Hoffmanns Erzählungen
Hoffmanns Erzählungen ist eine Phantastische Oper in 5 Akten.Libretto: Jules Barbier
Uraufführung: 10. Februar 1881 in Paris
Ort und Zeit der Handlung: Berlin, München und Venedig um 1800
Table of contents |
2 Personen 3 Handlung 4 Aufführungen |
An seiner einzigen Oper Hoffmanns Erzählungen ("Les contes d' Hoffmann") arbeitete Jacques Offenbach bis kurz vor seinem Tode. Als Offenbach 1880 starb, waren lediglich die ersten drei der vier Akte (teilweise nur als Klavierauszug) vollendet. Ein Freund der Familie Offenbach, Ernest Guiraud wurde damit beauftragt, die fehlende Instrumentierung zu ergänzen und die Oper zu Ende zu schreiben.
Protagonist der Oper ist der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann, Ort der Handlung im ersten Akt die Stammkneipe Hoffmanns "Lutter & Wegner" am Gendarmenmarkt in Berlin. Während Hoffmann dort mit Studenten zecht, um seine bislang unerhörte Liebe zu der Sängerin Stella im Alkohol zu ertränken, tritt Stella derweil in der Mozart-Oper "Don Giovanni" als Anna auf - was eine Hintergrundgeschichte bleibt (man hört aus dieser Oper selbst keine Musik), gleichwohl dem Zuhörer aber insoweit präsent ist, als dass immer wieder Applaus im Hintergrund zu vernehmen ist, der sich auf die Aufführung des "Don Giovanni" bezieht. Hoffmann hat einen Nebenbuhler, den Stadtrat Lindorf. Er ist der personifizierte Teufel und hat sich auch schon erfolgreich an Stella herangeschlichen, um sie nach der Aufführung des "Don Giovanni" endgültig in seinen Bann zu schlagen.
Nach dem Trinklied "drig, drig, drig, maître Lutter" fordern die Studenten Hoffmann auf, das Lied von "Kleinzack", (eigentlich: "Klein Zaches" aus dem gleichnamigen Märchen von E.T.A. Hoffmann) zu singen. Hoffmann beginnt und verliert sich in der dritten Strophe in eine Traumwelt. Denn als es um die Gesichtszüge des Kleinzack geht - "quand aux traix de sa figure" - sieht er plötzlich die seiner Stella und gerät in leidenschaftliches Schwärmen. Die Studenten, erschrocken über die Wendung des Liedes, holen ihn in die Gegenwart zurück, so dass er die Ballade von "Kleinzack" vollenden kann. Durch diesen Vorfall kommt das Gespräch auf die zahlreichen unglücklichen Liebschaften, die Hoffmann schon durchlebt hat. Da die Aufführung des "Don Giovanni" noch lang währt, beginnt Hoffmann, zu erzählen. Die Szene wechselt in den zweiten Akt:
Die im zweiten Akt vorgestellte Geschichte um seine große Liebe Olympia beruht auf E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann" aus den "Nachtstücken". Olympia ist Besitzstück des sich als Physiker ausgebenden Spalanzani, sie ist eine lebensgroße, bezaubernd anzuschauende weibliche Puppe. Ebenfalls vor Ort ist der mysteriöse Coppelius, der Spalanzani aus seinem eigentümlichen Sortiment an Optikartikeln lebende Augen verkauft hat (Arie "J'ai des vrais yeux, des beaux yeux"). Mit diesen Augen ist die Puppe ausgestattet worden. Coppelius bekommt deswegen von Spalanzani noch Geld und wird mit einem Wechsel abgespeist, doch bevor er geht, dreht er Hoffmann schnell noch eine Brille an, durch die die Welt in euphorischem Licht erscheint. Hoffmann betrachtet Olympia durch diese Brille, erkennt nicht, dass sie eine Puppe ist und ist bis über beide Ohren verliebt. Eine Party mit skurril anmutenden Gästen bricht an, auf der Olympia zum ersten Mal vorgestellt wird. Das von ihr intonierte Lied "les oiseaux dans la charmille" ("die Vögel im Laubengang") hat nicht nur einen dümmlichen Text und klingt im Ausdruck wie mechanisch vorgetragen, sondern wird zudem zweimal unterbrochen, weil die Puppe neu aufgezogen werden muss. Hoffmann merkt gleichwohl nichts. Unter großem Lob der Gäste wird Olympia wieder hinausgeführt. Mittlerweile ist Coppelius wutentbrannt zurückgekehrt, denn der von Spalanzani ausgestellte Wechsel ist geplatzt. Aus Rache zerstört Coppelius Olympia und im Trubel der Aufregung hierüber flieht der ernüchterte Hoffmann vom Ort weg. Die Szene wechselt in den dritten Akt:
Die Geschichte um die Liebe zu Antonia beruht auf E.T.A. Hoffmanns Novelle "Rat Crespel" aus dem ersten Band der "Serapionsbrüder". Antonia ist die Tochter des Rat Crespel, dessen Frau verstorben ist, weil sie das Singen nicht aufgeben wollte. Crespel sieht mit Sorge, dass die musikliebende, sängerisch begabte Antonia das gleiche Schicksal ereilen könnte. Hoffmann hat Antonias Herz gewonnen, sie ist bereit, um der Liebe willen auf eine Karriere als Sängerin zu verzichten. Indessen gefällt dies nicht dem gespenstischen Doktor Mirakel, der schon Antonias Mutter zu Tode kuriert hatte. Er bewirkt, dass Antonia in die Illusion verfällt, ihre Mutter würde aus dem Jenseits zu ihr sprechen und sie zum Singen auffordern, (Arie "ma mére, ma mére,son âme m'apelle" - "Meine Mutter, ihre Seele ruft mich"). Schließlich kann Antonia nicht anders und folgt der Aufforderung, was ihren Tod bedeutet. Ein von Verzweiflung getriebener Hoffmann flieht aus dieser Szene, es folgt der vierte Akt:
Die Schilderung der Begegnung mit der Kurtisane Guilietta stammt aus E.T.A. Hoffmanns "Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbild" aus "Die Abenteuer der Sylvesternacht". Handlungsort ist Venedig, dementsprechend beginnt die Szene mit der berühmten Barcarole "Belle nuit oh nuit d'amour" ("Schöne Nacht, oh Liebesnacht"). Eine Feier ist zugange, an der außer der Kurtisane Guilietta und Hoffmann ein weiterer Nebenbuhler namens Schlemihl sowie der dämonische Dapertutto zugegen sind. Dapertutto hat sich des Willens Giuliettas längst bemächtigt, indem er sie mit Diamanten lockt. Diese Masche führt er mit dem Lied "Scientille diamante" ("Funkle Diamant") ein weiteres Mal vor. Die gierige Giulietta, die sich in seinem Auftrag von Schlemihl dessen Spiegelbild hat vermachen lassen, verspricht Dapertutto, ihm auch das von Hoffmann zu besorgen. Der Coup gelingt. Aus seiner inbrünstigen Liebe zu Guilietta schenkt Hoffmann ihr sein Spiegelbild. Als er jedoch im Gegenzug ihre Liebe einfordern will, stößt er auf den Widerstand von Schlemihl. Dieser fordert von Hoffmann ein Degenduell. Da Hoffmann keinen Degen besitzt, ist Dapertutto so freundlich, ihm seinen zu leihen. Ein Duell mit des Teufels Degen kann man nicht verlieren, Hoffmann verletzt Schlemihl tödlich. Nun hat er Blut an den Händen und muss fliehen.
Handlungsort des Epilogs ist wieder die Kneipe von Lutter & Wegner. Die Studenten sind angesichts der unheimlichen Geschichten stumm geworden, Hoffmann ist sinnlos betrunken, und der Stadtrat Lindorf frohlockt, dass seiner Eroberung Stellas nun nichts mehr im Weg steht. Im Hintergrund hört man den Schlussapplaus zu "Don Giovanni" und Stella erscheint, als sie aber Hoffmanns Zustand sieht, wendet sie sich von ihm ab.
Eine besondere Dramatik erfuhr das Werk bei der Aufführung am 8. Dezember 1881 im Wiener Ringtheater: Die Vorstellung war ausverkauft, als durch einen technischen Fehler bei der Entzündung von Beleuchtungskästen das Theater in Brand geriet. Unzulänglichkeiten bei den Sicherheitsvorkehrungen sowie menschliches Versagen beim Retten von Leben führten dazu, dass ca. 350 bis 450 Menschen in den Flammen starben. Totenscheine wurden nur für die Opfer ausgestellt, die eindeutig identifiziert waren (ca. 250 an der Zahl). Dieser Vorfall führte dazu, dass die Oper "Hoffmanns Erzählungen" in allen Theatern aus dem Spielplan verschwand. Gerüchte machten den Umlauf, dass bei einem Werk, in dem in jeder Szene der Teufel erscheint und sein dämonisches Handwerk erfolgreich betreibt, es kein Wunder sei, wenn es zu so einem Unglück kommt.
Heutzutage wird die Oper, dieses Mal in ganzer Länge - nur die Reihenfolge des dritten und vierten Akts variiert manchmal, wieder erfolgreich aufgeführt.Entstehung
Personen
Handlung
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Vierter Akt
Epilog
Aufführungen
Schon bei der Planung der Uraufführung der Oper "Hoffmanns Erzählungen" im Februar 1881 in Paris gab es die Befürchtung, das Stück sei zu lang. Deshalb wurde der Guilietta-Akt einfach gestrichen. Da man aber auf die beliebte Barcarole nicht verzichten wollte, wurde diese in den Antonia-Akt montiert - mit eigenartigem Effekt, denn die Geschichte "Rat Crespel" spielt in Deutschland und ein Stück, das in seinem 12/8-Takt eindeutig eine Gondelmelodie intoniert, passt dort nicht hin. Gleichwohl blieb es in zahlreichen Vorstellungen der Oper bei dieser verkürzten Version.