Hipparcos
Hipparcos (High Precision Parallax Collecting Satellite) ist ein Satellit für Zwecke der Astrometrie. Er wurde 1989 von der europäischen Raumfahrtbehörde ESA gestartet, um ein Netz von etwa 120.000 Sternen mit bisher unbekannter Präzision zu vermessen, und war bis Juni 1993 aktiv. Er wurde nach dem griechischen Astronomen Hipparch von Nicäa benannt, der die Veränderlichkeit der Sternörter entdeckte.Insgesamt bestimmte der Satellit über 1 Million Sternörter, 118.000 davon mit Koordinaten und Bewegungen in einer Winkelgenauigkeit, die einem Golfball auf dem NewYorker Empire State Building entspricht - und zwar von Europa aus gesehen. Die Hipparcos-Daten (300 Gigabyte) gaben schon im Jahr der Publikation Stoff für hunderte Aufsätze von mehr als 1.000 Astronomen - und bieten noch Arbeit bis mindestens 2010.
Hipparcos' Methode ist, die Sterne elektro-optisch in Profilen zu scannen, die mit Ausgleichungs-Software zu Flächenstücken vernetzt werden. Das primäre Ergebnis jeder Zeit-Epoche sind Positionen der gemessenen Sterne. Aus zeitlich weit auseinander liegenden Epochen können Eigenbewegungen abgeleitet werden, aus Positionen im Abstand von halben Jahren die Parallaxen und damit die Entfernungen der Sterne. Zum Auffinden der Kandidatensterne benötigte Hipparcos bereits so genaue Positionen, dass umfangreiche Vorarbeiten mit irdischen Teleskopen nötig waren.
Leider wurde die geplante Umlaufbahn wegen eines Defekts nicht erreicht. Dieser Mangel wurde aber durch längere Missionsdauer und veränderte Meßkonzepte wettgemacht, so dass im Sommer 1993 die Beobachtungen erfolgreich abgeschlossen waren.
Hipparcos war für die Astrometrie einen bedeutender Meilenstein: Die Örter, Parallaxen und Eigenbewegungen von 118.000 Sternen wurden mit einer zuvor unerreichten Präzision von etwa 0.003" bzw. 0.002"/Jahr gemessen; sie sind im Hipparcos-Katalog verzeichnet. Darüber hinaus vermaß ein zweites Instrument an Bord über eine Million Sterne mit immer noch beachtlichen ±0.02", die sich nun im Tycho-Katalog finden. Diese beiden Kataloge sind die beste Realisation des neuen Referenzkoordinatensystems am Himmel ICRF. Sie erlauben nun auch Hobbyastronomen mit Teleskop und Digitalkamera, genau und halbautomatisch jedes Himmelsobjekt einzumessen.
Derart präzise Sternkoordinaten, Entfernungs- und Geschwindigkeitsdaten befruchten viele Aspekte der Astronomie. Einige davon sind:
- Besseres räumliches Bild der Sternverteilung und der Bewegungsverhältnisse
- Dynamik der Milchstraße in unserer Umgebung
- Präzisere Bestimmung der Sternverteilung bezüglich der Kombination von Leuchtkraft und Spektraltyp im Hertzsprung-Russell-Diagramm
- Genauere Basis zur Vermessung der Erde und des Sonnensystems
- Präzisere Vorhersage¹ von Sternbedeckungen durch Planeten und Kleinplaneten (Asteroiden).
- Basis für hochpräzise Astrometrie bis zu entferntesten Galaxien
- Verbindung des optischen Koordinaten-Rahmens zu jenem der Radio-Interferometrie mit Quasaren; siehe VLBI, Geodäsie.
Hipparcos konnte während seiner dreijährigen Lebensdauer öfters Asteroiden beobachten. Sie wurden mit präzisen Meridiankreis-Messungen (La Palma und Bordeaux) zu Bahnbestimmungen kombiniert, die Genauigkeiten von 0.04" oder 75m erreichen.
Als Nachfolge-Projekt für Hipparcos kommt GAIA oder DIVA in Frage - mit mindestens 10facher Genauigkeit und vielen Millionen Sternen.
siehe auch: Liste der unbemannten Raumfahrtmissionen
Weblinks