Heinrich IV. (England)
Heinrich IV. (* 3. April 1367 in Lincolnshire; † 20. März 1413 in London) wurde im Bolingbroke Castle in Lincolnshire unter dem Namen Heinrich Bolingbroke geboren. König von England 1399 bis 1413. Gründer des Hauses Lancaster. Sein Vater, Johann von Gent, war der dritte überlebende Sohn von König Eduard III von England und wichtigster Berater von Heinrichs Vorgänger Richard II, wobei beide allerdings oft im Streit miteinander lagen.In den Auseinandersetzungen seines Cousins Richard II mit den Parlamenten seiner Zeit befand sich Heinrich zunächst wie die Mehrheit des englischen Adels auf der Seite der Opposition gegen den König. Im "Gnadenlosen Parlament" von 1388 gehörte Heinrich zu den Wortführern der Anklage, die für mehrere Todesurteile gegen Parteigänger Richards durchsetzten. Als der König in den folgenden Jahren wieder an Macht gewann, schlug Heinrich sich auf seine Seite. Dennoch wurde er im Jahr 1398 nach einer Hofintrige und im Rahmen einer allgemeinen Prozesswelle auf zehn Jahre verbannt. Als kurz darauf Johann von Gent starb, verlängerte der König diese Verbannung auf Lebenszeit, um sich das üppige Erbe Heinrichs anzueignen. Als Richard jedoch zu einem Irland-Feldzug aufbrach, landete Heinrich Bolingbroke in Yorkshire und erhielt sofort einen gewaltigen Zulauf aus nahezu dem gesamten englischen Adel. Der König kehrte umgehend aus Irland zurück, doch bereits in Wales löste sich sein Heer auf und lief zum Großteil zu Heinrich über. Dieser nahm Richard gefangen und schaffte ihn nach London. Im Tower eingkerkert wurde Richard II. gezwungen, die Krone abzugeben und Heinrich Bolingbroke, der sich nun Heinrich IV. nannte, als Nachfolger einzusetzen. Das einberufene Parlament erklärte Richard der Krone für unwürdig.
Mit der Absetzung Richards II. war die Thronfolge aber noch keineswegs klar. Bei strenger Auslegung des Erbrechts hätte Edmund Mortimer, Earl von March, in der Erbfolge vor Heinrich gestanden. Dies war für Heinrich jedoch nicht akzeptabel, da er selbst nach der Macht strebte und angesichts der Minderjährigkeit Edmunds die Gefahr bestand, dass Richard, der noch lebte, den Thron zurückerobern würde. Richard gelang es, den eigenen Herrschaftsanspruch mit Bezugnahme auf seine enge Verwandtschaft zu seinem Vorgänger, Parlamentsbeschlüsse und Gottesgnadentum durchzusetzen. Angesichts dieser fadenscheinigen Begründungen blieben während seiner gesamten Regierungszeit massive Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Thronfolge bestehen.
Realpolitisch konnte Heinrich IV. in seiner kurzen Regierungszeit dagegen eine Reihe von Erfolgen verbuchen. Wenige Monate nach der Machtübernahme gelang es ihm, einen Aufstand mächtiger Parteigänger Richards II. niederzuschlagen. Kurz darauf wurde Richard in Haft im Schloss Pontefract (Yorkshire) wahrscheinlich ermordet, vermutlich auf Befehl Heinrichs. In den folgenden Jahren kam es mehrfach zu Revolten der mächtigen nordenglischen Adelsfamilie Percy, die Heinrich kurz zuvor noch bei der Durchsetzung seines Thronanspruchs unterstützt hatte, sowie zu einem ungewöhlich umfassenden und lang anheltenden (bis 1410) Aufstand der Waliser unter Owain Glyn Dwr. Der Percy-Aufstand endete mit der Niederlage des aus der Familie stammenden herzogs von Northumberland 1408 bei Branham Moor. Aus allen diesen Auseinandersetzungen ging Heinrich als Sieger hervor. Der Erfolg des Königs ist zum Teil auch den militärischen Fähigkeiten seines ältesten Sohnes Heinrich zu verdanken, dem später König Heinrich V wurde. Verbündete fand er vor allem im Klerus, insbesondere in Thomas Arundel, Erzbischof von Canterbury. Dies bedeutete eine Stärkung der Commons im Parlament, die zeitweise ihr Mitspracherecht in der königlichen Haushaltsführung ausweiten konnten. Eine weitere Folge dieser Politik war das harte Vorgehen gegen die Lollarden, eine Bewegung, die grundlegende kirchliche Lehrsätze bezweifelte und vor allem in der Spätphase von Heinrichs Herrschaft als Ketzerei verfolgt wurde.
1406 nahmen englische Soldaten den späteren Jakob I von Schottland gefangen, der auf der Reise nach Frankreich war. Jakob blieb Gefangener bis zum Ende von Heinrichs Herrschaft.
Ab 1405 zeigte der König zunehmende Krankheitssymptome. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich im Winter 1408/09 dramatisch. Dennoch behielt er die Macht fest in der Hand, obwohl ihn sein Sohn, der spätere Heinrich V, zum Rückzug aus der Politik drängte. Dies führte vielmehr zu einem Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn, das aber kurz vor Heinrichs IV. Tod ein Ende fand. Heinrich IV. wurde von verschiedenen Krankheiten heimgesucht, unter anderem auch Epilepsie. Am 20. März 1413 starb er im Jerusalemzimmer im Haus des Abtes von Westminster an einer Hautkrankheit, die wohl Lepra war, und wurde in der Kathedrale von Canterbury begraben. Eine Exhumierung einige Jahrhunderte später brachte zum Vorschein, dass sein Körper wohl hervorragend einbalsamiert worden war.
1380 heiratete Heinrich Maria de Bohun, mit der er zwei Töchter und fünf Söhne hatte:
- Eduard (* April 1382) starb früh
- Blanche (* April 1382 - † 21. Mai 1409), heiratete Ludwig III von der Pfalz
- Heinrich V (* 9. August 1387 - † 31. August 1422), König von England
- Thomas von Lancaster (* 29. August 1388 - † 22. März 1422), Herzog von Clarence.
- Johann (* 20. Juni 1389 - † 14. September 1435), Herzog von Lancaster, Bedford, Kendal und Richmond
- Humphrey (* 3. Oktober 1390 - † 23. Februar 1446), Herzog von Gloucester.
- Philippa (* 4. Juli 1394 - † 5. Januar 1430), heiratete 1406 Erich von Pommern, König von Dänemark, Norwegen und Schweden
Vorgänger: Richard II | Liste der Herrscher Englands | Nachfolger: Heinrich V |
Das zweiteilige Drama König Heinrich der Vierte ist William Shakespeares Darstellung über das Lebensende dieses Königs.