Immobilisten (Archäologie)
Immobilisten ist eine (in erster Linie von ihren Kritikern verwendete) Bezeichnung für die Anhänger einer bestimmten Strömung in der modernen Archäologie, die davon ausgeht, dass die meisten Völker und Kulturen sich autochton entwickelt haben. Wanderungsbewegungen, insbesondere kriegerischer Natur, von größeren Menschengruppen - geschweige denn ganzer Völker - werden von den Immobilisten generell ausgeschlossen.Die Immobilisten verweisen darauf, dass die archäologischen Befunde zumeist nicht auf eine plötzliche Veränderung der Sachkultur hindeuten, was auf die Einwanderung eines anderen Volkes oder die Vermischung zweier unterschiedlicher Volksteile hinweisen könnte, und genauso wenig Beweise für größere Kriegshandlungen (wie z.B. Brandstellen, Waffenfunde, durch Waffeneinwirkung gezeichnete Skelettfunde) zu Tage bringen.
Kritiker der Immobilisten vertreten die Ansicht, dass mit den Mitteln der Archäologie solche Vorgänge (Einwanderung von Menschengruppen, Kriegshandlungen) eben nicht eindeutig zu beweisen oder zu widerlegen sind. Sie verweisen darauf, dass 1. ein Wechsel der Bevölkerung nicht unbedingt mit einem Wechsel der Sachkultur einhergehen muss; 2. die Archäologie immer nur die "Spitze des Eisberges" aufdeckt; 3. selbst geschichtliche Ereignisse, die von keinem Historiker ernsthaft angezweifelt werden, wie z.B. die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, archäologisch nicht belegt werden konnten.
siehe auch: Germanen, Schnurkeramiker, Indoeuropäer, Kurgankultur, Etrusker, Kelten, Goten, Hunnen, Griechen, Dorische Wanderung