Ian Anderson
Ian Scott Anderson (* 10. August 1947 in Dunfermline/Schottland) war 1968 eines der Gründungsmitglieder der Musikgruppe Jethro Tull. Schnell entwickelte sich der charismatische Multiinstrumentalist mit der unverwechselbaren Stimme und dem viel gerühmten Querflötenspiel - Anderson war der erste Querflöstist, der in der Rockmusik reüssierte - zum (allein-)bestimmenden Protagonisten seiner Formation. Bis zum heutigen Tage, Jethro Tull hat auch für 2004 wieder Konzerte angekündigt, zeichnet er für die meisten Kompositionen und Arrangements verantwortlich.Seine Musik hat Anderson zu einem der reichsten Rockmusiker Großbritanniens gemacht.
Anderson wohnt seit vielen Jahren auf einem englischen Landsitz und hält dort Schafe. Seit den 1980er Jahren hat er einige Lachszuchtfarmen in Schottland aufgebaut. Desweiteren engagiert sich Anderson für den Erhalt von Tierarten, insbesondere von Pferderassen und Wildkatzen.
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Als Sänger und Multiinstrumentalist hat Anderson nahezu alle Bereiche der populären Musik und als Flötist auch Klassik und Jazz ausprobiert. Dabei versicherte er sich stets der Unterstützung von Musikern, die ihm für seine Absichten am geeignetsten erschienen und die vor allem zwei Eigenschaften mitbringen mussten: ein hohes Maß an handwerklichem Können an ihren Instrumenten und bedingungslose Anerkennung seiner musikalischen Führung. Folgerichtig war die Fluktuation an Mitgliedern bei Jethro Tull enorm hoch. Bei jedem Wechsel der Stilrichtung wechselten in der Regel auch Musiker.
Anfangs noch fast reiner Blues, gewann die Musik durch den Einfluss von Anderson als Personifizierung der Band bald an Dynamik und musikalischer Bandbreite infolge der organischen Einbindung diverser Stilrichtungen.
Die einzige Konstante blieb dabei als äußerlich auffallendstes Merkmal das immer weiter perfektionierte Querflötenspiel. Anderson "borgte" sich diese Idee vom Jazzmusiker Roland Kirk und entwickelte seinen unverkennbaren Stil - bis zum Exzess getriebene Soli, mitgesungene Grunz- und Zischlaute - so weit, dass er heute als unangefochtener Großmeister der Querflöte gilt. Durch ihn fand die Flöte als "artfremdes" Instrument auf breiter Front Anerkennung im Rock- und Popbereich. Obwohl er nie eine klassische Ausbildung absolvierte, werden Andersons Fähigkeiten durchaus auch im Klassikbereich gewürdigt. So trat er u.a. in den 1980er Jahren als Gastmusiker bei den Feierlichkeiten zum 300. Bach-Jubiläum in Berlin auf.
Anfang der 1970er Jahre gehörte Anderson in der Gestalt von Jethro Tull zu den Vorreitern des Progressive Rock - ein Attribut, dass der Band noch heute anhängt, obwohl sich der Hauptakteur bereits mit dem legendären Konzeptalbum Thick As A Brick (1972) über den verbissenen Ernst und den tiefgründigen Anspruch der Progrock-Szene mit seinem typischen Humor lustig machte. 1975 bildete das von persönlichen Problemen Andersons beeinflusste und dementsprechend düstere Album Minstrel In The Gallery, geprägt von melodiösem Hardrock mit deutlichem Progressive-Einschlag, den Endpunkt dieser Phase.
Es folgte, beginnend mit Songs From The Wood (1977) eine Reihe hervorragender Folkrock-Alben, die Anderson wiederum in die Elite dieser Stilrichtung katapultierte.
Deshalb waren die Anhänger entsetzt über den erneuten radikalen Stilwechsel, der 1980 einsetzte. Anderson begann, mit den Möglichkeiten der sich schnell entwickelnden Musikelektronik zu experimentieren. Viele Fans verziehen ihm nie sein erstes Soloalbum Walk Into Light (1983), das von ausufernden Synthesizerklängen beherrscht wird und in Zusammenarbeit mit dem damaligen Jethro-Tull-Keyboarder Peter-John Vettesse entstand. Das ähnlich geprägte, allerdings weitaus anspruchsvollere Bandalbum Under Wraps schien 1984 das Ende von Jethro Tull zu bedeuten, zumal die Singstimme Andersons unüberhörbar Schaden genommen hatte und sich nie wieder erholte.
In den folgenden Jahren widmete er sich neben wenigen Konzertauftritten seinen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie dem Aufbau von Lachszuchten in Schottland und wirkte als Produzent für andere Musiker mit.
1987 erschien zur großen Überraschung der Fachwelt ein neues Album. Anderson hatte die überbordenden Synthieklänge weitgehend über Bord geworfen und die Reste davon sinnvoll in die Musik eingebunden. Mit exzellenter Rockmusik gewann die nunmehr aus drei Akteuren bestehende Band mit Crest Of A Knave den Grammy in der Sparte Hardrock/Heavy - zum Missvergnügen der Metallica-Fans.
In den 1990er Jahren wurden die Verstärker deutlich zurückgefahren und die Folk-inspirierten Akustikambitionen Andersons kamen mit zunehmenden Ethno-Einflüssen mehr zum Tragen. 1995 legte er sein zweites Solowerk vor. Auf Divinities - Twelve Dances With God beleuchtet er mit 12 Instrumentalstücken im klassischen Stil unter starkem Einfluss indischer und anderer Musik die spirituelle Weltsicht verschiedener Kulturkreise.
Der Trend zu exotischen Instrumenten und weitgehenden Verzicht auf verstärkerbasierte Stilistik setzte sich auch beim dritten Soloalbum konsequent fort. The Secret Language Of Birds (2000) dokumentiert als stimmungsvolles, deutlich folkorientiertes Album im unverwechselbaren Anderson-Gewand die musikalische Reife und den Qualitätsanspruch eines Ausnahmemusikers, der seit über drei Dekaden sämtlichen Strömungen und Wellen widerstanden hat, die in immer kürzeren Abständen den kurzlebigen Markt der Popmusik überrollen.
Gleiches gilt fast uneingeschränkt für das vierte Solowerk Rupi´s Dance (2003), das im Vergleich zum Vorgänger wieder etwas rockiger erscheint, ansonsten aber mit der gleichen augenzwinkernden Verschmitztheit, zum Teil auch Nachdenklichkeit beeindruckt, die sich Anderson seit rund 40 Jahren im Unterhaltungsgeschäft immer bewahrt hat. Es ist eine Art Resümee eines Musikers, der alles erreicht hat und abgeklärt lächelnd demonstriert: "Seht her - ich kann es immer noch ganz gut." Die wie seit jeher intelligenten Texte beschäftigen sich hier eher mit den kleinen Problemen und Freuden des Alltags, die sonst kaum in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geraten.
Parallel zu seinen sonstigen Aktivitäten, darunter zahlreiche Produktionen und Arrangements für andere Musiker, Gastauftritte usw. und natürlich Jethro Tull, wirkt Anderson seit Ende der 1990er auch bei den Projekten von Leslie Mandoki mit, der eine Schar legendärer Rockmusiker um sich versammelt hat, um die "handgemachte" Rockmusik ins 21.Jahrhundert zu retten.
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