Insulintherapie
Die Insulintherapie ist eine Behandlungsmethode in der Medizin, die zur Behebung eines Mangels an Insulin durchgeführt wird. Ein echter Mangel an Insulin ist insbesondere beim Diabetes mellitus Typ 1 und beim pankreopriven Diabetes mellitus zu verzeichnen. Hier ist die Insulintherapie sehr segensreich und ermöglicht heute eine fast normale Lebenserwartung der Typ-1-Diabetiker.Beim Typ-2-Diabetes liegt in der Regel kein echter Insulinmangel sondern eine Wirkstörung des Insulins (Insulinresistenz) vor, so dass hier eine Insulintherapie nur selten sinnvoll ist. Es steht außer Zweifel, dass auch ein Typ-2-Diabetiker eine normnahe Blutzuckereinstellung benötigt, da ihn die Kaskade der Spätschäden insbesondere im Hinblick auf die späte Entdeckung seiner Krankheit (bis zu 10 Jahre und länger) besonders trifft. Jeder erhöhte Blutzucker hinterlässt kleine, aber in der Summe nicht zu vernachlässigende Schäden.
Durch die Insulintherapie des Typ-2-Diabetes mellitus kommt es zu einer Besserung der Blutzuckerwerte, aber oft gleichzeitig zu einer Erhöhung des Körpergewichtes ("Insulin ist ein Mastmittel") und zu einer weiteren Anstieg des im Durchschnitt bereits erhöhten Insulinspiegels. Erhöhte Insulinspiegel wirken gefäßschädigend.
Insofern muss der Typ-2-Diabetiker, sofern er dazu in der Lage ist,
- vor allem sein Körpergewicht normalisieren und die Kalorienzufuhr radikal bremsen
- seine zugeführten Insulindosen reduzieren (wenn die Eigensekretion nicht bereits zu wenig geworden ist) und
- die Insulinsensibilität durch ausreichende Bewegung und durch Medikamente verbessern.
Nachteile der Insulintherapie sind die relativ hohen Kosten, die Notwendigkeit der Injektionsbehandlung, die Notwendigkeit der Blutzuckermessung und die nicht zu unterschätzende Gefahr der Unterzuckerung (=Hypoglycämie).
Die Insulintherapie ist möglich geworden durch die Isolierung und chemische Reindarstellung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen und Rindern. Mittlerweile wird aber in Deutschland fast nur noch gentechnisch hergestelltes menschliches Insulin (Humaninsulin) verwendet.
Zur Insulintherapie werden heute in Deutschland überwiegend Spritzhilfen (Insulinpens) oder Insulinpumpen verwendet. Pens sehen Kugelschreiber ähnlich und lassen sich mit einer Insulinpatrone bestücken. Die Insulindosis kann sehr einfach an einem Drehrad eingestellt und mittels kleiner Injektionsnadel unter die Haut gespritzt werden.
Zur Insulintherapie stehen verschiedene Insuline zur Verfügung:
- Normalinsulin (früher als Alt- oder Regularinsulin bezeichnet)
- sehr schnell und kurz wirksames Insulin (Insulin-Analoga wie Humalog, Novo Rapid)
- Verzögerungsinsuline
- NPH-Insulin (Neutrale Protamin Hagedorn)
- Zinkinsuline
- Insulin glargin (Lantus)
Bei der konservativen Insulintherapie wird zu festgesetzten Zeiten eine bestimmte Menge Insulin gespritzt. Weil diese Therapie eher nach schematischen Kriterien verläuft (gleiche Menge Insulin bei gleich bleibender Anzahl der Broteinheiten möglichst zur selben Uhrzeit) ist keine besonders flexible Gestaltung der täglichen Mahlzeiten möglich. Hinzu kommt, daß bei älteren Menschen Appetitlosigkeit oder sogar Nahrungsverweigerung eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) droht. Die CT ist bei Typ-1-Diabetikern kontraindiziert, wird aber seitens der Hausärzte immer wieder verordnet.
Zumeist wird zweimal täglich ein Mischinsulin (aus kurz wirksamen und Verzögerungsinsulin) gespritzt, wodurch aber bei fehlender Eigensekretion eine unvollständige Insulinsubstitution entsteht. Bei 3 Injektionen oder aber bei Ersetzung des NPH-Insulins z. B. durch Ultratard bzw. Lantus, so erhält man eine ausreichende basale Insulinversorgung, die aber wiederum in die ICT überführt, da Lantus nicht so dosiert werden sollte, dass es auch die Mahlzeiten abdeckt, da somit Hypoglycämien in der Nacht vorprogrammiert werden könnten und Anpassungen an Bewegungsschwankungen sehr viel schwieriger werden.
Die intensivierte Insulintherapie wird vorwiegend von Typ-1-Diabetikern angewandt. Sie besteht aus einer Zwei-Spitzen-Therapie, d.h. einerseits wird schnell wirksames Insulin zu den Mahlzeiten gespitzt (Bolus); andererseits braucht der Körper, unabhängig von den zugeführten Kohlenhydraten, eine Grundversorgung mit Insulin, die mit Verzögerungsinsulin gewährleistet wird (Basis). Diese Basis-Bolus-Prinzip adaptiert die Insulinsekretion des gesunden Pankreas. Das Basisinsulin wird je nach Art ein- bis dreimal am Tag gespritzt; das Bolusinsulin nur zu den Mahlzeiten.
Die intensivierte Insulintherapie ist in Deutschland ein weit gefasster Begriff. Als intensiviert kann eine Therapie bereits gelten, wenn bloß der Blutzucker häufiger kontrolliert wird, aber der betroffene Diabetiker eben daraus Schlüsse zieht, um diese dann in sein Insulinregime, Aufnahme von Kohlenhydraten, setzen einer Korrektur, Veränderung von BE-Faktoren, der Basalrate usw. umzusetzen.
Die ICT besteht aus mindestens 2 Insulinen mit unterschiedlichen Funktionen. Das Basale Insulin (NPH (6-16 Std.), Semilente (6-24 Std.), Ultratard (12-24 Std.), Montard (8-24 Std.), Lantus 22-36 Std.), ...) sorgt dafür, die aus der Leber ausgeschüttete Glukose in die Zellen zu speichern und damit die Grundversorgung unabhängig von der Nahrungsaufnahme sicher zu stellen, also die
Organversorgung und die Leistungsfähigkeit des Körpers auf eine Basis zu stellen.
Das mahlzeitenbezogene Insulin (Novorapid, Lispro (beide 1-2 Std. Wirkmaximum), Alt-Insulin (Wirkmaximum 2 Stunden verzögert bis zu 6 Stunden)) sorgt dafür, die aus dem Magen-Darm-Trakt anflutende Glukose in die Leber und andere Glycogenspeicher (Muskeln, Leber) wegzuspeichern.
Je mehr Anpassungen durch schwankende Anforderungen durch unterschiedliche körperliche (und geistige ? da das Gehirn die meiste Glucose ?frisst") Belastungen notwendig sind, desto kürzer sollte die Basalrate wirken (z. B. NPH-Insulin), um den auch noch nach der körperlichen Mehrbewegung stattfindenden Muskelauffülleffekt nicht mit einer Hypoglycämie bezahlen zu müssen,
sondern die Basalrate absenken zu können.
Die ICT ermöglicht eine variablere Lebensführung als die CT (Konventionelle Therapie), da hier besser Anpassungen an die aktuelle Lebenssituation (Bewegung, Ruhen, Arbeit, Sport ...) mit jeweils unterschiedlichen Auswirkungen auf den Wirkungsgrad der aktuell wirkenden Insulindosen vorgenommen werden können. In Verbindung mit Stoffwechselkontrollen (Blutzucker) und der Protokollierung aller den Glukose-Stoffwechsel beeinflussenden Faktoren lässt sich eine rasche Umsetzung veränderter Ergebnisse (Krankheit
Eine gute, weil den Diabetiker auf größtmögliche Selbstständigkeit stützende Therapie-Variante ist die Funktionelle Therapieform nach Kinga Howorka (Österreich). Zwar gibt es dort Unterschiede im Vergleich zu in
Deutschland angewandten ?Erkenntnissen" (z. B. fehlten in 10/2002 noch die tageszeitabhängigen BE-Faktoren!) sie ist aber die konsequenteste und einfachste Methode, um den Diabetes zumindest tendenziell berechnen zu können, um daraus wirksame Schlüsse für den nächsten Tag machen zu können, was es
in Deutschland bei der ICT weitaus seltener gibt.
In FIT werden die Funktionen des Insulins klar getrennt in
a) Basalrate
b) Mahlzeitenbezogenes Insulin und
c) Korrektur-Insulin.
Es werden prinzipiell KEINE Mischinsuline verwendet.
FIT ist unter Spritze, PEN oder Pumpe möglich. Der Protokollführung bei der Diabetesführung wird ein besonderes Augenmerk gewidmet. Die Protokolle sind kompakt und handlich (1 Woche passt auf eine DIN-A4-Seite).
a) rechtlich sicheren Dokumentation (z. B. Anerkennung vor Gericht) und
b) Berurteilung der Stoffwechselentwicklung für künftige Tage führen kann.
Dies geht in der Regeln nur, wenn alle den Blutzucker beeinflussenden Faktoren mit notiert werden. Hierzu zählen Zeit, Blutzucker, Bewegung, Broteinheiten, Insulin (mahlzeitenbezogen, Korrekturen, Basalrate) sowie Bemerkungen für nicht alltägliche Ereignisse (z. B. Aceton, Krankheit, Katheteralarm, bewegungsintensive Periode
Am sinnvollsten geschieht dies in Tabellenform, wobei auch die Ereignisse möglichst kurz gefasst werden. Reicht der Raum für Ereignisse nicht aus, weil die Ereignisdichte so groß ist, dass dies den Rahmen des Protokolls sprengt, so sollten Anlagen zum Protokoll / Rückseitenaufzeichnungen geführt werden.
... wendet sich primär an Diabetiker, die noch über eine eigene Sekretionsrate an Insulin verfügen. Beim Typ II-Diabetiker steht man vor allem vor dem Problem, dass eine Wirkstörung des Insulins vorliegt und somit eigentlich viel zu viel Insulin vorhanden ist. Insulin spielt aber auch im Fettstoffwechsel eine Rolle und es speichert auch Fette weg und kann ? wenn eben zu viel ? fett machen! Je nach Mitarbeit und Verständnis des Patienten bieten sich bei der SIT also 2 Aplikationsformen an:
a) Der Patient erhält eine Basalrate mit einem länger wirksamen Insulin und
die Restsekretionsrate sorgt für die Mahlzeiten und gleicht Schwankungen in der Insulinversorgung aus. Hierdurch wird aber das Abnehmen erschwert. Deswegen wird die SIT auch zusammen mit Tabletten, sog. Sensitizern, die die Rezeptoren insulinempfindlicher machen sollen, verordnet. Auch andere Kombinationen sind denkbar.
b) Um dem ?dicken Typ II-Diabetiker" eine Gewichtsabnahme zu erleichtern, empfiehlt sich schon der Einsatz von Sensitizern. Gleichwohl aber muss die Menge des zugeführten Insulins vermindert werden. Also erhält der Patient eine Basalrate für die Nacht und nicht für den Tag (wenn die verbliebene Eigensekretionsrate noch ausreichend ist) und spritzt nur zu den Mahlzeiten. Dies setzt aber wiederum voraus, dass der Patient über das Verhältnis
Wirkungsweise des Essens (Glycämischer Index sowie BE-Menge) aber auch über die Insulinmenge pro BE Bescheid weiß und entsprechend reagieren kann (also Blutzuckermessungen durchführt).
Der Patient wird basal durch Metformin und Sulfonylharnstoffe versorgt und spritzt nur zu den Mahlzeiten ein kurzwirksames Insulin (Anlalogon bzw. Alt-Insulin).
... muss heute als die fortschrittlichste Therapieform gelten, die es gibt. Die Vorteile gegenüber anderen Therapieformen sind:
Insulinpumpen arbeiten sehr zuverlässig und können den individuellen Bedürfnissen angepasst werden.
Meist liegt der Korrekturfaktor zwischen 20 und 80 mg/dl. Bei kleineren Personen und Kindern ist der Korrektur höher (geringers Blutverteiungsvolumen) und bei größeren und dickeren Personen niedriger (Insulinresistenz, Blutverteilungsvolumen) und kann auch darüber hinaus gehen.
Je höher der Blutzucker liegt, desto eher lässt sich ein natürlicher Zuwachs der für die Korrektur benötigten Insulinmenge in der Praxis beobachten. So kann man also schließen, dass der Korrekturfaktor gleichfalls einer exponentiellen Entwicklung unterliegt, wie viele andere Wachstums-Prozesse in der Biologie.
Somit ist eine Veränderung des Korrekturfaktors um 10 mg/dl je 100 mg. angebracht, sollte aber - wie ALLES andere auch - durch bestätigende Tests ausprobiert werden und KEINESFALLS ungeprüft übernommen werden.
Bei Übersäuerung des Blutes wird bis zu einem Vielfachen der Insulinmenge benötigt, die sonst für Korrekturen benötigt wird. Da dies aber von Mensch zu Mensch verschieden ist, sollten solche Korrekturen (statitisch gesehen kommen diese bei guter Einstellung weitaus seltener vor) immer im sicheren Bereich durchgeführt werden (z. B. BZ = 400 mg/dl. bei einem Korrekturfaktor von 50 => (400
Beabsichtigt man eine Korrektur i. V. so sollte man beachten, anfänglich niemals mehr als 3 I. E. Insulin zu geben. I. V. gegebenes Insulin WIRKT anders und schneller (innerhalb von Sekunden) und somit könnten sich Fehler bei einer solchen Korrektur als die letzten Fehler, die man je machen kann, erweisen.
Warum steigt der Insulinbedarf? Geht man von einem Blutzuckerwert nahe dem hyperglycämischen Koma (ab 800 mg/dl. denkbar) aus, so ist das Blut schon sehr sehr dickflüssig. Die Reibungspunkte in einer solchen Flüssigkeit sind hoch und es ist vorstellbar dass die Insulinmoleküle "zerrieben" werden, bevor sie überhaupt wirken können. Hinzu kommt aber noch die Säure (Ketonkörper der Fettverbrennung), die gleichfalls an der "Zerstörung" des Insulns wirkt, bevor es seine Funktion erfüllen kann.
Konventionelle Insulintherapie (CT)
Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)
(siehe auch Basis-Bolus-Therapie)Funktionelle Insulintherapie (FIT)
Protokollführung
Das Protokoll soll in einem machbaren Rahmen alle Daten enthalten, die zu einer Supplementäre lnsulintherapie (SIT)
Basal unterstützte Insulintherapie (BOT)
Kontinuierliche subkutane lnsulininfusion: Pumpentherapie (CSII)
Damit wird die Insulinpumpe in Deutschland als bei Schwangerschaften stets indiziert angesehen, da insbesondere während der Organgenese in den ersten 3 Monaten des Fötus KEIN Blutzucker über 120 mg / dl. erreicht werden sollte, da sonst die Organausbildung verzögert oder gar verhindert wird! Weitere
Indikationsgründe können sein:
Beginnende und vorhandene Spätschäden (können aufgehalten und teilweise rückgängig Korrekturen mit Insulin
... stellen die Menge Insulin dar, die der Körper benötigt, um von einem höheren Blutzucker auf den Zielpunkt zu gelangen. Dieser Zielbereich liegt zwischen 80 und 120 mg., gerechnet wird auf den Zielpunkt 100 mg/dl., ggf. aber auch höher. Meist wird ein fester Korrekturfaktor vermittelt, der aber spätestens dann seine Wirkung versagt, wenn die Energieversorgung des Körpers auf Fettverbrennung umgestellt wurde und viele Ketonkörper im Blut eine schnelle Wirkung des Insulins durch Übersäuerung verhindern.Weblinks