Hieroglyphen
Als Hieroglyphen (altgr. hieros, "heilig"; glyphe, "(in Stein) Geritztes"; davon altgr. hieroglyphika grammata, "die heiligen Schriftzeichen") bezeichnet man eine der altägyptischen Schriftsysteme.
Die Hieroglyphenschrift begann in frühgeschichtlicher Zeit als Bilderschrift. Als die frühen Ägypter mit einer Idee konfrontiert wurden, die sich nur schwer in Bildern ausdrücken ließ, entwickelten sie eine Methode, um das gewünschte Wort buchstabieren zu können. Dieses System erwies sich als bemerkenswert wirksam, auch ohne den Versuch, Vokale zu symbolisieren. Durch die Verbindung von Lautbildern konnte man so eine grobe Form jedes Wortes herstellen. Die ägyptische Schrift ist also weder eine ikonische noch eine Sinnschrift, sondern eine Lautschrift
Von 323 bis 30 v.Chr. herrschten die Ptolomäer (makedonische Griechen) über das Land und die offizielle Volkssprache war griechisch. Trotzdem pflegte man es, philosophische und heilige Texte in Tempeln oder Lebenshäusern in ägyptischen Symbolen, genannt Hieroglyphen, aufzuzeichnen. Dabei legte man mehr Wert auf die Schönheit der Hieroglyphen als auf das Richtigschreiben. Die Griechen suchten damit Anerkennung bei dem ägyptischen Volk und vor allem bei den ägyptischen Göttern. Die ersten Hieroglyphen wurden im Niltal erfunden. Die Ägypter bezeichneten diese auch als „Gottesworte“. Als später die Römer Ägypten einnahmen, kamen zahlreiche römische und griechische Einwanderer ins Land. Da die meisten Ägypter Analphabeten waren, erlitt die ägyptische Sprache, das Koptische, nochmals einen Niedergang (die Einwanderer nannten die Ägypter „die Kopten“). Erst im 3. Jhd. n. Chr. gelang die Entwicklung und Entfaltung des Ägyptischen in Schwung. So wurden Hieroglyphen dazu gebraucht, alltägliche Dinge festzuhalten, ging es nun um Regularien der Religion oder nur um profane Dinge wie das Eintreiben von Steuern und die Einlagerung der Abgaben. War es in der Vergangenheit schwierig gewesen, über all diese Dinge zu wachen, so erleichterte die Entwicklung dieser symbolischen Schrift dieses ungemein.
Die Hieroglyphen waren völlig ausreichend, solange die Ägypter hauptsächlich auf Steinen schrieben. Später, als die Ägypter begannen, auch anderes Schreibmaterial zu benutzen, entwickelten sich zwei neue Schriftformen, die kursive Charaktere hatten.
Die hieratische Schrift oder die Priesterschrift ist fast ebenso alt wie die Hieroglyphen-Schrift. Sie war eine vereinfachte Abart derselben, die zum schnelleren Schreiben mit dem Pinsel auf Holz oder einer Rohrfeder auf Papyrus geeignet war. Außer für religiöse Zwecke wurde sie auch für weltliche Angelegenheiten genutzt. Die „zweite“ Schriftart, die „demotische“ oder volkstümliche Schrift, war eine Weiterentwicklung der hieratischen. Sie wurde verhältnismäßig spät, etwa im 7. Jahrhundert v. Chr entwickelt und hauptsächlich für Briefe, Berichte und Urkunden religiöser Art benutzt. Wie die hieratische Schrift wurde sie hauptsächlich auf Papyrus geschrieben.
Die Literatur dieser Zeit beschäftigte sich vor allem mit folgenden Bereichen:
Um schnelles Schreiben zu gewährleisten, erfinden die Schreiber neben der aufwändigen Hieroglyphenschrift eine Kursivschrift, die auch Hieratisch, priesterlich, genannt wird. Herodot überliefert, dass sie vorwiegend von Priestern verwendet wird. Sie besteht aus den gleichen Elementen wie die Hieroglyphen. Dadurch, dass sie schnell geschrieben wird, fließen die Zeichen aber öfter ineinander und abstrahieren im Laufe der Zeit immer stärker von den ursprünglichen Bildern. Hieratisch wird anders als die Hieroglyphen, von links nach rechts gelesen. Um 650 v. Chr wird eine noch flüssigere und übersichtlichere Kursivschrift, das Demotisch, auch Volksschrift genannt, entwickelt. Ihre Zeichen hängen zusammen und sie wird zur Gebrauchsschrift in Ägypten. Der Stein von Rosetta ist das Schlüsseldokument, anhand dessen Champollion die Hieroglyphen entziffern kann, denn sein Text ist in drei Schriften abgefasst: in Hieroglyphen, in Demotisch und Griechisch.
Die Ägypter verwandten als Schriftmedien Stein, Ton, aber auch Rollen aus Papyrus, Leder und Leinen, die sie kunstvoll mit kolorierten Bildern versehen. Die Werkzeuge des Schreibers sind
Das neu erstarkte Ägypten hingegen unternahm nun immer mehr Feldzüge in die benachbarten Gebiete und brachte sie unter seine Kontrolle. Im Zuge dessen brachten nun auch die Ägypter selbst ihre Kultur und somit auch ihre Schrift in fremde Gebiete und verbreiteten sie so in weiten Teilen des Mittelmeerraumes. Zu einem der eroberten Gebiete gehörte auch die im 3. Jahrtausend v. Chr. entstandene westsemitische Stadt Byblos [gr. „Schreibmaterial“] im heutigen Libanon, die im phönizischen Herrschaftsgebiet lag und sich schnell zur Handelsmetropole zwischen den einheimischen Stämmen und dem reichen Ägypten entwickelte. Die ägyptischen Beamten nutzten auch hier ihre heimatliche Schrift weiter.
Doch die fremden Einflüsse ließen sich in einer heimatfremden Stadt, die zudem noch ein Zentrum des Handels darstellte, nicht gänzlich ausschalten. Durch diese Tatsache und der Suche nach einer Vereinfachung der hieratischen Schrift der Ägypter wurden die Symbole meist nur noch verstümmelt eingesetzt. Schließlich machte sie einer neuen Form der Schrift Platz, einer Silbenschrift.
Mit dem Wegfall der Hieroglyphen aus dem allgemeinen Gebrauch verfiel auch das Wissen um seine Entzifferung.
Die Entzifferung der Hieroglyphen gelang 1822 Jean-François Champollion, nachdem sie 1500 Jahre unentdeckt blieb, mit Hilfe des Steins von Rosetta. Bis heute sind rund 6.000 Symbole bekannt.
Die ägyptischen Hieroglypheninschriften bestehen aus zwei grundlegenden Zeichenarten: aus Ideogrammen und Phonogrammen sowie zusätzlichen Determinativen. Ideogramme (Begriffszeichen) stellen ein spezifisches Objekt oder etwas nahe Verwandtes dar. So könnte das Zeichen „Sonne“ z. B. Sonne oder Tag bedeuten. Phonogramme (Lautzeichen) werden ausschließlich wegen ihres Lautwertes benutzt und haben keinen Bezug zu dem Wort, das sie darstellen.
Das Bild eines Objektes kann nicht nur für das Wort selbst stehen, sondern auch für ein Wort gleicher Lautung aber unterschiedlicher Bedeutung (so hat der Grundriss eines Hauses z. B. die Bedeutung „Haus“, in Verbindung laufender Beine bedeutet es jedoch „ausgehen“. Dieses Prinzip machte es möglich, Eigennamen, abstrakte Vorstellungen und grammatische Elemente zu schreiben. Am Ende eines Wortes stand meist eine Determinativa, die anzeigte, welcher Kategorie dieses Wort angehörte (z. B. zeigte die „Papyrusrolle“ eine abstrakte Bedeutung für das Wort an).
Übersicht
Geschichte und Entwicklung
Doch die Fähigkeit zum Schreiben besaß nicht jeder im Lande. So gab es hohe Stellen an Königshäusern als Schreiber. Die Grundfarben des Schreibers waren Schwarz und Rot.
Hieroglyphen werden von den Ägyptern selbst als ein Geschenk der Götter und insofern als heilig betrachtet. Vermutlich daher rührt auch ihr Name, griechisch hieros, heilig, und glyphein, einmeißeln. Im selben Sinn werden Götter überall auf Grab- und Tempelwänden mit den heiligen Zeichen verehrt und verewigt. Die eigene Geschichte wird aufgezeichnet, Königslisten, Hochzeiten und Schlachten werden niedergeschrieben, Verkaufs- und Eheverträge erstellt, und eine Fülle an literarischen Werken angefertigt. Das bekannteste Literaturdenkmal ist das Totenbuch der 19. Dynastie, aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. Gleichfalls entstehen geographische und naturwissenschaftliche Dokumente, Schriften über Pharmazie, Medizin, Weissagekunst, Magie, Küche, Astronomie und Zeitmessung. Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr wird statt des Mondkalenders der Sonnenkalender mit 365 1/4 Tagen pro Jahr eingeführt. Die Schreiber bilden zunehmend eine privilegierte Kaste. Sie kontrollieren die Steuereinnahmen und die Ausbildung, die durch die Vielfalt der Zeichen sehr schwierig ist. Nur die begabtesten Schüler studieren bis in das Erwachsenenalter hinein. Diktate und Abschreibübungen sind an der Tagesordnung. Faule Schüler werden durch Züchtigungen und sogar Gefängnisstrafen diszipliniert.Hieratisch und Demotisch
Schriftmedien
Der längste erhaltene Papyrus misst 40 Meter. Leder wird vorwiegend für Texte von großer Bedeutung verwendet.Verbreitung der Hieroglyphen und der hieratischen Schrift
Doch mit dem Reichtum der Ägypter kamen auch die Kriege. So wurde Unterägypten um 1650 v. Chr vom asiatisch-semitischen Stamm der Hyksos (Fürsten der Fremdländer) überfallen und besetzt. Die Hyksos führten Pferd und Wagen in Ägypten ein. Die neuen Herrscher übernahmen die Hieroglyphen-Schrift und entwickelten sie weiter, indem sie neue, eigenständige Elemente mit in die Schrift einbrachten. Als sie knapp 100 Jahre später aus dem wieder erstarkten Ägypten vertrieben wurden, nahmen sie das Wissen um die Schrift mit sich und verbreiteten sie weiter.Hieroglyphen außerhalb Ägyptens
Aufbau hieroglyphischer Inschriften
Hieroglyphische Inschriften wurden sowohl waagerecht als auch senkrecht geschrieben, üblicherweise von rechts nach links. Die Schreibrichtung eines Textes lässt sich an Hand der Zeichen erkennen, die meistens dem Anfang zugewandt sind. Die Texte setzen sich aus Substantiven, Verben und anderen Wortarten zusammen, die nach strengen Wortstellungsregeln angeordnet sind. Leerzeichen gab es nicht. Wörter die sich auf den König oder die Götter bezogen, wurden meist aus Hochachtung hervorgehoben.Ideogramme und Phonogramme
Das Rebusprinzip
Siehe auch
Weblinks