Hugo Bettauer
Hugo Bettauer (* 18. August 1872 in Baden bei Wien; † 26. März 1925 in Wien; eigentlich Maximilian Hugo Bettauer) war ein österreichischer Schriftsteller.Maximilan Hugo Bettauer war das jüngste Kind im Hause und hatte zwei ältere Schwestern mit den Namen Hermine (Michi) und Mathilde. Sein Vater war Arnold (Samuel Aron) Bettauer, aus Lemberg (gest. 9. Juni 1873 mit 34 Jahren), seine Mutter war Anna Bettauer (geb. Wecker).
Aus Bettauers Jugend ist nur bekannt, dass er 1887/1888 mit Karl Kraus gemeinsam die 4. Klasse im Franz-Josephs-Gymnasium in der Stubenbastei besucht hatte.
Karl Kraus galt Zeit seines Lebens immer als schärfster Kritiker von Bettauer, was dieser offensichtlich sehr bedauerte.
Mit 16 Jahren ergriff Bettauer von daheim die Flucht und riß bis nach Alexandria aus, wo er gefunden und zurück geschickt wurde.
1890 wechselte Bettauer seinen Glauben und trat aus der jüdischen Gemeinde aus um evangelischer Christ zu werden. Im selben Jahr geht er zu den "Kaiser-Jägern" als Einjährig-Freiwilliger. Der Religionswechsel ist vermutlich damit im Zusammenhang zu sehen, da es für jüdische Soldaten ohne Adel kaum möglich war, Karriere zu machen. Um nicht gleich "Katholik" zu werden, wurde bei einer Konvertierung in der Regel die evangelische Kirche bevorzugt.
Nach fünf Monaten in Tirol scheidet er allerdings aus dem Militärdienst, nach Schwierigkeiten mit seinen Vorgesetzten, wieder aus. Gemeinsam mit seiner Mutter zieht er nach Zürich und tritt mit 24 Jahren (1896) das beachtliche Erbe des Vater an.
In Zürich heiratet er auch seine Jugendliebe Olga Steiner und wandert mit ihr nach dem Tod seiner Mutter in die USA aus. Noch während der Überfahrt verliert Bettauer durch eine Spekulation sein gesamtes Vermögen. Die beiden bleiben bis 1899 in New York, wo seine Frau als Schauspielerin auftritt. Da Bettauer keine Arbeit findet, wandern beide nach Berlin aus, wo sein Sohn Heinrich Gustav Hellmuth geboren wird.
In Berlin arbeitet Bettauer als Journalist mit amerikanischer Staatsbürgerschaft und wird bald durch das Aufdecken einiger Skandale bekannt. Unter anderem schreibt er in Folge eines Skandals das 1921 erschienene Buch Bobbie, in dem er einen reichen und mächtigen Kindesentführer beschreibt. 1901 wird Bettauer nach dem Selbstmord des Direktors des Berliner Hoftheaters, den er der Korruption bezichtigte, aus Preußen ausgewiesen.
Bettauer geht nach München und arbeitet im Kabarett Elf Scharfrichter und zieht im Herbst 1901 nach Hamburg, um dort Leiter des Fachblattes Küche und Keller zu werden.
Nach der Scheidung von seiner Frau lernt Bettauer in Hamburg seine zweite Frau, Helene Müller (die damals erst 16 Jahre alt war), kennen.
1904 wird Bettauer aus Hamburg ausgewiesen und zieht wieder nach Amerika. Auf der Überfahrt heiratet er seine Geliebte, die im selben Jahr noch einen Sohn (Reginald Parker) auf die Welt bringt.
In New York arbeitete er als Journalist für Zeitungen und beginnt für diese Fortsetzungsromane zu schreiben.
1910 kehrt er nach Wien zurück und beginnt bei der Neuen Freien Presse. Als er zu Beginn des Krieges 1914 in die Armee eintreten möchte, wird das mit Hinweis auf seine US-Staatsbürgerschaft verwehrt.
1918 wird er nach einem Streit über eine kaputte Schreibmaschine direkt an der Front von der Neuen Freien Presse gefeuert.
Unmittelbar nach dem Krieg arbeitet Bettauer als Korrespondent für New Yorker Zeitungen und startet ein Hilfsprogramm in den USA für die Wiener Bevölkerung. Ab 1920 schreibt er Romane in einer Vielzahl wie kaum jemand. Zwischen vier und fünf Titel erscheinen jährlich. Bettauer spezialisiert sich auf Kriminalromane mit sozialen Engagement. Populär werden vor allem seine Romane auch dadurch, dass sie nicht nur in Wien spielen, sondern auch in New York und Berlin.
Sein bekanntester Roman wird jedoch Die Stadt ohne Juden [1] aus dem Jahre 1922 in dem er beschreibt, wie sich Wien entwickeln würde, wenn alle Juden auswandern müssten. So skurril die Idee damals war, war es doch ein visionärer Roman und stand auch in einem indirekten Vergleich mit Hitlers Beschreibungen Wiens in Mein Kampf.
Nebenbei gründete Bettauer auch seine Wochenschriften, ein Journal, das regelmäßig für Aufruhr ob seiner aufklärerischen und oft auch wohl reißerischen Inhalte sorgte. Wie in den USA setzte er auch hier das Konzept des Fortsetzungsromans um. Bettauer verdiente im Lauf der Zeit noch zusätzlich an Rechte für Bühnen- und Filmversionen.
Er gehörte damit nicht nur zu den umstrittensten, sondern auch erfolgreichsten Schriftstellern seiner Zeit. In der Verfilmung Die freudlose Gasse feierte Greta Garbo ihr Leinwanddebüt und in der Stadt ohne Juden Hans Moser.
Auf Grund seines "Entdeckungsjournalismus" und seines Eintritts für sexuelle Aufklärung und Freizügigkeit wurde Bettauer immer wieder Gegenstand von öffentlichen Diskussionen. Seiner Gegner versuchten ihn als "Asphaltliterat" zu disqualifizieren. Der Streit eskalierte im Laufe der Zeit so stark, dass es zur Beschlagnahme der Zeitschrift kam und Bettauer öffentlich sehr emotional beschuldigt oder verteidigt wurde. Schließlich kam es zu einem Prozess gegen ihn, der schließlich zu öffentlichen Drohungen und Mordaurufen führte. Bettauer wurde überraschend frei gesprochen und die Nachfolgezeitschrift erreichte mit 60000 Exemplaren sogar die höchste Auflage unter den Wochenzeitungen. Im März 1925 wurde sogar angedacht, die Wochenzeitschrift zu erweitern.
Am 10. März 1925 erschoß um 15:00h der Zahntechniker Otto Rothstock Hugo Bettauer. Bettauer kam schwer verletzt mit vier Schüssen in Brust und Arme ins Krankenhaus. Am 26. März starb Bettauer an den Folgen seiner Wunden.
Noch während er im Krankenhaus lag, kam es im Wiener Gemeinderat zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Über die Motive des Attentäter wurde lange gerätselt. Faktum ist, dass er vor dem Anschlag Mitglied der NSDAP war, wieder austrat und nach der Tat von NS-nahen Anwälten und Freunden untestützt wurde. Bettauer gilt daher als eines der ersten Opfer der NSDAP in Österreich.