Internationale Gemeinden Christi
Die Internationalen Gemeinden Christi sind eine aus den Gemeinden Christi entstandener hierarchisch organisierter Gemeindeverband in der Tradition des Restoration Movement.
Table of contents |
2 Verbreitung 3 Lehre 4 Gottesdienst und Praxis 5 Organisation 6 Geschichte 7 Ökumene 8 Kontroversen 9 Weblinks |
Neben den hierarchisch organisierten Internationalen Gemeinden Christi gibt es auch die kongregationalistischen Gemeinden Christi. Verwechslungen sind leicht möglich, da beide das Namensmuster Gemeinde Christi + Ort verwenden. So gibt es z.B. in Zürich eine 1958 gegründete kongregationalistische "Gemeinde Christi Zürich" und eine 1993 gegründete "Gemeinde Christi Zürich" die zu den Internationalen Gemeinden Christi gehört.
In Deutschland gibt es sechs Gemeinden, die zwischen 40 und 300 Mitglieder haben, in Österreich eine Gemeinde, in der Schweiz zwei Gemeinden und 100 Mitglieder.
Während die ICC grundsätzlich trinitarisch ist, wird in der Praxis die Betonung auf Jesus als unbedingt nachzuahmendes Vorbild gelegt während Jesus als Erlöser ganz in den Hintergrund tritt. Das führt zu einer Betonung der notwendigen Leistung als Jünger und nicht der Gnade.
Lehren, die nur die ICC vertritt:
Auffallend im Vergleich zu anderen europäischen Freikirchen sind die häufigen Zwischenrufe wie "Ja, stimmt!" oder "Amen!", die fast nach jedem Satz des Predigers kommen.
Neben dem Gottesdienst am Sonntag wird erwartet, dass sich jedes Mitglied jeden Morgen etwa eine Stunde Zeit für persönliches Gebet und Bibelstudium nimmt, dazu gibt es eine wöchentliche Abendandacht sowie Treffen in kleineren Gruppen (Familiengruppen/Bibelkreise).
Zum wöchentlichen Bibelkreis und weiteren sozialen Veranstaltungen sollte das Mitglied Besucher mitbringen. Es wird erwartet, dass jedes Mitglied täglich drei bis fünf Unbekannte missionarisch anspricht.
Ledige Mitglieder sollten möglichst in einer ICC Wohngemeinschaft leben.
Es gibt strenge Regeln für persönliches Verhalten, insbesondere gegenüber dem anderen Geschlecht. Beispielsweise gilt schon jeder Blick auf eine Frau, der sich nicht strikt auf ihr Gesicht beschränkt bereits als "Lüsternheit" und damit als Sünde. Verlobte Paare dürfen sich jeden Samstag treffen, häufigere Kontakte (auch telefonisch) sind jedoch verpönt. ICC Mitglieder werden ermutigt, zu heiraten - allerdings nur innerhalb der ICC.
Jedes Mitglied hat einen Mentor, mit dem täglich Kontakt besteht. Dem Mentor müssen alle Sünden bekannt werden. Ebenso sind alle Probleme mit dem Mentor zu besprechen. Eine Verabredung mit einem Mitglied des anderen Geschlechts ist nur möglich, wenn beide jeweiligen Mentoren einverstanden sind (und natürlich nur mit einem anderen Mitglied der ICC).
Das Bibelstudium besteht meistens aus dem Studium der "First Principles", einer von Kip McKean entwickelten Bibelstudienserie.
Unterhalb der McKeans gibt es acht Sektoren, an deren Spitze ein World Sector Leader steht, und die dann in Regionen und Länder unterteilt sind.
Auf Ebene der Sektorenleiter gibt es noch die Organisationen Media and Law, die internationale Medienorganisation der ICC und Hope Worldwide, den karitativen Arm.
Finanziert wird die ICC durch die Mitglieder. Jedes Mitglied hat mindestens 10% seiner Bruttoeinkünfte zu spenden, bei Unverheirateten ist es in der Regel mehr, dazu kommen noch ein- oder zweimal jährlich Sondergaben, die mindestens das zehnfache einer normalen wöchentlichen Spende betragen sollen.
1992 wurde der Sitz von Boston nach Los Angeles verlegt, wo Kip McKean seither lebt.
Im deutschsprachigen Raum wurden 1988 in München, 1991 in Berlin und 1993 in Zürich Tochterkirchen gegegründet.
Taufen anderer Kirchen werden nicht anerkannt.
Das Jüngerschaftsverständnis der ICC führt nach Ansicht von Kritikern zu einem Dauerstress und entspricht nicht dem des Neuen Testaments.
Das Bibelstudium der ICC ist nach Analysen von Kritikern methodisch ganz darauf angelegt, unter Anwendung von auslegerischen Tricks und psychologischer Manipulation der studierenden Person die Sicht der ICC als einzig richtige darzustellen. Dabei wird nicht die Bibel an und für sich studiert, sondern eine gezielte Auswahl von Bibelstellen in einer gezielten Reihenfolge mit jeweils einem Kommentar, wie die betreffende Stelle ausgelegt werden soll.
Die ICC stellt sehr hohe Anforderungen an ihre Mitglieder bezüglich Zeitaufwand und finanzieller Beiträge, duldet keine Kritik, verlangt absoluten Gehorsam und übt systematisch eine strenge Kontrolle über das einzelne Mitglied aus, nicht nur in Glaubensfragen sondern auch in Fragen des alltäglichen Lebens. Von daher wird sie von Kritikern als Totalitäre religiöse Gruppe eingestuft.
Auch durch die Haltung der ICC, alle andern Konfessionen als Nichtchristen und sich als den einzigen Weg zur Erlösung anzusehen, ist charakteristisch für eine Sekte.Synonyme und andere Sprachen
Die englische Bezeichnung ist International Churches of Christ, ältere Namen sind Boston Church of Christ und Boston Movement. Offizielle Abkürzungen sind ICC und ICOC.Verbreitung
Die Internationalen Gemeinden Christi haben über dreihundert Kirchen in mehr als 140 Ländern. Weltweit zählen sie etwa 50'000 Mitglieder (150'000 Kirchenbesucher).Lehre
Die Lehre stimmt weitgehend überein mit der der Gemeinden Christi, von denen die ICC abstammt und hat damit vieles gemeinsam mit dem konservativen amerikanischen Protestantismus.
Ausgelöst durch einen offenen Brief Henry Krietes (Evangelist der Londoner Ortsgemeinde) 2003, in dem die Auswirkungen des Leistungssystems und der starren Struktur klar angesprochen werden, begann zuerst in London, aber auch schnell weltweit eine Reihe von Veränderungen in Leitung und Struktur die noch andauern. In vielen Ortsgemeinden traten Leiter zurück und änderten sich Leitungsstrukturen.Gottesdienst und Praxis
Die Gestaltung des Gottesdiensts lehnt sich an die der Gemeinden Christi an, insbesondere wird ebenfalls beim Singen auf jede instrumentelle Begleitung verzichtet. Der Gottesdienst dauert etwa zwei Stunden und ist auch für Nichtmitglieder offen. Organisation
Die ICC ist hierarchisch organisiert. An der Spitze stehen der Gründer Kip McKean, der den Titel World Missions Evangelist führt und seine Frau Elene Garcia-McKean, die Leiterin des Frauen-Dienstes ist.Geschichte
1979 übernahm Kip McKean die Church of Christ in Lexington (Boston) und führte dort die Jüngerschafts-Vorstellungen der Crossroads-Bewegung ein. Durch ein starkes Wachstum ermutigt, gründete er an anderen Orten Tochtergemeinden, womit er den Grundsatz der Gemeindeautonomie verließ, der für die Gemeinden Christi charakteristisch und bindend ist.Ökumene
Die ICC sehen sich als einzige christliche Kirche und sind bei keiner ökumenischen oder überkirchlichen Organisation Mitglied. Alle übrigen Konfessionen gelten für die ICC nicht als christliche Kirchen.Kontroversen
Die traditionellen autonomen Gemeinden Christi lehnen insbesondere die hierarchische Struktur der ICC ab und gehören zu ihren schärfsten Kritikern. Andererseits sieht Kip McKean alle Anhänger der traditionellen Gemeinden Christi als Nichtchristen und damit als verloren an.