Horaz
Horaz ist neben Vergil einer der bedeutendsten römischen Dichter und Satiriker der "Augusteischen Zeit", das heißt der Zeit zwischen 43 v. Chr - 14 n. Chr, vom Tod Ciceros bis zum Tod des Augustus.
Table of contents |
2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks |
Über das Leben des Dichters ist uns aus den Beschreibungen des Sueton, sowie auch aus Selbstaussagen relativ viel bekannt. Geboren wurde Quintus Horatius Flaccus im Jahr 65 v. Chr in der apulischen Stadt Venusia (Venosa). Sein Vater, ein ehemaliger Sklave, hatte es als coactor argentarius (Versteigerungsagent) zu einigem Wohlstand gebracht. Nach einer Übersiedlung nach Rom erhält Horaz eine Ausbildung in der angesehenen Rednerschule des Grammatikers Orbilius. Anschließend schickt ihn der Vater zum Studium nach Athen. Nach der Ermordung Caesars schloss sich Horaz in Athen den Truppen der Caesarmörder Brutus und Cassius an und wurde Militärtribun. Nach einer verlorenen Schlacht bei Philippi (42 v. Chr.) konnte er zwar nach Rom zurückkehren, allerdings war es mit seinen Karrierehoffnungen zu Ende. Der Besitz seines Vaters wurde enteignet. Er erkaufte sich eine Sekretärsstellung und hatte nun viel Zeit, sich der Dichtung zu widmen. Im Jahr 38 v. Chr. wurden Vergil und Varius auf Horaz aufmerksam und stellten ihn dem großen Gönner und Adeligen Maecenas vor. Dieser nahm sich des jungen Dichters an und es entstand eine große Freundschaft zwischen den sehr verschiedenen Männern. Maecenas schenkte Horaz ein Landgut in den Sabinerbergen, was der Dichter durch angestrengtes dichterisches Schaffen vergalt. Im Jahre 8 n. Chr starb Maecenas und noch im selben Jahr, am 27. November, starb auch Horaz.
Die künstlerische Entwicklung des Horaz kann in drei Stufen unterteilt werden:
Die zwei Bücher der Satiren bestehen aus zehn beziehungsweise acht teilweise recht umfangreichen Einzelgedichte in Hexametern. Horaz selbst nennt sie Sermones ("Gespräche"). Er spricht darin mit Maecenas, mit dem Leser, mit sich selbst und führt die Personen im Dialog vor. Ziel dieser nicht unbedingt harmlosen Plaudereien ist, dem Leser mit Humor die unangenehme Wahrheit aufzuzeigen. Vorbild war ihm der römische Satiriker Lucilius.
Horaz ist stets um das Wesentliche und Straffheit bemüht. So lautet sein Kunstprinzip: Vielfalt in der Beschränktheit. Zentrales Thema ist die rechte Lebensgestaltung. Die meisten Gedichte geißeln Laster, die sozialen Unfrieden stiften oder zumindest die menschlichen Beziehungen beeinträchtigen, wie zum Beispiel: Habgier, Ehebruch, Aberglaube, Schlemmerei... Im Gegensatz zu Lucilius, der schonungslos hochgestellte Zeitgenossen anprangerte, musste sich Horaz in dieser Beziehung zurückhalten. Seine Ausfälle beschränken sich auf verstorbene Personen, einflusslose Leute und stadtbekannte Außenseiter. Nicht selten stellt er stellvertretend für den Normalbürger auch sich selbst und seine Schwächen dar.
Als Epoden (griechisch "epódos", Nachgesang, Refrain) werden die 17 Gedichte eines schmalen Buches bezeichnet. Epoden deshalb, weil jeweils ein Langvers mit einem refrainartigen Kurzvers abwechselt. Horaz nennt das Buch "Iambi", obwohl nur 11 Gedichte im iambischen und die übrigen sechs im daktylischem Rhythmus geschrieben sind. Urheber der Epodendichtung und Vorbild des Horaz ist der Ionier Archilochos von Paros (um 650 v. Chr.). In Rom führte Horaz die Epodendichtung als Neuheit ein. Horaz dichtete einerseits für seinen Gönner Maecenas, sowie für einen unbekannten Leserkreis. Deshalb war wie schon bei den "Satiren" auch hier Vorsicht und Rücksicht geboten. Selten nennt er Namen und selbst dann sind es meist Decknamen. Die drei bekanntesten "Epoden", die auch einen Übergang zur Dichtung der "Oden" bilden sind: "Sorge um Maecenas und den Ausgang des Krieges mit Antonius", "Aufatmen über den Sieg bei Actium" und "winterliches Trinklied".
Nach seinem Erfolg mit den "Satiren" und "Epoden" widmet sich Horaz der frühgriechischen Lieddichtung, deren Blütezeit etwa von 670-450 v. Chr. dauerte. Während sich die griechischen Lieddichter selbst Sänger oder Musendiener nannten, bürgerte sich später der Begriff Lyriker, nach ihrem Hauptinstrument, der siebensaitigen Lyra, ein. Horaz schrieb 4 Lyrikbücher, die "Carmina", die insgesamt 104 Gedichte enthalten. Die ersten drei verfasste er um 23 v. Chr. und das vierte um 13 v. Chr. Im Gegensatz zu den nicht immer ganz ausgereiften "Epoden", stellen die "Oden" (Odé, Gesang) eine vollendete Meisterleistung dar. Themen sind wie schon bei den Griechen vor allem Liebe und Politik, aber auch Freundschaft, Alltäglichkeiten des Lebens und Fragen aus der Philosophie. Vorbild ist unter anderem Alkaios, von dem er teilweise auch die Strophenform übernimmt. Im großen Unterschied zu seinen griechischen Vorgängern ist Horaz nur Dichter und nicht Musiker. Deshalb waren seine "Oden" nicht vertont. Eine Ausnahme bildet nur das 17 v. Chr. für die Jahrhundertfeier, die den Beginn einer Friedensära einleiten sollte, verfasste "Carmen saeculare". Wie auch schon die Chorlyriker liebt es Horaz, in einem Gedicht die verschiedensten Themen zusammenzufügen. Oft verwendet er verhaltene, hintergründige Aussagen. Mittel dazu sind treffende Bilder, Aussparungen, Offenlassungen und leise Untertöne. Viele seiner Gedichte beginnen wuchtig und klingen leicht und heiter aus. Beispiel: 1,9.
Obwohl Horaz kurze Gedichte bevorzugt, sind auch zahlreiche längere Gedichte erhalten. Wichtig sind hier vor allem die "Carmen saeculare" und die 6 "Römeroden". Letztere mahnen das römische Volk an die alten mores maiorum: der Genügsamkeit, Tapferkeit, Treue, Standhaftigkeit, Gerechtigkeit und Ehrfurcht
Da die Oden nicht den erhofften Erfolg brachten, ließ Horaz ab 20 v. Chr. von der Lyrik ab und widmete sich dem ersten Buch der Epistulae. Zusammengesetzt aus 20 Briefgedichten im Hexameter legt Horaz in diesem Buch seine Lebensphilosophie dar. Diese Lebensphilosophie geht nicht von abstrakten Begriffen aus, sondern vom einzelnen Menschen mit seinen Fehlern, Schwächen und Eigenheiten. Sie fordert nicht auf, über den eigenen Schatten zu springen, wohl aber, sich in der eigenen Art um ein rechtes Maß zu bemühmen, damit das Zusammenleben der Menschen erträglich bliebe. Vorbild für die "Epistulae" waren ihm wahrscheinlich die Briefe des attischen Philosophen Epikur.
Im zweiten Buch der "Epistulae" ab 13 v. Chr. betätigt sich Horaz als Literaturkritiker. Drei große Briefgedichte widmet er am Ende seiner Schaffenszeit diesem Thema. Zwei davon bilden das zweite Buch der "Epistulae". Im ersten Brief an Augustus kritisiert der Dichter die gedankenlose Überbewertung der altrömischen Dichtung, vor allem des Dramas und weist auf den Wert der neuen Klassik, mit den Werken von Vergil und Varius, hin. Im zweiten Brief (an Florus) entsagt er scheinbar der Dichtung zugunsten der Philosophie, nur um in Wahrheit auf die erdrückenden Anforderungen an einen Dichter hinzuweisen. Im dritten und längsten Literaturbrief (an die Pisonen), der als gesondertes Buch unter dem Titel De arte poetica überliefert ist, will Horaz als Dichter Rechenschaft ablegen und den Geschmack verständiger Leser bilden. Er will Dilettanten, Nachahmern und Modepoeten das Handwerk erschweren, aber echte Begabung auf ihrem harten Weg ermuntern.
Horaz wurde bald Schulautor, erhielt aber nicht die Breitenwirkung wie Vergil oder Ovid. Dennoch war Horaz besonders für den Gelehrtenkreis um Karl den Großen und später für die Humanisten von Bedeutung. Von größter Bedeutung war Horaz aber für die französischen Klassiker des 16 und 17. Jahrhunderts. Insbesondere versuchten Dichter und Kritiker wie Boileau oder Opitz aus dem Brief De arte poetica eine programmatische Poetik zu (re)konstruieren, wie sie in dieser Systematik von Horaz kaum beabsichtigt war.
Leben
Werk
Satiren
Epoden
Oden
Episteln
Wirkungsgeschichte
Literatur
Ausgaben
Sekundärliteratur
Weblinks