Hummeln
Hummeln | ||||||||||||||||
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Ackerhummel | ||||||||||||||||
Systematik | ||||||||||||||||
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Die Population eines Hummelvolkes beläuft sich auf ca. 50 bis 600 Insekten, also vergleichsweise wenige. Ein Hummelvolk überlebt nur einen Sommer, bis es am Jahresende zugrunde geht. Die Nester werden nur je ein Jahr genutzt. Ein Hummelvolk besteht aus der Königin, den Arbeiterinnen, den Drohnen und den Jungköniginnen. Nur die jüngsten und stärksten Jungköniginnen, die im Herbst befruchtet wurden, überleben den Winter und gründen im nächsten Jahr ganz auf sich gestellt ein neues Volk.
Table of contents |
2 Fortpflanzung und Nestbau 3 Besonderheiten 4 Verteidigungsverhalten 5 Natürliche Feinde 6 Hummelsterben 7 Hummelschutz |
Verbreitung und Arten
Die Hummel ist beinahe weltweit verbreitet. Lediglich in Afrika südlich der Sahara und in Australien gibt es keine Hummeln. Die Gattung der Hummel umfasst weltweit rund 500 Arten, allein in Europa gibt es 53 Arten (einige fehlen jedoch im kalten Skandinavien). In Deutschland gibt es 36 Arten. Auf der "Roten Liste der bedrohten Arten stehen zur Zeit 16, zum Teil vom Aussterben bedrohte Hummelarten(Zur Auflistung). In einigen Regionen sind bereits Arten ausgestorben. Hummeln sind neben Hornissen und Wildbienen in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. In vielen anderen Ländern stehen sie ebenfalls unter Schutz.
Etwa 10 parasitäre Arten, in Deutschland 6, die sogenannten Kuckuckshummeln oder Schmarotzerhummeln, nisten sich in Hummelnestern ihrer Artgenossen ein und versuchen, ihren Nachwuchs von den eigentlichen Bewohnern grossziehen zu lassen. Die Schmarotzer fressen die Eier des Volkes und versuchen eigene zu legen. Gelingt das, verdrängt der Nachwuchs der Sozialparasiten den des Wirtes, es entwickeln sich weniger Königinnen. Die Schmarotzer haben wie alle Hummeln ihren festen Platz im ökologischen Kreislauf.
Fortpflanzung und Nestbau
Die Jungkönigin sucht im Frühling allein einen geeigneten Platz für das Nest. Je nach Art eine geeignete Erdhöhle, z. B. ein Mauseloch (Erdhummeln), eine Moosschicht oder auch einen hohlen Stamm. Die Baumhummeln nisten auch in verlassenen Vogelnestern. Die Königin sammelt dann Nektar und Pollen und schichten das Sammelgut auf eine gesäuberte und mit Wachs überzogene Stelle, legen darauf einige Eier ab, umbauen alles mit einem wächsernen Ringwall und schließen dann die nachträglich gefertigte Zelle. Wenn nach einigen Tagen die Larven schlüpfen, öffnet die Königin die Zelle wieder, füttert die Brut und baut an weiteren Zellen weiter. Die ersten Larven verpuppen sich. Die schlüpfenden Hummeln sind kleiner als die Königin und nicht in der Lage, eigene Brut heranzuziehen. Die im Sommer ausschlüpfenden Arbeiterinnen sind dagegen normal groß und kräftig. Häufig kommt es zur Ablage unbefruchteter Eier durch Arbeiterinnen, die in dieser Phase agressiv auf die Königin reagieren. Sie fressen dann die Eier der Königin auf, diese wiederum versucht, die Eier der Arbeiterinnen zu fressen. Männliche Hummeln, die Drohnen, beteiligen sich weder an Brutpflege noch Nahrungssuche, sie wärmen gelegentlich die Eier. Das Paarungsverhalten der verschiedenen Arten ist unterschiedlich. Baumhummeldrohnen fliegen die Jungköniginnen bereits in der Luft an, sie werden oft wieder mit ins Nest getragen.
Die Hummel ist sehr früh im Jahr unterwegs, die zum Fliegen notwendige Körpertemperatur erzeugt sie selbst. Sie bringt die Brustmuskulatur zum Vibrieren, so kann die Königin schon ab 2°C fliegen, die Arbeiterinnen ab 6 °C. Eine Biene braucht mindestens 8 °C. Diese Temperaturunabhängigkeit ermöglicht es ihr, weitaus länger als Bienen auf Nahrungssuche zu sein. Hummeln fliegen bis 18 Stunden täglich umher um Nahrung zu suchen und fliegen bis zu 1000 Blüten täglich an.
Hummeln sind vor den Bienen und Fliegen die wichtigsten Bestäuberinsekten. Hummeln fliegen im Gegensatz zu Bienen auch bei sehr schlechtem Wetter Blüten an, um das Überleben ihres Volkes zu sichern, da sie im Gegensatz zu Bienen keine Nahrungsvorräte in Waben anlegen. Diese Eigenschaft, auch in feuchten Sommern die Blütenbestäubung zu sichern, gepaart mit ihrer geringen Temperaturempfindlichkeit gegenüber Bienen macht sie besonders in Sommern mit niedrigen Durchschnittstemperaturen zu wichtigen Helfern vieler Planzenarten. Dies gilt auch für viele Obst- und Gemüsearten.
Der lange Saugrüssel ermöglicht ihnen Nektar aus tiefkelchigen Pflanzen zu sammeln. Sie sind kräftig genug, auch geschlossen Blüten zu öffnen. Die grosse Anzahl angeflogener Blüten macht das Züchten attraktiv. Es gibt in Deutschland einen Hummelzüchter, der die Insekten u.a. an Obstbauern verkauft. Hierbei werden die Hummeln in einem Karton verschickt, der 2 von einander getrennte Kammern enthält, damit die Hummeln ihren Lebensbereich von Kot frei halten können. Es gibt Milben, die als Nützlinge in Hummelnestern den Kot verwerten und damit für Hygiene sorgen.
Entgegen dem weit verbreiteten Gerücht, dass Hummeln nur beißen und nicht stechen könnten, nutzen sie im Verteidigungsfall beide Möglichkeiten. Wie ihre friedlichen Verwandten, die Bienen und Hornissen, stechen Hummeln äussert selten und nur dann, wenn sie sich bedroht fühlen, z. B. wenn ihr Körper gequetscht wird. Befürchten sie einen Angriff auf ihr Nest, legen sie sich drohend und brummend auf den Rücken, es kann in seltenen Fällen, wenn kein Rückzug erfolgt, auch zu Attacken mit Bissen und Stichen kommen. Hummeln sind unter ihren Verwandten die friedlichsten Wehrstachelträger. Die verschiedenen Hummelarten haben ein unterschiedlich ausgeprägtes Agressionspotenzial. Der Biß zwickt geringfügig, ein Stich kann durch das Gift sehr schmerzhaft sein. Wie die Stiche und Gifte von Bienen und Hornissen sind die äusserst seltenen Hummelstiche sowie ihr Gift für Menschen harmlos. Gefahr besteht nur für Allergiker durch einen Allergieschock.
Häufig ist unter spätblühenden Linden, besonders unter Silberlinden, eine große Anzahl toter und sterbender Hummeln beobachtet worden.
Die für Bienen und Hummeln unverdauliche Zuckerart Mannose stand lange unter dem Verdacht, den Tod der Hummeln verursacht zu haben. Sie kommt nach neueren Erkenntnissen nicht im Nektar dieser Linden vor.
Laboruntersuchungen haben ergeben, dass die dort verendeten Tiere einen äußerst geringen Zuckergehalt im Körper hatten. Nach der Gabe von Zuckerwasser mit Spritzen in Form winziger Tropfen auf den Boden, das die Hummeln dann mit ihrem Rüssel aufnehmen, sind sie nach kurzer Zeit wieder flugfähig. Daraus wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass aufgrund von Nahrungsmangel in der näheren Umgebung der Linden auch viele andere Hummelvölker und Bienen hier auf Nahrungssuche gehen und es daher zu einer starken Verknappung des Angebotes kommt. Die Hummeln haben für den Anflug soviel Energie verbraucht, dass sie keine andere Nahrungsquelle aufsuchen können, so die Theorie.
Bienen haben ein Zeitgedächtnis, was ihnen ermöglicht, die morgens und abends Nektar produzierenden Bäume gezielt anzufliegen, was als großer Vorteil gegenüber den Hummeln angesehen wird, die nicht über diese Fähigkeit verfügen.
Einen Beitrag zum Hummel- und auch Bienenschutz kann jeder Kleingärtner leisten, indem er bei der Auswahl seiner Pflanzen darauf achtet, nektarreiche Arten zu wählen, die vor allem zum Spätsommer und Herbst hin blühen. Hier gilt es zu beachten, nicht zu viele verschiedene Pflanzenarten zu wählen, da Hummeln, die nur einen Sommer bis in den Herbst hinein leben, erst mühsam erlernen müssen, den jeweiligen Pflanzen den Nektar zu entnehmen. Aufgrund der unterschiedlichen Blütenformen ist die Technik hierfür nicht für alle Pflanzen gleich. Die zeitaufwendige Lernphase wird von den Tieren nur dann begonnen, wenn es sich aufgrund eines ausreichenden Angebots auch lohnt. (vergl. Pflanzenliste der Aktion Hummelschutz sowie Hummelfreundlicher Garten)
Wer in seiner Gegend geschwächte Hummeln entdeckt, kann versuchen, diese durch tröpfchenweise verabreichtes Zuckerwasser aufzupäppeln. Hummelfreunde haben häufig Spritzen sowie kleine Mengen an Zuckerwasser bei Sommerspaziergängen und Unternehmungen in der Stadt bei sich.
Besonderheiten
Verteidigungsverhalten
Natürliche Feinde
Neben den parasitären Artgenossen ist die Wollbiene für die Hummeln gefährlich. Wollbienen verteidigen ihr Revier gegen eindringende Bienen und Hummeln, indem sie ihnen mit einem an den Hinterbeinen befindlichen Dorn die Flügel zerstören. Die flugunfähigen Insekten verhungern. Milben setzen sich auf der Hummel fest und ernähren sich von deren Blut. Die betroffenen Tiere erscheinen geschwächt.Hummelsterben
Hummelschutz
Besonders gefragt sind hier die Stadtplaner sowie die Landschaftsgärtner, die bei den Bepflanzungsplänen auf ein ausgewogenes Verhältnis von früh- und spätblühenden Pflanzen achten müssen. Ebenso ist der durch die Intensivlandwirtschaft bedingte Artenschwund vieler Pflanzen verantwortlich für den Rückgang vieler nicht so anpassungsfähigen Hummelarten.Europäische Hummelarten
Weblinks