Herodes der Große
Herodes I. auch Herodes der Große (* um 73 v. Chr, † im März 4 v. Chr in Jerusalem).
Herodes entstammt einer vornehmen, wohlhabenden und einflussreichen idumäischen Familie. (Die Idumäer = Edomiter der Bibel siedelten im südlichen Judäa.) Er war kein Jude im klassischen Sinne, wahrscheinlich wurde seine Familie um 130 v. Chr unter dem Makkabäer Johannes Hyrkanus zwangsweise zum Judentum bekehrt. Obwohl er sich Zeit seines Lebens an die jüdischen Regeln und Riten hielt, und alles unterließ, was den Zorn des jüdischen Volkes oder der jüdischen Obrigkeit hätte hervorrufen können, wurde ihm immer vorgeworfen, dass er kein Jude sei, denn im AT steht: »Du sollst nicht einen, der nicht einer deiner Brüder ist, über dich setzen!« also niemanden als Herrscher anerkennen, der nicht Jude ist.
Herodes ist der 2. Sohn von Antipatros und seiner Frau Kypros, einer nabatäischen Araberin. 47 v. Chr wird Herodes von seinem Vater als Statthalter von Galiläa eingesetzt.
Nachdem Antipatros 43 v. Chr vergiftet worden war, lässt Herodes den Mörder seines Vaters umbringen. 42 v. Chr verlobt er sich mit der Hasmonäerin Mariamme, und lässt sich von seiner ersten Frau Doris scheiden.
40 v. Chr Antigonos und die Parther fallen in Palästina ein. Herodes flieht aus Jerusalem und fährt anschließend das erste Mal nach Rom. Dort wird er zum König ernannt.
39 v. Chr-37 v. Chr Krieg gegen Antigonos. Nach der Eroberung von Jerusalem und dem Sieg über Antigonos, wird dieser von Marcus Antonius hingerichtet.
36 v. Chr Herodes macht seinen Schwager Aristobulos zum Hohepriester.
32 v. Chr Beginn des Krieges gegen die Nabatäer und Sieg über sie ein Jahr später.
31 v. Chr schweres Erdbeben in Palästina. Herodes entscheidet sich gegen seinen Gönner Antonius und für Octavian, den späteren Augustus.
30 v. Chr Herodes wird auf Rhodos von Octavian als König bestätigt. Außerdem bekommt er weitere Gebiete zu seinem Herrschaftsbereich dazu.
29 v. Chr Herodes lässt seine Frau Mariamme hinrichten.
28 v. Chr Herodes lässt Kostobar wegen einer Verschwörung hinrichten. Große Festspiele in Jerusalem, da Herodes ein Theater und ein Amphitheater errichten hat lassen.
27 v. Chr Attentatsversuch auf Herodes, der aber vorzeitig entdeckt wird. Zu Ehren von Augustus lässt Herodes Samaria ausbauen und zu Ehren des römischen Kaisers in Sebaste umbenennen.
25 v. Chr Nach einer großen Dürre gibt es eine Hungersnot und Seuchen. Herodes lässt in Ägypten Getreide kaufen und startet damit eine vorbildliche Hilfsaktion. Außerdem erlässt er ein Drittel aller Steuern.
23 v. Chr Herodes lässt sich in Jerusalem einen Königspalast bauen, weiters die Residenz »Herodeion« in Judäa. Herodes heiratet seine dritte Frau, wieder mit dem Namen Mariamme, sie ist die Tochter des Priester Simon.
22 v. Chr Beginn des Ausbaues der am Meer gelegenen Stadt Caesarea Maritima und des Hafens. Vom römischen Kaiser bekommt er die Landschaften Trachonitis, Batanäa und Auranitis zu seinem Herrschaftsgebiet dazu.
Um 20 v. Chr beginnt der prächtige Um- und Ausbau des zweiten Israelitischen Tempels, der daraufhin den Namen Herodianischer Tempel erhält
Um 18 v. Chr Herodes fährt das zweite Mal nach Rom.
14 v. Chr Herodes setzt sich für die Juden in Kleinasien und Kyrene ein. Aufgrund der wirtschaftliche Prosperität in Judäa erlässt er ein Viertel aller Steuern. Streit mit seinen Söhnen.
13 v. Chr Herodes macht seinen erstgeborenen Sohn Antipatros (Sohn von Doris) testamentarisch zu seinem Nachfolger.
12 v. Chr Da ihm die beiden Söhne (mit der ersten Mariamme) Alexandros und Aristobulos angeblich nach dem Leben trachten, klagt Herodes sie vor dem Kaiser an. Er fährt mit beiden nach Aquileia, wo der Prozess stattfinden soll, doch Augustus kann die drei aussöhnen. Herodes unterstützt die finanziell angeschlagenen Olympischen Spiele und sichert damit ihre weitere Zukunft. Die Nachfolge regelt Herodes so, dass sowohl Alexandros als auch Aristobulos in königlichen Rang erhoben werden, aber Antipatros zum Oberkönig wird.
Um 10 v. Chr Der neugebaute Tempel in Jerusalem wird eingeweiht. Aufständische verbinden sich mit einem nabatäischen Heer und bedrängen Herodes. Dieser kann die Aufständischen und die Nabatäer jedoch besiegen.
9 v. Chr Die Einweihung von Caesarea Maritima wird zu einem glanzvollen Spektakel mit Festspielen. Infolge des Kriegszuges gegen die Nabatäer fällt Herodes bei Augustus in Ungnade. Wiederum vermutet Herodes, dass Alexandros beabsichtigt, ihn zu ermorden.
8 v. Chr Nach einem neuerlichen Verdacht klagt Herodes die Söhne der Mariamme (I.) wegen Hochverrats an. Einerseits kann sich Herodes mit Augustus aussöhnen, andererseits gibt dieser ihm die Erlaubnis gerichtlich gegen seine Söhne vorzugehen.
7 v. Chr Die Gerichtsverhandlung findet in Berytos (Beirut) vor einem römischen Gericht statt. Die Mariamme-Söhne werden schuldig gesprochen und hingerichtet. Die Erbfolge wird dahingehend geändert, dass Antipatros alleiniger Thronfolger wird. An zweiter Stelle reiht er seinen gleichnamigen Sohn aus der Ehe mit der zweiten Mariamme Herodes ein.
6 v. Chr Herodes geht mit Härte gegen Pharisäer vor, die verkündet hatten, dass mit der Geburt des Messias, das Ende seiner Herrschaft bevorstünde.
5 v. Chr Antipatros wird ebenfalls wegen eines beabsichtigten Mordes an Herodes vor Gericht gestellt. Der Schuldspruch muss erst durch den römischen Kaiser gebilligt werden. Herodes bestimmt seinen Sohn Herodes Antipas aus seiner 4. Ehe mit Malthake zu seinem Thronfolger. Herodes ist bereits von schwerer Krankheit gezeichnet.
4 v. Chr Junge Thoraschüler zerschlagen nach einem Aufruf von pharisäischen Lehrern den goldenen Adler über dem Haupteingang zum Tempel in Jerusalem als angeblich römisches Symbol. Herodes lässt die Schuldigen verhaften, vor Gericht stellen und bestrafen. Kaiser Augustus billigt die Todesstrafe für Antipatros. Herodes lässt ihn hinrichten.
Er ändert nochmals sein Testament: Herodes Archelaos (aus der Ehe mit Malthake) soll als König über das gesamte Reich des Herodes herrschen, während Herodes Antipas (aus der Ehe mit Malthake) und Herodes Philippos (aus der fünften Ehe mit Kleopatra aus Jerusalem nicht zu verwechseln mit der ägyptischen Königin) als Tetrarchen über Galiläa und Peräa, bzw. über Gaulanitis (Golan), Trachonitis, Batanäa und Panias herrschen sollten.
Ende März oder spätestens Anfang April des Jahres 4 v. Chr stirbt Herodes. Da Augustus sein Testament jedoch nicht bestätigt, bekommt keiner den Königstitel. Jedoch erhalten die drei obgenannten Kinder die ihnen zugedachten Gebiete.
Herodes wurde und wird durch die nur im Neuen Testament wiedergegebene Geschichte mit dem Bethlehemitischen Kindermord in der christlichen Welt teilweise geradezu als Inkarnation des Bösen (des Teufels) betrachtet. Wenn man von diesem stark religiös beeinflussten Aspekt absieht, so war er vor allem einmal in wirtschaftlichen Belangen einer der erfolgreichsten Herrscher über das jüdische Volk. Während seiner Herrschaft kam Judäa wieder an den alten Glanz der Zeiten von König David und Salomo heran.
Um nur einige seiner Leistungen aufzuzählen: Neubau der Wasserleitung für Jerusalem, prächtiger Ausbau des Tempels in Jerusalem, Neubau des Palastes in Jerusalem, Anlage neuer Städte wie z. B. Caesarea Maritima. Durch die »Erdpech«- (Asphalt-) Gewinnung am Toten Meer, die er gemeinsam mit Kleopatra betrieb, hatte er fast ein Monopol auf diese für den Schiffsbau so wichtige Substanz. Vom römischen Kaiser hatte er die Kupferminen auf Zypern gepachtet. In Kombination mit dem britischen Zinn hatte er eine dominante Stellung in der Herstellung von Bronze.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Herodes speziell mit den letzten Ehefrauen noch weitere Kinder gezeugt hatte, außerdem ist anzunehmen, dass er noch weitere Töchter hatte, die keinen Eingang in die Geschichtsbücher gefunden haben, da Frauen zum damaligen Zeitpunkt nicht so viel zählten.
Siehe auch: Herodes, Herodianische Tetrarchie
Biographie
Leistungen
Familienverhältnisse und Nachkommen
1. Ehe mit Doris
2. Ehe mit Mariamme (I.) Tochter des Hasmonäers Alexandros
3. Ehe mit Mariamme (II.) Tochter des Priesters Simon
4. Ehe mit Malthake
5. Ehe mit Kleopatra aus Jerusalem
6. Ehe mit Pallas
7. Ehe mit Phaidra
8. Ehe mit Elpis
9. Ehe mit einer Base, deren Name nicht überliefert ist
10. Ehe mit einer Nichte, deren Name nicht überliefert ist
Erwähnung des Herodes des Großen im Neuen Testament
Herodes wird bei Matthäus (Mt 2) als der König von Judäa beschrieben, der wegen des Besuchs der Heiligen Drei Könige und deren Frage nach der Geburt des »Königs der Juden« (d. h. Jesus) um seine eigene Regentschaft bangt und schließlich die Ermordung aller Knaben in Bethlehem befiehlt. Bei Lukas findet er nur kurz in seiner Eigenschaft als König Erwähnung (Lk 1,5).