Homologie (Philosophie)
Die Homologie (griech. homologia : die Übereinstimmung, die Eintracht) bezeichnet eine strukturelle Identität von Systemen oder Systemfragmenten, die auf historische Ursachen bezogen werden kann.
Table of contents |
2 Zur Anwendung in den Gesellschaftwissensschaften 3 Zum Begriff der homologen Ähnlichkeit |
Der Begriff der Homologie ist in der Biologie, der projektiven Geometrie, in der algebraischen Topologie(Homologietheorie, Kohomologietheorie), in der vergleichenden historischen Linguistik und bei Elementen und Verbindungen in der anorganischen und organischen Chemie von Bedeutung (siehe auch Gestalt).
Er ist in besonderer Weise geeignet, die weltanschauliche und erkenntnistheoretisch-methodologische Einheit von Natur- und
Gesellschaftswissenschaften zu belegen. Die Homologisierung erscheint philosophisch als strukturanalytische Erkenntnis der Identität des allgemeinen Wesens materieller Objekte, Beziehungen und Prozesse.
Dabei werden ihre abgestufte Ähnlichkeit über Muster und Modelle erfaßt, die, entwicklungsbezogen oder nicht, in jedem Falle experimentell prüfbar sind.
Das Ziel des Homologierens ist es, Typologien ( Typus) Klassifikationssysteme zu gewinnen, die den Charakter wissenschaftlicher Theorien haben, erklärende Funktionen besitzen und Voraussagen auf unbekannte Sachverhalte gestatten, wie z.B. das Periodensystem der chemischen Elemente, die phylogenetischen Systeme der Zoologie, der Botanik und Paläontologie und die Sprachgruppierungen der historischen Linguistik.
Ein solcher Homologiebegriff läßt sich in den dialektischen Determiniusmus und in die
moderne materialistische Entwicklungstheorie einfügen. In der Biologie wird der Homologiebegriff u.a. in der neontologischen und paläontologischen vergleichenden Morphologie und Anatomie, in der Biochemie, der Genetik, der Züchtung und der tierischen Verhaltensforschung angewendet.
Homolog ähnlich sind z.B. der Bau der Vordergliedmaßen der verschiedenen Wirbeltiere, die Molekularstruktur des Hormons Insulin bei den verschiedenen Säugern, die
Aminosäuresequenzen der Polypeptide des Cytochrom C (eines Reaktionsvermittlers bei der Zellatmung) vom Menschen über die Säuger bis zu den Bakterien u.a.
Die Biologie schließt in der Regel aus solchen Homologien auf phylogenetische Verwandtschaft und gemeinsame Abstammung der betreffenden Organismusgruppen. Die homologen Ähnlichkeiten werden deshalb als Abstammungsähnlichkeiten gewöhnlich den Analogien, die durch Anpassung an gleiche Umweltbedingungen entstehen(die Anpassungsähnlichkeiten), gegenübergestellt.
Von Aristoteles bis Etienne Geoffroy de Saint-Hilaire wurden die heutigen Homologien und Analogien der Biologie undifferenziert als "Analogien" bezeichnet.
Der eigentliche Begründer des Begriffs der Homologie ist Richard Owen, der Homologie unter Rückgriff auf Ansätze bei Geoffrey de Saint-Hilaire und J.W. Johann Wolfgang von Goethe erstmals(um 1848) im heutigen Sinne definierte. Mit Charles Darwin erhielten diese homologen Ähnlichkeiten dann eine deszendenztheoretische Erklärung(Deszendenztheorie).
Der Homologiefeststellung dienen methodische Homologiekriterien. A. Remane formulierte (1952) drei Hauptkriterien:
W. Hennig formulierte (1950) folgende Homologiekriterien:
Von Hennig stammt auch die Unterscheidung plesiomopher von
apomorphen Homologien. Während plesiomorphe(ursprüngliche) Homologien sehr weiten Verwandtschaftsgruppen gemeinsam und dadurch für einen
Nachweis der strukturellen und funktionellen Einheit alles Lebendigen von großer Bedeutung sind, kommen apomorphe(abgeleitete) Homologien engeren Verwandtschaftsgruppen zu und haben daher unter Umständen erheblichen taxonomischen Wert( Ähnlichkeit ,Homonomie).
Zu den Verwendungen in den verschiedenen Disziplinen
Zur Anwendung in den Gesellschaftwissensschaften
Zum methodischen Zweck des Homologierens
Zum Begriff der homologen Ähnlichkeit
Richard Owen als Begründer des Begriffs "Homologie"
Zur Definition der Homologiekriterien
Diese Hauptkriterien und drei weitere Hilfskriterien, die allgemeine Anerkennung fanden, sind rein morphologischer Natur und bedürfen bei Anwendung in außermorphologischen Disziplinen z.T. der Modifizierung und Ergänzung durch andere Kriterien.
Diese Kriterien bringen einige historische Gesichtspunkte stärken zum Ausdruck. Daneben befinden sich weitere so genannte ontogenetische und phylogenetische Homologiekriterien in der Diskussion.Die Unterscheidung von Hennig : plesiomorphe und apomorphe Homologie