Humus
Als Humus (lateinisch "Erdboden") wird das gesamte im Boden enthaltene tote organische Material bezeichnet. Zum Humus gehören abgestorbene Pflanzenreste, tierische Exkremente und Kadaver u.a. in allen Stadien der Zersetzung. Humus kann an der Bodenoberfläche mehr oder weniger mächtige Auflagen bilden oder auch, durch tierische Aktivität oder von abgestorbenen Wurzeln herrührend, in den Mineralboden eingearbeitet sein. Der Humus unterliegt vor allem der Aktivität von Mikroorganismen, die durch ihre Stoffwechselaktivitäten zu seinem Auf-, Um- oder Abbau beitragen (siehe hierzu auch: Mutterboden und Oberboden).Das Ausgangsmaterial für Humus, vornehmlich Pflanzen und Pflanzenteile, bestehen aus einer Fülle unterschiedlichster organischer Stoffe, die sich in ihrer Abbaubarkeit durch Mikroorganismen erheblich unterscheiden können. Viele Kohlenhydrate und Proteine werden sehr schnell zersetzt. Andere Stoffe, beispielsweise Cellulose oder Lignin können aufgrund ihrer molekularen Konstitution oder bedingt durch die hohe Stabilität nur langsam bzw. von Spezialisten angegriffen und abgebaut werden. Daher kommt es, dass bestimmte Humusbestandteile nur wenige Wochen oder Monate im Boden verweilen (Nährhumus), andere jedoch Jahrhunderte oder Jahrtausende lang im Boden verbleiben (Dauerhumus).
Die Humusauflage eines naturbelassenen Bodens kann maximal vier Horizonte umfassen:
Mit Ol wird der Streuhorizont bezeichnet (engl.: litter - Streu). Er enthält abgestorbene Pflanzenreste. Diese sind als solche noch ohne Einschränkung erkennbar und nach Pflanzenart usw. klassifizierbar. Eine Humusauflage, die nur aus dem Streuhorizont besteht, wird als Mull bezeichnet.
Of bezeichnet den Moderhorizont. Durch Fermentation und Vermoderung hat bereits eine weitgehende Zersetzung der Pflanzenreste stattgefunden. Noch sind Strukturen pflanzlicher Gewebe erkennbar, diese sind jedoch bereits mit Humuspartikeln vermengt. Besteht die Humusauflage aus Streu- und Moderhorizont, so wird sie als Moder bezeichnet.
Oh bezeichnet den Rohhumushorizont. An dem darin enthaltenen Material sind keinerlei pflanzliche Strukturen mehr erkennbar. Die Zersetzung des Pflanzenmateriales hat ein weit fortgeschrittenes Stadium erreicht. Eine Humusauflage, die alle drei beschriebenen Auflagenhorizonte umfaßt, wird als Rohhumus bezeichnet.
Mit zur Humusauflage gehört der Ah-Horizont. Dieser ist der mineralischer Oberboden und enthält, meist durch tierische Aktivität eingearbeiteten, Humus.
Wie stark die Humusauflage ausgeprägt ist und welche der beschriebenen Horizonte sie aufweist, hängt insbesondere davon ab, inwieweit durch die bestehenden Umweltbedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit, Bodenversauerung, Nährstoffversorgung, Exposition, Lage Breitengrad, Klima, u. a.) Humusakkumulation begünstigt wird. Allgemein ist die Humusakkumulation desto stärker, je ungünstiger sich die Umwelt für die Aktivität der Mikroorganismen gestaltet.
Für den Boden als Ökosystem ist der Humus von essentieller Bedeutung.Der Humus dient als Wasser- und Nährstoffspeicher. Nährstoffe werden dabei in für Pflanzen und Mikroorgansimen verfügbarer Form gespeichert. Das Humusmaterial begünstigt durch Aggregierung die Strukturbildung im Boden und stabilisiert so insbesondere den Oberboden gegen erosive Einflüsse. Für viele im Boden lebende Organismen stellt der Humus die Hauptenergiequelle dar.
Siehe auch: Bodenkunde, Kompostierung, Kulturboden