Ignatius von Antiochien
Der heilige Ignatius von Antiochien war Bischof von Antiochia. Er gilt als Schüler des Apostels Johannes und wird deshalb zu den apostolischen Vätern gerechnet.Er führt den Beinamen Theophoros, "der Gott (oder, nach seiner eignen Erklärung, Christus) im Herzen trägt". Als seinen Gedächtnistag feiert die römische Kirche den 1. Februar.
Nach ihren Angaben wäre er zu Anfang des 2. Jahrhunderts. nach Rom geschleppt und vor den Augen der schaulustigen Menge im Zirkus von Löwen zerrissen worden, nach herkömmlicher Ansicht um 107, nach Harnack erst 138, während Volkmar seinen Tod vielmehr während der Anwesenheit des Trajan in Antiochia im Dezember 115 ansetzt.
Die spätere Legende hat Ignatius mit dem kleinen Kind gleichgesetzt, dass Jesus Christus in die Mitte der Jünger stellte, als er sie aufforderte, wie die Kinder zu werden. Altersmäßig kommt dies zwar gut hin, entspricht aber kaum der Realität.
Mit seinem Tod hängen die sogenannten Ignatianischen Briefe zusammen, die er als Gefangener auf seiner Reise nach Rom geschrieben haben soll. Sie warnen vor Judaismus und Doketismus und verdanken ihr kirchliches Ansehen (sowie ihr geringes Ansehen bei einigen Protestanten) besonders der bereits außerordentlich hoch getriebenen Vorstellung vom bischöflichen Amt, die sie vertreten. Kritiker des 19. Jahrhunderts haben sie daher in allen Formen und Rezensionen, in welchen sie ihnen bekannt waren, d. h. sowohl die 3 syrischen Briefe als auch die 7 längeren griechischen, welche in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts hervortraten, sowie endlich die 13 Briefe, welche erst im 4. Jahrhundert entstanden sein können, für unecht erklärt. Heute werden dagegen die kurzen Formen der 7 griechischen Briefe im allgemeinen wieder für echt angesehen und gelten als wichtigste Quelle über die Kirche im frühen 2. Jahrhundert, also einer Zeit aus der sonst kaum Schriftliches überliefert ist. Die längeren Formen der 7 Briefe, die anderen angeblichen Briefe, sowie der angebliche Augenzeugenbericht über sein Martyrium gelten dagegen heute als mit Sicherheit unecht. Ihre Entstehung fällt erst in die Zeit der christologischen Auseinandersetzungen des 4. Jahrhunderts, für die sie somit eine wichtige Quelle darstellen.
Alle Patriarchen von Antiochia -- auch die syrisch-orthodoxen -- tragen zu Ehren des hl. Ignatius von Antiochien den Namen Ignatius, gr. Ignatios, frz. Ignace.
Siehe auch: Syrisches Patriarchat von Antiochia
Dieser Artikel basiert auf dem entsprechenden Eintrag in Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage von 1888-90
Texte von Ignatius von Antiochien