltendeutschen ist jedoch weitgehend eine Metapher für den zeitgenössischen Kampf gegen die Russen. Kross' Bedeutung auch nach dem erfolgreichen Ende des Kampfes 1991 zeigt aber, dass seine Romane auch von Themen, die über diese Art Politik hinausgehen, handeln, so z.B. Identität, Loyalität und Bildung.
Im Allgemeinen gilt Der Verrückte des Zaren als Kross' bester Roman; bekannt ist auch noch Professor Martens' Abreise, die wegen ihrer Themen (Wissenschaft, Expertentum, nationale Loyalität) besonders bei Akademikern beliebt ist. Die früheren Ausgrabungen werden von vielen Experten als Kross' bestes Werk gesehen. Das Leben im Reval des 16. Jahrhunderts beschreibt sein Roman Das Leben des Balthasar Rüssow. Alle diese Romane liegen in deutschen Übersetzungen vor.