Hexe
Eine Hexe (von althochdeutsch hagzissa/hagazussa - Zaun- oder Hag-Reiterin), auch sinngemäß "Feld und Flur Schädigende", ist eine weibliche Person, der übersinnliche Kräfte nachgesagt werden. Der Begriff "Hexereye" taucht erstmals 1419 - also erst im Spätmittelalter - in dem Prozess gegen einen Mann im schweizerischen Luzern auf. Allerdings ist schon 1402/03 in einem Rechnungsbuch von Schaffhausen von einem "hegsen brand", also einer Hexenverbrennung die Rede.Das Stereotyp der Hexe, nämlich einer alten Frau, die auf einem Besen reitet, leitet sich von der Vorstellung eines Dämons ab, der sich in Hecken oder Hainen aufhält oder auf Zäunen reitet; aus der Zaunstange des althochdeutschen Ausdrucks, meist gegabelte Äste, wurde in bildlichen Darstellungen der Hexenbesen.
Für das Bild der Zaunreiterin gibt es auseinanderdriftende Erklärungen: Es könnte sich einmal um eine Art archaischer Waldpriesterinnen gehandelt haben, andererseits wird auch ein abstraktes Bild bemüht: Demnach pendeln die Beine von Wesen, die auf Zäunen sitzen, ja auf zwei verschiedenen Seiten, in diesem Fall hüben die Seite der menschlichen Welt und drüben die Seite der Geister (Hexensalbe).
Das englische Äquivalent witch leitet sich entweder von "weise" (wise) oder "weihen" ab. Die wahrscheinlichste Herkunft des Archetypus "Hexe" ist demnach eine Frau mit okkultem oder Naturheilwissenwissen, die unter Umständen einer Priesterkaste angehörte.
Es gilt dabei auch zu unterscheiden zwischen Zauberern und Hexen, die weiße Magie und solchen die schwarze Magie in Form von Schadenszauber betrieben, wobei der Bund mit dem Teufel ins Spiel kam. Ganz zu Beginn der Hexenverfolgung bzw. des Hexenwahns wurden Frauen, die weiße Magie in Form von medizinischem Wissen oder dem Weihen der Felder für eine gute Ernte praktizierten, in der Bevölkerung noch durchaus geschätzt und geachtet. Dann kam zuerst bei Intellektuellen und nach und nach auch bei der Bevölkerung die Überzeugung auf, dass alle Hexen einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten und damit automatisch Schadenszauber betreiben würden. Dieser fatalen und falschen Überzeugung fielen dann unzählige Unschuldige zum Opfer.
Am 04.April 1775 wird im Stift Kempten im Allgäu Anna Schwegelin "wegen erwiesener Teufelsbuhlschaft" als letzter Hexe in Deutschland der Prozess gemacht. Das Urteil des Fürstabt Honorius von Schreckenstein dem Kraft kaiserlichen Privilegs (Campidona sola judicat...) die geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit zustand wurde aber aus unbekanntem Grunde nicht vollstreckt.
Die männliche Version der Hexe heißt Hexer, wird aber meist Zauberer (in manchen Fällen auch Hexenmeister) genannt. Die weibliche und die männliche Gestalt von mit Wunderkräften begabten menschlichen Wesen sind allerdings historisch gesehen nicht gleichen Ursprungs, ruft deswegen auch jeweils andere Assoziationen hervor.
Märchen von Hexen finden sich zahlreich in der Sammlung der 'Kinder- und Hausmärchen' der Brüder Grimm. Das bekannteste ist wohl das Märchen von Hänsel und Gretel, in dem die Hexe mit allen Merkmalen dargestellt wird, die ihr der Volksglaube angedichtet hat.