Jörg Lanz von Liebenfels
Jörg Lanz von Liebenfels (* 19. Juli 1874 in Wien; † 22. April 1954 in Wien; eigentlich Adolf Joseph Lanz) war ein Rasseideologe Anfang des 20. Jahrhunderts und Wegbereiter der NS-Rassenlehre.Von 1893 bis 1899 war er Mitglied des Zisterzienserordens. Nachdem er aus dem Orden ausgeschlossen wurde, veröffentlichte er 1904 sein Buch Die Theozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Äfflingen und dem Götter-Elektron. Darin fordert er eine radikale Rassepolitik, die unter anderem die Sterilisation "niederer Rassen", eine strenge Unterordnung der Frau unter den arischen Mann und die "Begattung von unverheirateten Brutmüttern durch blonde blauäugige arische Ehehelfer in Zuchtklöstern".
Als Schüler des Ariosophen Guido von List gründet Lanz 1905 die Guido-von-List-Gesellschaft sowie 1907 den Ordo Novi Templi (ONT), den neuen Templerorden. Zweck dieser Organisationen war es, "das Rassebewusstsein durch Stammbaum- und Rassekundeforschung, Schönheitswettbewerbe und die Gründung rassistischer Zukunftsstätten in unterentwickelten Teilen der Erde zu fördern".
1905 begann er mit der Veröffentlichung der Ostara-Hefte. In dieser "Bücherei der Blonden und Mannesrechtler" präsentierte er ein pervertiertes Christentum mit Christus als Künder der Rassenreinheit, den Engeln als rassereinen Wesen und dem Jüngsten Gericht als Endkampf zwischen den "blondblauen" Ariern (Menschen mit blauen Augen und blonden Haaren) und "Tiermenschen" (Farbige und Juden). Diese pseudoreligiöse "Vertiefung" sollte die Antisemiten nicht nur rational, sondern auch seelisch stärken. Nach eigenen Angaben soll die Auflage der Ostara-Hefte zeitweise bis zu 10.000 Exemplare betragen haben. Zu den Abonnenten gehörte auch Dietrich Eckart, einer der maßgeblichen Förderer von Hitler in den 1910er und 1920er Jahren. Hitler selbst las bereits in seinen Wiener Jahren die Schriften von Lanz von Liebenfels.
Lanz entwickelte lange Kataloge von "Förderungsmaßnahmen" für die "blondblauen" Arier und Abwehraktionen gegen die "Minderrassigen". Damit nahm er die späteren Maßnahmen der SS-Politik und die menschenverachtende Politik des Nazi-Regimes vorweg.
Durch seinen Satz in "Mein Kampf": "Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn", zeigte sich Hitler als gelehriger Schüler von Lanz.
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