Hexameter
Der Hexameter (ausgesprochen als Hexámeter, also mit Akzent auf dem a) ist das klassische Versmaß der epischen Dichtung. Die frühesten Zeugnisse hexametrischer Dichtung sind die Ilias und die Odyssee sowie Hesiods Theogonie und Werke und Tage; ein nicht-griechischer Ursprung des Versmaßes wird diskutiert, ist aber nicht beweisbar. Seit Ennius ist der Hexameter als Epenvers auch in der römischen Literatur etabliert; er ist nicht nur das Versmaß von Vergils Aeneis, sondern auch des Lehrgedichts De rerum natura von Lukrez und von Vergils Bucolica und Georgica, aber auch von Miltons Paradise Lost.Ein griechisch-römischer Hexameter besteht aus sechs Daktylen, von denen der letzte Versfuß unvollständig ("anceps") ist. Jeder dieser Daktylen kann durch einen Spondeus ersetzt werden. Im fünften Versfuß ist dieser Austausch allerdings selten, ein Hexameter mit einem Spondeus im fünften Fuß wird deshalb speziell bezeichnet als "Versus spondiacus" (lat.) oder "Spondeiazon" (griech.). Durch den Wechsel von Daktylen und Spondeen ist der Hexameter ein sehr variables Versmaß, so dass er auch bei stichischer (d.h. nicht mit anderen Versmaßen kombinierter) Verwendung nicht eintönig wirkt. Rein spondeische Hexameter ("Holospondeen") kommen so gut wie überhaupt nicht vor, aber auch rein daktylische Hexameter ("Holodaktylen") sind eher selten. Der Hexameter ist durch verschiedene Zäsuren und Dihäresen gegliedert, feste Einschnitte im Vers, die bisweilen auch einen Sinneinschnitt markieren. Die früheste Zäsur liegt nach der dritten Länge ("Trithemimeres"), weitere Zäsuren können nach der fünften ("Penthemimeres") und nach der siebten Länge ("Hepthemimeres") vorliegen. Neben diesen "männlichen" Zäsuren (d.h. Einschnitte nach der Länge) kennt der Hexameter noch die "weibliche" Zäsur, die bei einem Wortende nach dem dritten (imäginären) Trochäus vorliegt. Zwischen dem vierten und fünften Metrum liegt ein weiterer Einschnitt, die bukolische Dihärese.
Der griechisch-römische Hexameter ist quantitierend, d.h. die Abfolge von langen und kurzen, nicht von betonten und unbetonten Silben konstituiert den Vers. Iktieredes, d.h. betonendes Lesen kam erst in der Spätantike auf. Sowohl die deutschen als auch die englischen Hexameter (z.B. in der Ilias-Übersetzung von Johann Heinrich Voß oder Miltons "Paradise Lost") unterscheiden nicht mehr deutlich zwischen langen und kurzen Silben.
In der deutschen Lyrik war es vor allem in der Barockliteratur stark verbreitet. Sonette von Martin Opitz, Andreas Gryphius.
Ein Beispiel von Friedrich Schiller:
''Schwindelnd trägt er dich fort auf rastlos strömenden Wogen,
Hinter dir siehst du, du siehst vor dir nur Himmel und Meer.
Weblinks
Siehe auch: Stichwortsammlung zu Poesie, Pentameter, Alexandriner, Distichon