Hugo von Sankt Viktor
Hugo von Sankt Viktor war ein christlicher Theologe des Mittelalters. Geb. um
1097, verbrachte er seine Kindheit in
Flandern und seine Jugend in
Sachsen; seine Ausbildung erhielt er im
Konvent von Hamersleben, und
1115 trat er in die Schule des
Augustiner-Klosters St. Victor (bei
Paris) ein.
1133 wurde er Vorsteher dieser Ausbildungsstätte. Er starb am 11. Feb.
1141.
Hugo gilt als der Begründer der Schule von St. Viktor, einer eher platonisch (anstatt aristotelisch) ausgerichteten Denktradition der christlich-mittelalterlichen Philosophie. In seinen Schriften bezieht er sich außer auf Augustinus von Hippo, nach dessen Regeln er ja auch lebte, v.a. auf die stark mystisch inspirierten Werke des Dionysios Areopagita. Starken unmittelbaren Einfluss übte er auf Richard von Sankt Viktor und auf Bernhard von Clairvaux aus.
Werke
- Didascalicon de studio legendi (etwa: "Anleitung zur Gelehrsamkeit im Lesen", ca. 1128; eine Art Einführung in oder Anleitung für das Studium der Theologie; Kapitel 1-3 behandeln die sieben freien Künste, Kapitel 4-6 das Lesen der Heiligen Schrift. Der Philosoph Ivan Illich hat diesem Buch eine sehr schöne Studie gewidmet: Im Weinberg des Textes, Frankfurt a.M. 1991.)
- De tribus maximis circumstantiis gestorum (etwa: "Über die drei bedeutendsten Umstände der Handlungen", ebenfalls ein Lehrbuch für junge Schüler; sein Thema ist die Gedächniskunst.)
- De arca Noe morali und De arca mystica ("Über die sittliche Arche Noah" und "Über die mystische Arche Noah", zwei Werke für fortgeschrittene Studenten, in denen Hugo den linearen Gedächtnisplan von De circumstantiis auf eine raum-zeitliche Matrix hin erweitert und einen dreidimensionalen, vielfarbigen Mammutgedächtnisplan entwirft. Dank dieser drei Werke gilt Hugo als Wiederentdecker der seit der Antike vergessenen Gedächtniskunst oder Mnemotechnik.)
- De vanitate mundi ("Über die Nichtigkeit der Welt"), Apologia de verbo incarnato ("Verteidigungsschrift über das fleischgewordene Wort"), De sapientia animae Christi ("Über die Weisheit der Seele Christi") und andere Lehrschriften
- zahlreiche Adnotationes und Explicationes zu Büchern der christlichen Heiligen Schrift
- ein Kommentar zu den Himmlischen Hierarchien des Dionysios Areopagita
- mystische Schriften wie z.B. De arrha animae ("Über das Gebet der Seele"), De amore sponsi ad sponsam ("Über die Liebe des Bräutigams zur Braut"), De meditando ("Über die Versenkung")
Die relativ vollständigste und am leichtesten zugängliche Ausgabe von Hugos Werken findet sich der Patrologia Latina, ed. J.-P. Migne, Bd. 175-177.