Hendrik Frensch Verwoerd
Hendrik Frensch Verwoerd (* 8. September 1901 in Oudekerk bei Amsterdam, Niederlande; † 6. September 1966 in Kapstadt, Südafrika) war Soziologe und südafrikanischer Politiker. Er gilt als der ideologische Begründer und Architekt der Apartheid-Politik. Er war seit 1950 Minister für Eingeborenenfragen und von 1958 bis zu seiner Ermordung Ministerpräsident von Südafrika.
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Mit seiner Familie wanderte er 1902 aus den Niederlanden nach Südafrika aus, wo sein Vater zunächst als Kaufmann, später in Rhodesien als Missionar der Niederländisch Reformierten Kirche arbeitete. Damit sollte Verwoerd der einzige Spitzenpolitiker des Apartheidregimes werden, der kein gebürtiger Südafrikaner war. Nach dem Studium der Philosophie und Psychologie war Hendrik zeitweilig als Dozent in Stellenbosch tätig. 1926/27 bildete er sich an deutschen Universitäten weiter.
Verwoerd hatte im nationalsozialistischen Deutschland studiert, dessen Rassenideologie ihn stark beeinflusste. Als Professor für angewandte Psychologie und Soziologie an der südafrikanischen Universität Stellenbosch lehrte er die Auffassung, dass die verschiedenen Ethnien Südafrikas sich nicht vermischen und jeweils nach ihrer Eigenart entwickeln sollten. Scheinbar progressiv, erkennt diese Position an, dass es tatsächlich eigenständige Kulturen der Zulus, Xhosas etc. gibt. Das unterschied Verwoerds Haltung vom früheren Rassismus, wie er besonders unter den Buren verbreitet war.
Andererseits lief Verwoerds Theorie in der Praxis auf das Prinzip Divide et impera! (Teile und herrsche!) hinaus. Denn sie gliederte die schwarze Bevölkerungsmehrheit in lauter einzelne Bantu-Stämme auf, von denen jeder einzelne aufgrund der ökonomischen Gegebenheiten schwächer sein musste als der "weiße Stamm" der Buren. Zudem ließ Verwoerd nie einen Zweifel daran, dass er deren Kultur als weit höherstehend erachtete als die der "Bantus". So sei z. B. eine höhere Schulbildung deren Kultur nicht gemäß.
Nach dem Wahlsieg der Nationalpartei 1948 (siehe auch: Geschichte Südafrikas), erhielt Verwoerd die Chance, seine Theorien in die politische Praxis umzuetzen. Zunächst trat er 1950 als Minister für Eingeborenenfragen in das Kabinett Malan ein. Schon im Jahr darauf legte er mit dem Bantu Authority Act einen wichtigen Grundstein für die 40 Jahre währende Apartheid-Politik. Das Gesetz stärkte vordergründig die Stellung der Häuptlinge in den Stammesgebieten, entrechtete aber die Angehörigen ihrer Stämme, die als Arbeiter in den Städten lebten.
Der erneute, überwältigenden Wahlsieg der Nationalpartei 1958 machte ihren Chefideologen nun auch zum Chef der Regierung. Den Zugewinn an Macht nutzte Verwoerd, um die Gesetze zur Rassentrennung noch weiter zu verschärfen. Seine Bantustan -Politik lief auf die räumliche Trennung von Schwarz und Weiß hinaus. Diesem Ziel diente vor allem der Promotion of Bantu Self Government Act, der scheinbar unabhängige Homelands für die schwarze Bevölkerung schuf. Diese waren aber nichts anderes als Reservate unter der Kontrolle williger Kollaborateure. Ihr Hauptzweck war es, die städtischen Schwarzen, die den Homelands ihres Stammes zugeordnet wurden, zu Ausländern zu erklären und damit ihrer südafrikanischen Bürgerrechte zu berauben.
Die Politik der Regierung Verwoerd provozierte die ersten schweren Rassenunruhen gegen die Apartheid, etwa im Township Sharpeville, wo die Polizei ein Massaker anrichtete. Anfang der 60er Jahre gründete Nelson Mandela den Umkhonto we Sizwe (Speer der Nation), eine kämpferische Untergrundbewegung innerhalb des ANC. Die Regierung antwortete mit weiteren Repressionen und Notstandsmaßnahmen. Auf die Ächtung Südafrikas durch die internationale Staatengemeinschaft reagierte sie mit dem Austritt aus dem Commonwealth und der Ausrufung der Republik Südafrika.
Bereits 1960 war ein erfolgloses Attentat auf Hendrik Verwoerd verübt worden. Am 6. September 1966 drang Demitrios Tsafendas, der Sohn eines Griechen und einer Mosambikanerin, der nach den südafrikanischen Rassegesetzen als Mischling galt, in das Parlamentsgebäude von Kapstadt ein und tötete den Ministerpräsidenten mit vier Messerstichen. Der Täter wurde als geistesgestört erklärt und lebenslang inhaftiert. Nachfolger Verwoerds als Ministerpräsident wurde sein Justizminister Balthazar Johannes Vorster.
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